Schult rüttelt nicht am Angerer-Thron - Krahn verletzt

Straßburg (dpa) - Annike Krahn humpelte dick bandagiert durch die Katakomben des Meinaustadions. Die 27 Jahre alte Abwehrchefin der deutschen Frauenfußball-Nationalelf hatte sich ihren Ausflug von der französischen Hauptstadt zum Länderspiel in Straßburg anders vorgestellt.

Doch die traurige Gewissheit für die Spielerin von Paris St. Germain nach dem 3:3 (1:2) gegen Frankreich lautete: Innenbandriss im rechten Knie - sechs Wochen Pause. Krahn reiste in die Sportklinik nach Hellersen, wo DFB-Teamarzt Bernd Lasarzewski mittels MRT die erste Diagnose nochmals überprüfte. Wie der Verband mitteilte, wurde dabei das Ergebnis der ersten Untersuchung bestätigt.

Eine Operation wird wohl nicht nötig sein, aber erneut muss die Diplom-Sportlehrerin nach einer Knieverletzung eine Pause einlegen. Immerhin ist ihre Teilnahme an der EM (10. bis 28. Juli) in Schweden nicht gefährdet. Doch einen Teil der Vorbereitung wird die Bochumerin verpassen. Für sie ein Dejà vú: Denn zehn Monate vor der Heim-WM 2011 erlitt sie im anderen Knie einen Kreuzbandriss, kämpfte sich gerade noch rechtzeitig zum Turnierstart wieder heran.

„Das ist bitter für sie und für uns. Annike ist sehr erfahren und für uns eine wichtige Spielerin“, sagte ihre Partnerin in der Innenverteidigung, Saskia Bartusiak. Ausgerechnet die Spielführerin verriet einige Unsicherheiten in ihrem Spiel. Was zeigt, dass Krahn als kompromisslose Abräumerin im Defensivverbund fast unverzichtbar ist. „Das 1:3 geht klar auf meine Kappe. Das war ein schlechter Rückpass von mir“, räumte Bartusiak zerknirscht ein.

Ihr Pass auf Ersatztorhüterin Almuth Schult, die statt Weltmeisterin Nadine Angerer im Tor stand und laut Bundestrainerin Silvia Neid „Erfahrungen auf hohem Niveau“ sammeln soll, geriet viel zu kurz. Frankreichs Stürmerin Marie Laure Delie (53.) erlief den Ball und schob lässig ein. „Wir müssen hinten souveräner agieren und auch unter Druck besser rausspielen“, monierte Neid und stellte nüchtern fest: „Zwei Tore haben wir uns selbst reingeschossen.“

Nach der Führung von Bianca Schmidt (12.) und dem Traumtor von Louisa Necib (15.) verlor die DFB-Elf den Faden. Die technisch starken Französinnen nutzten die Unsicherheit. Logische Folge war das 1:2, erneut durch Spielmacherin Necib (22.). Schon hier war ein Rückpass von Bartusiak Ausgangspunkt, allerdings hatte Schult genügend Zeit, den Ball zu verarbeiten. Doch die 22-Jährige traf die falsche Entscheidung und schoss Delie an. Den Abpraller schob Necib vor der tollen Kulisse von 15 888 Fans mühelos ein.

„Das war mein Fehler, aber daraus kann ich nur lernen. Deswegen testen wir ja gegen starke Gegner“, sagte Schult, die sich mit Angerer bis zum Länderspiel gegen die USA am 5. April in Offenbach im Tor abwechseln wird. Schult soll vorbereitet sein, wenn Angerer mal ausfällt oder womöglich nach der EM ihre internationale Karriere beendet. An Angerers Thron ist bis dahin nicht zu rütteln. „Natze ist die Nummer eins. Ich bin froh, wenn ich dabei bin“, sagte Schult.

Neid sammelte wichtige Erkenntnisse und war trotz der Gegentore nicht unzufrieden mit dem Start ins EM-Jahr. „Ich fand besonders gut, dass die Mannschaft Moral zeigte und nie aufgab, auch nicht nach dem 1:3.“ Letztlich rettete Nadine Keßler mit ihrem Doppelpack (66./81.) sogar noch die glänzende Serie von nun 19 Länderspielen ohne Niederlage seit dem Viertelfinal-Aus bei der WM 2011.