Fortuna Düsseldorf Selbstsicher, aber bescheiden zum Tabellenführer
Die Fortuna hat durch den Sieg gegen 1860 neues Selbstvertrauen getankt. Beim Primus VfL Bochum am Freitag sieht sie sich aber als klarer Außenseiter.
Düsseldorf. Nichts spricht dagegen, dass Fortuna erstmals in dieser Zweitliga-Saison mit unveränderter Aufstellung in ein Spiel gehen kann. Dass nach dem ersten Saisonsieg am vergangenen Sonntag gegen 1860 München (3:0) am Freitag die Aufgabe in Bochum beim Tabellenführer ansteht, klingt ein wenig nach Ironie des Schicksals. Kaum ein wenig gefestigt, wartet schon eine „neue Herausforderung“, wie es Fortunas Cheftrainer Frank Kramer bezeichnete.
Zwar wirkte das Spiel gegen die Löwen auch auf den 43-Jährigen wie eine Befreiung, aber anstatt gleich nach einem Sieg von einer eingespielten Mannschaft zu sprechen, weist Kramer auf den Umstand hin, dass die Türen weiterhin nach beiden Seiten offen sind: „So homogen und gefestigt sind wir noch nicht“, sagt der Trainer, der weiterhin für jeden die Chance sieht, nach überzeugenden Trainingseinheiten in der Startelf zu stehen.
Der Unterschied zu den Vorwochen ist aber, dass nun zumindest die Möglichkeit besteht, dieselbe Formation aufs Feld zu schicken, da die Verletzung am Schaft des linken Fußes bei Axel Bellinghausen so gut wie verheilt ist. „Wir sind hier im Leistungssport, und da wird es Axel sicherlich auch schaffen, mit leichten Schmerzen aufzulaufen“, bestätigt Kramer die Möglichkeit, dass Bellinghausen wieder als linker Verteidiger anfangen wird. Auch die angeschlagenen Mathis Bolly („Er ist robust genug, um mit den Gegebenheiten in Bochum zurecht zukommen.“), Sercan Sararer und Didier Ya Konan sind wieder fit und einsatzbereit.
Dass Kramer so aus dem Vollen schöpfen kann, ist ein Zustand, den er bisher noch nicht kannte. Zwar fehlen weiterhin die Langzeitverletzten Sergio Pinto, Christian Gartner und Christopher Avevor, alle anderen Spieler stehen ihm aber zur Verfügung. „Erstmals wird es wohl Härtefalle geben, weil ich überlegen muss, wer zum Kader gehört und wer auf die Tribune muss“, sagt Kramer. „Aber das ist auch ein Merkmal dieser Mannschaft, dass sie diese Geschlossenheit lebt.“
Beispiele dafür sind Lukas Schmitz und Ihlas Bebou. Nach ihren leidvollen Erfahrungen von Nürnberg, wo der eine gar nicht spielen durfte und der andere ein- und wieder ausgewechselt worden war, fielen sie nicht in ein Loch, sondern waren einen Spieltag später gegen München zwei der Besten.
Doch allein die Quantität wird beim Tabellenführer aus dem Ruhrgebiet nicht reichen. „Wir wollen in Bochum unser Spiel machen, uns reinbeißen und bei dieser tollen Atmosphäre unsere Chance suchen“, erklärt Fortunas Cheftrainer. „Niemand darf und wird glauben, dass nach dem Erfolg gegen München alles von allein läuft.“
Diese Befürchtung hat aber eigentlich niemand bei der Fortuna, wo Erfolge und Misserfolge mittlerweile besser eingeschätzt werden können: „Wir haben uns gefreut, aber von Euphorie sind wir weit entfernt“, meint der Trainer, laut dem die Arbeit nicht weniger wird: „Wir werden sogar noch eine Schippe drauf legen müssen.“
Was in diesem Zusammenhang beruhigend stimmt, ist die Tatsache, dass die Fortuna in Sachen Fitness nicht nur mithalten kann, sondern zuletzt gar leichte Vorteile gegenüber den Gegner hatte. Trotzdem steht für Kramer fest: „Wir können nach dem bisherigen Saisonverlauf in diesem Spiel nur Außenseiter sein.“