Wolf Werner: „Wir sind am Zug“

Im WZ-Interview erklärt Fortunas Interimstrainer, dass er den Platz auf der Bank des Drittligisten „sicherlich“ wieder freimacht.

Düsseldorf. Herr Werner, wie groß war die Enttäuschung nach dem 0:3 in Babelsberg?Werner: Ich war riesig enttäuscht, mindestens genauso wie die mitgereisten Fans. Vielleicht noch mehr. Die Mannschaft hatte eine gute erste Hälfte gespielt und glaubte, dass sie das Gröbste überstanden habe. In der Halbzeit hatte ich noch davor gewarnt, aber dann hat sie sich im fremden Stadion doch auskontern lassen. Das war grob fahrlässig. Man kann dem Gegner nicht Tür und Tor öffnen und viel zu früh im Spiel die Ordnung aufgeben und ungestüm nach vorne rennen. Wie sieht es mit der Enttäuschung vier Tage danach aus?Werner: Natürlich herrscht sie immer noch vor. Mittlerweile haben die Spieler erfasst, welche Chance sie verpasst haben. Immerhin war es eine böse Klatsche gegen ein Team aus der unteren Tabellenregion, und es hat uns den Sprung an die Spitze gekostet. Wie haben Sie der Mannschaft das klar gemacht, durch eine längere Krisensitzung?Werner: Nein, ich bin doch kein Masochist, der in den Wunden wühlt. Wir haben die Niederlage am Dienstagmittag kurz aufgearbeitet - zusammen und in Einzelgesprächen. "Wir sind jetzt am Zug", habe ich der Mannschaft schon vor der Rückfahrt aus Berlin gesagt. Wie macht sich das bemerkbar, haben die Spieler gut zugehört?Werner: Zumindest wird es untereinander im Training schon mal lauter. Alle gehen mehr zur Sache, und so will ich es auch sehen. Das ständige Gejammer kann nicht sein, zum Fußball gehören auch Zweikämpfe. Ob die Trainingsarbeit fruchtet, wird sich allerdings auch erst im Spiel zeigen. Die Partie gegen Erfurt am Samstag ist immer noch ein Spitzenspiel. Welche Konsequenzen ziehen Sie aus der Niederlage?Werner: Sicherlich wird es einige personelle Änderungen geben, weil ich mit der jüngsten Leistung sehr unzufrieden war. Wir sind die Minimalisten in der Liga, weil wir uns zu wenig im gegnerischen Strafraum aufhalten. Man kann nicht darauf hoffen, dass immer nur die Stürmer treffen. Der Angriff beginnt in der Defensive - es ist keinem verboten, für Torgefahr zu sorgen. Die direkte Wirkung des Trainerwechsels blieb aus. Das hatten Sie sich anders vorgestellt, oder?Werner: Natürlich hätte ich gerne den positiven Effekt sofort gehabt. Aber zum einen müssen auch andere Trainingsinhalte neu erlernt und umgesetzt werden, wie es zum anderen wissenschaftlich erwiesen ist, dass sich durch Trainerwechsel nicht unmittelbar der Erfolg einstellt. Spieler, Trainer und Betreuer müssen sich ja ohnehin erst aneinander gewöhnen. Wann werden Sie - wenn überhaupt - Ihren Platz auf der Trainerbank wieder freimachen?Werner: Ich werde sicherlich Platz machen, denn ich bin nicht hierhergekommen, um wieder Trainer zu sein. Spätestens im Januar sollte es einen Nachfolger geben. Bisher haben wir mit keinem Kandidaten konkret gesprochen. Wir sammeln jetzt die Ideen und überlegen, wer am besten zur Fortuna passt. Was muss der neue Trainer mitbringen?Werner: Wir haben ein bestimmtes Profil im Sinn. Er muss kommen, um mit der Fortuna aufsteigen zu wollen. Von mir wird er erfahren, was für ein Druck in dieser Stadt herrscht und dass er sich dem stellen muss. Ganz wichtig wird sein, dass der neue Trainer den finanziellen Rahmen nicht sprengt. Stattdessen wird er viel Herz und Leidenschaft mitbringen müssen.

Aufstellung

So könnten sie spielen: