Warten auf den Tesche-Salto
Der spezielle Torjubel ist für Robert Tesche eine „Option“ — wenn er erstmals für die Fortuna trifft.
Düsseldorf. Robert Tesche (25) zählt bei Fortuna Düsseldorf zu den ruhigen Zeitgenossen. Die äußere und innere Gelassenheit spiegelt sich auch im Spiel des Mittelfeldspielers wider. Die Leihgabe aus Hamburg wurde zum Rückrundenstart in der Pause gegen Augsburg eingewechselt und war danach nicht mehr aus dem Team wegzudenken — als beruhigende und ordnende Hand. Die Führungsrolle, die Tesche beim Hamburger SV eingefordert, aber nicht ausgefüllt hatte, übernahm er bei der Fortuna mit der ersten Ballberührung. „Ich hatte nicht gedacht, dass alles so gut läuft, denn es ist natürlich eine Umstellung, wenn man den Verein wechselt“, sagt der 25-Jährige. „Mit der Unterstützung der neuen Mitspieler ist es mir aber leicht gefallen, hier anzukommen und Selbstvertrauen zu zeigen.“
Mit seinen spielerischen Mitteln und seiner Aggressivität könne er der Mannschaft helfen. Eigenschaften, die Trainer Norbert Meier gefallen. Die „8“ ist eigentlich die Wunschposition von Tesche, der gerne seine Rolle offensiver interpretiert als ein reiner Abräumer vor der Abwehr. „Die Position gibt es im Spiel der Fortuna aber nicht“, sagt Tesche, der dennoch im Vergleich zum anderen „Sechser“ Adam Bodzek mit offensiveren Aufgaben vor allem in der Spieleröffnung betraut ist. „Das schnelle Umschalten nach dem Ballgewinn ist meine Aufgabe.“
2009 war Tesche von Arminia Bielefeld zum HSV gekommen. Warum es dort nicht so richtig funktioniert hat, weiß Fortunas neuer Mittelfeld-Mann nicht: „Keine Ahnung, aber das ist auch erst mal abgehakt, ich konzentriere mich nun nur noch auf die Fortuna. Über den HSV will ich hier nicht sprechen.“ Er wollte dort Stammspieler werden und mit dem HSV wieder international spielen, wie zu Beginn seiner Zeit in Norddeutschland.
So etwas wie ein „Trainings-Weltmeister“ war Tesche in Hamburg, während er in den Spielen seine HSV-Trainer Bruno Labbadia, Armin Veh, Michael Oenning sowie Thorsten Fink trotz seiner Erfahrung von mehr als 100 Bundesligaspielen nie so richtig überzeugen konnte. „Deshalb ist es sehr wichtig für mich, jetzt konstant zu spielen.“
Für Tesche zählt momentan nur das Spiel gegen Fürth. Gegen den Konkurrenten im Abstiegskampf müsse man unbedingt punkten. „Wir dürfen uns aber nicht zu viel Druck machen, sonst verkrampfen wir.“ Nur auf das nächste Spiel schaut er. Auch die Pläne und Gedanken für die Zeit nach der Saison und dem Ende des Ausleihgeschäfts mit dem Bundesliga-Aufsteiger zählen für Tesche derzeit nicht. Erst wenn das Ziel Klassenerhalt erreicht sei, will sich der gebürtige Wismarer mit den Möglichkeiten beschäftigen.
Tesche fühlt sich wohl in seiner neuen Umgebung: „Hamburg ist eine schöne Stadt, Düsseldorf ist auch schön, aber etwas kleiner und kompakter“, sagt Tesche, der sich mit seiner Frau hier eine Wohnung gemietet hat, weil er nicht in einem Hotelzimmer leben möchte. „Wenn ich hier allein wäre, käme schnell Langeweile auf.“
Den Vorwurf, dass er auf dem Platz kein Lautsprecher sei, lässt Tesche dagegen nicht gelten. „Ich kann auch mal aus mir rausgehen, das ist doch klar. Und ich spreche in den 90 Minuten auch viel und versuche, auf dem Rasen meine Mitspieler zu erreichen.“ Vielleicht gibt es ja bald auch noch einen spektakulären Tesche-Moment, wenn der 25-Jährige ein Tor für Fortuna mit einem Salto feiert. „Das ist eine Option“, sagt Tesche lächelnd.