Potsdam erneut im Europacup-Finale - Bajramaj geht

Potsdam (dpa) - Champions-League-Titelverteidiger FFC Turbine Potsdam hat mit einem 1:0 (1:0) im deutschen Halbfinal-Duell gegen den FCR Duisburg zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte ein europäisches Endspiel erreicht.

Die Turbine-Spielerinnen dürfen sich über ein Preisgeld von 200 000 Euro für den Finaleinzug freuen.

„Es ist Wahnsinn, was hier abgelaufen ist. In Potsdam ist die Mannschaft der Star, das hat man heute gesehen“, sagte ein sichtlich gerührter Potsdamer Trainer Bernd Schröder mit Tränen in den Augen direkt nach Abpfiff. Nur wenige Minuten später war dem Coach nicht mehr zum Lachen zumute, als er vernahm, dass der Wechsel von Nationalspielerin Fatmire Bajramaj zum FFC Frankfurt gerade via ZDF verkündet worden war.

„Es gehört sich einfach nicht, dass dieser Verein während der laufenden Saison Spielerinnen anbaggert, ohne mit uns zu sprechen“, schimpfte Schröder. Zuvor hatte Bajramaj selbst bestätigt, dass es für sie das letzte Spiel vor heimischer Kulisse gewesen sei. Sie hatte dem Trainer als einzigen Grund angegeben, dass sie näher zu ihrer Familie ziehen wolle - die lebt in Mönchengladbach.

Frankfurts Manager Siggi Dietrich bestätigte, dass der Wechsel kurz bevor steht. „Es wird am Montag noch finale Gespräche geben“, kündigte Dietrich an. Sollte der Transfer von Bajramaj wie geplant über die Bühne gehen, sieht Dietrich sein Team gut aufgestellt. „Dann hätten wir die drei Top-Leaderinnen der neuen Frauen-Fußball-Generation in Frankfurt“, sagte der FFC-Manager erfreut.

Noch mit Bajramaj treffen die „Torbienen“ im Endspiel am 26. Mai in London auf Vorjahrs-Finalgegner Olympique Lyon, das sich bereits tags zuvor mit einem 3:2 über den FC Arsenal qualifiziert hatte. Für das „goldene Tor“ vor 4600 Zuschauern im nicht ausverkauften Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion sorgte die Japanerin Yuki Nagasato nach Kopfball-Vorlage von Viola Odebrecht nach 40 Minuten.

„Finale oho“, tönte danach der Fan-Gesang durchs Stadion. Nach dem 2:2 im Hinspiel hatte Schröder keine Gelegenheit ausgelassen, sein Team vor den gefährlichen Duisburger Angreiferinnen zu warnen und von einem „trügerischen“ Hinspiel-Resultat gesprochen.

Und tatsächlich starteten die FCR-Damen wie die Feuerwehr, hatten durch die Japanerin Kozue Ando (11./18.) zwei Riesenchancen. Diese wurden aber von der zuverlässigen „Elfmeter-Heldin“ aus dem letztjährigen Endspiel, Anna Felicitas Sarholz, im Potsdamer Tor mit großartigen Paraden entschärft. „Eine Superleistung. Jede ist für die andere gerannt“, meinte die Keeperin strahlend. Und Duisburgs Trainer Marco Ketelaer monierte: „Potsdam hatte das Killer-Gen. Es ist für uns wie mit dem Murmeltier: Immer verlieren wir hier 0:1 und scheiden aus. Turbien hat verdient gewonnen.“

Als Duisburg im zweiten Durchgang alles auf eine Karte setzte, konterte Potsdam gefährlich und hatte durch Anja Mittag (64.), Bajramaj (70., 72., 86.) und Nagasato (90.) beste Gelegenheiten, für die Entscheidung zu sorgen. „Wahnsinn, dass wir es wieder geschafft haben“, sagte die nun nach Frankfurt wechselnde deutsche WM-Hoffnung Bajramaj. „Jetzt wollen wir in London gewinnen.“

Potsdam bleibt damit seit dem 6. September 2008 im heimischen Stadion unbesiegt. Bereits 2005 hatte Turbine erstmals das UEFA-Cup-Finale gewonnen, im Vorjahr gelang dann bei der Premiere der Champions League der erneute Triumph. Nur einmal mussten die Potsdamerinnen ein Finale als Verlierer verlassen: 2006 holte sich ausgerechnet Erzrivale FFC Frankfurt den UEFA-Cup.