Fragen und Antwoten: Was macht die Berufungskommission?

Zürich (dpa) - Für wenige Stunden konnte sich Joseph Blatter richtig glücklich fühlen. Der Freispruch für die WM-Gastgeber Russland und Katar war nach dem Geschmack des FIFA-Präsidenten. Obwohl er nicht als Freund der Fußball-WM am Golf gilt.

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Dass die Untersuchung durch den erwarteten Einspruch von Chefermittler Michael Garcia beim Berufungskomitee andauert, wirft nun aber viele neue Fragen auf.

Wie reagiert die FIFA auf die neuesten Entwicklungen?

Generalsekretär Jérôme Valcke zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht über den Disput innerhalb der Ethikkommission. „Wir können einfach nur sagen, dass es traurig ist, dass die beiden Vorsitzenden unserer Ethikkommission unterschiedliche Meinungen haben, wenn wir über solch wichtige Dinge im Fußball reden“, sagte Valcke.

Bei wem muss FIFA-Chefermittler Michael Garcia Berufung einlegen?

Garcia muss sich an das sogenannte Berufungskomitee der FIFA wenden. Das Gremium ist eines der juristischen Organe der FIFA. Es setzt sich aus einem Vorsitzenden, einem Vize-Vorsitzenden und elf Mitgliedern zusammen. „Der Vorsitzende und der Vize-Vorsitzende müssen über eine juristische Ausbildung verfügen“, heißt es in den FIFA-Statuten. Zudem seien „die Entscheide der Berufungskommission endgültig und für alle betroffenen Parteien verbindlich.“ Vorbehalten bleibt aber die Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof CAS. Am Freitagabend informierte die FIFA, dass es die „Absicht zum Einspruch“ von Garcia erhalten habe.

Wer sitzt in dem Gremium und mit welcher Entscheidung ist zu rechnen?

Das Komitee wird geleitet von Larry Mussenden, dem Verbandspräsidenten der Bermudas. Einzige europäische Vertreter sind der Präsident des Österreicherreichischen Fußball-Verbandes, Leo Windtner, und Christian Andreasen von den Färöer. Kein Mitglied kommt aus einem der Länder, die sich für die Turniere 2018 und 2022 beworben hatten. Die Erfahrung zeigt, dass die FIFA-Funktionäre selten Entscheidungen von großem Belang kippen. Die Erfolgsaussichten der Garcia-Berufung sind also sehr gering.

Was bedeutet die Entwicklung für das Image der FIFA?

Die Reaktionen weltweit sind fatal. Die Weltpresse schreibt wieder einmal von „Dunklen Machenschaften“ und jetzt sogar von „Bürgerkrieg“ im Weltverband. Ein anderes Signal ist auch fatal. Statt von der unabhängigen Ethikkommission wird über Wohl und Wehe der WM-Gastgeber wieder von verbandsinternen Funktionären im Berufungskomitee entschieden, die unter dem Verdacht stehen, als Mitglieder des engen Machtzirkels der Führungsspitze bis hinauf zu Präsident Blatter gewogen zu sein.

Können juristische Instanzen außerhalb der Sportgerichtsbarkeit tätig werden?

Die dubiosen Machenschaften im Fußball-Weltverband blieben in der Schweiz bislang nahezu ausschließlich ohne Konsequenzen der Justiz. Die Gesetze im Land des FIFA-Hauptquartiers ließen das nicht zu. In England und den USA wird aber über Polizei-Ermittlungen diskutiert, da die Interessen der eigenen Bevölkerung durch die gescheiterten WM-Bewerbungen tangiert sind. In Amerika soll laut Medienberichten das FBI schon länger aktiv sein und den früheren FIFA-Funktionär Chuck Blazer als Informanten engagiert haben. Inwiefern die Behörden dort allerdings Zugriff auf und Sanktionsmöglichkeiten gegen FIFA-Funktionäre anderer Nationalität hätten, ist fraglich.