Fußball-Clubs gegen Europapokal-Reform
Doha (dpa) - Eine große Mehrheit der europäischen Fußballclubs möchte auch über 2015 hinaus an den bewährten Europapokal-Formaten festhalten.
Auf der Generalversammlung zum fünfjährigen Bestehen der European Club Association (ECA) in Katar wurde bekanntgegeben, dass 75 Prozent der in der ECA organisierten Vereine bei einer internen Umfrage „Zufriedenheit“ oder sogar „sehr große Zufriedenheit“ mit den bestehenden Formaten von Champions League und Europa League geäußert hätten. 87 Vereine aus 33 Nationalverbänden hatten sich beteiligt.
UEFA-Präsident Michel Platini hatte jüngst für den nächsten Europapokalzyklus von 2015 bis 2018 Überlegungen für eine Reform angestellt. Der Franzose hatte eine Abschaffung der Europa League und eine mögliche Aufstockung der Champions League von 32 auf 64 Clubs angesprochen. 92 Prozent der Vereine votierten jedoch für ein weiteres Nebeneinander beider Wettbewerbe.
Ein Startrecht des Europa-League-Siegers in der darauffolgenden Champions-League-Saison würde dagegen von einer Mehrheit unter gewissen Voraussetzungen begrüßt.
Die Vereine wurden in der Plenarsitzung auch über den neuesten Stand beim sogenannten „Financial Fairplay“ informiert. Der ECA-Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge betonte die Notwendigkeit gesunden Wirtschaftens. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München verwies auch darauf, dass die Verluste der Vereine in Europa auf ein Rekordniveau von insgesamt 1,7 Milliarden Euro gestiegen seien. Dieses Ergebnis einer Fünf-Jahres-Analyse hatte die UEFA am Montag vorgestellt. „Ohne eine Verhaltensänderung steigt die Gefahr der Pleite für die Vereine“, hatte UEFA-Chef Platini gewarnt.
Die Feier des fünfjährigen ECA-Bestehens in Doha soll den Club-Vertretern auch dazu dienen, sich persönlich einen Eindruck von den WM-Plänen Katars für 2022 zu verschaffen. Eine Austragung der WM im extrem heißen katarischen Sommer ist sehr umstritten. „Die Clubs haben eine Verantwortung gegenüber ihren Spielern“, betonte Rummenigge. Eine Verlegung des Turniers in die klimatisch angenehmeren Wintermonate wird seit der überraschenden WM-Vergabe der FIFA an das Scheichtum in Fußballkreisen intensiv diskutiert.
Rummenigge besuchte am Dienstag mit weiteren Vorstandsmitgliedern wie Sandro Rosell, dem Präsidenten des FC Barcelona, den WM-Pavillon in Doha. Dort gaben die katarischen Organisatoren den europäischen Vereinsvertretern einen visuellen Einblick in ihre imposanten WM-Pläne, die Rummenigge hinterher als „interessant“ bezeichnete.
153 der 207 in der ECA organisierten Vereine sind zu der zweitägigen Zusammenkunft nach Doha gekommen, darunter neben dem FC Bayern auch Vertreter von Bayer Leverkusen, Schalke 04, VfB Stuttgart, Hamburger SV, Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt. Borussia Dortmund, Werder Bremen und der VfL Wolfsburg fehlen nach ECA-Angaben bei der Fünf-Jahres-Feier am Persischen Golf.