Fortuna Manager Wolf Werner: „Qualifikation hat mit Alter nichts zu tun“
Wolf Werner ist mit 71 Jahren der älteste Manager der Bundesliga. Er plädiert für Funktionäre und Trainer mit Erfahrung
Düsseldorf. Mit fast 71 Jahren ist Wolf Werner der älteste Manager in der Fußball-Bundesliga. Der Sportvorstand von Aufsteiger Fortuna Düsseldorf macht sich für die älteren Trainer und Funktionsträger stark und spricht über die Scheinheiligkeit im Transfergeschäft.
Warum tut sich ein Mann mit fast 71 Jahren noch diesen Stressjob an?
Wolf Werner: Gegenfrage. Warum wird mir immer die Frage nach dem Alter gestellt?
Weil Sie aktuell der älteste Bundesliga-Manager sind.
Werner: Meiner Meinung nach hat die berufliche Qualifikation nichts mit dem Alter zu tun. Das ist ja schon fast Diskriminierung. Im Management der Wirtschaft gibt es Leute, die viel älter sind als ich. Ich bin aber nicht sauer, dass mir diese Frage immer wieder gestellt wird. Anscheinend ist man in der Bundesliga nicht gewohnt, dass man auch auf Erfahrung setzen kann. Schließlich steckt auch sehr viel Know-how dahinter. Und mit meiner Verpflichtung hat die Fortuna nichts falsch gemacht. Als ich 2007 hier anfing, waren Dinge wie Ruhe, Besinnlichkeit und Ausstrahlung von Fachwissen gefragt. Fortuna brauchte damals keinen, der einfach nur Geld ausgibt.
Wie lange dauert bei Ihnen ein durchschnittlicher Arbeitstag, und wie schalten Sie ab?
Werner: Einen durchschnittlichen Arbeitstag gibt es ja fast gar nicht. Es gibt sehr stressige Phasen, wenn was Neues ansteht, in den Transferperioden zum Beispiel. Zwischendurch hat man auch ruhigere Phasen, so wie jetzt. Da kann man das Handy auch mal ignorieren.
Was ist heute anders als vor 25 Jahren? Was nervt Sie beispielsweise heutzutage?
Werner: Mich nervt eigentlich gar nichts. Aber es gibt bestimmte Dinge, die ich nicht gut finde. Zum Beispiel, dass wir in der Bundesliga relativ scheinheilig sind. Alle tun immer so, als würden sie sich an die Regularien halten. Dass ein Spieler erst ein halbes Jahr vor Ende seines Vertrages angesprochen werden darf. Kein Mensch hält sich dran.
Sie bei der Fortuna, Heynckes bei den Bayern — was zeichnet die Älteren der Szene aus?
Werner: Sie machen es anders, sie können es anders. Das ist auch ein Stück Altersweisheit. Die Personen, die Sie ansprechen, sind in der Regel ruhiger, sie lassen sich von der Hektik des Ganzen nicht anstecken. Und sie haben ihren eigenen Kopf, auch wenn sie nicht die einfachsten Menschen sind, diese Älteren. Da gibt es auch mal Stress. Aber wir beziehen es immer auf Inhalte und nicht auf Personen. Und wenn Schwierigkeiten auftreten, haben wir Älteren fast immer eine Lösung im Hinterkopf.
Sie bleiben noch eine weitere Spielzeit bei der Fortuna. Wohin soll der Weg des Vereins in dieser Zeit führen?
Werner: Wir sind hier unisono einer Meinung: diese Siebenmeilenstiefel nicht mehr zu benutzen. Wir werden Kontinuität bewahren und nicht hingehen und Millioneneinkäufe tätigen. Aber wir haben schon vor, auch mal Spieler von oben nach unten zu holen. Und nicht, wie in den vergangenen Jahren, von unten nach oben. So sind wir sukzessive gewachsen. Wir werden uns finanziell nicht übernehmen, obwohl wir heute in diesem Bereich besser dastehen als noch vor Jahren.
Werden Sie Ihren Nachfolger empfehlen und einarbeiten?
Werner: Ja. Man wird mit mir darüber sprechen. Aber wichtig ist: Hier kann kein Nachfolger her, dem es um viel Geld für sich persönlich geht. Wir wollen eines: dieses Werk, das uns bisher gut gelungen ist, fortführen. Und das können wir nur als Team schaffen, auch wenn es mal kontrovers hergeht. Wir brauchen auch eine Art Streitkultur.