Genervter Podolski sucht nach dem Ausweg
Nürnberg (dpa) - Lukas Podolski war froh, endlich mal wieder bei Anpfiff und Abpfiff auf dem Platz gestanden zu haben. Aber nach seinem ersten 90-Minuten-Einsatz im Nationaltrikot seit der USA-Reise im Sommer 2013 kam der Frust über seine Reservistenrolle beim FC Arsenal sofort wieder hoch.
Schließlich gab es für den 29 Jahre alten Fußball-Weltmeister zum 4:0 gegen Gibraltar nicht viel zu sagen. Sein 48. Länderspieltor war ihm im 121. Länderspiel nicht gelungen, trotzdem reklamierte Podolski für sich eine gute Spielnote. „Ich habe meine Sache ordentlich gemacht, habe zwei Tore vorbereitet.“
Es sei eben nicht so einfach, „einfach den Schalter umzulegen“, wenn man seit Monaten nicht mehr über 90 Minuten durchspielen durfte: „Es fehlen der Rhythmus und diese Spannung.“ Und Podolski reißt - langsam aber sicher - der Geduldsfaden. Auch in Nürnberg artikulierte er lautstark seine Unzufriedenheit, erneuerte genervt den Ruf nach einer Lösung in der Winterpause.
„Soll ich sagen, alles ist geil und ich sitze meinen Vertrag ab? Die Situation muss sich ändern. Ich bin Straßenfußballer, will spielen“, verkündete Podolski. Er wird spätestens im Januar das Gespräch mit den Arsenal-Verantwortlichen und vor allem mit Trainer Arsène Wenger suchen: „Dann schauen wir, was für beide Seiten die beste Lösung ist.“ Rückkehr in die Bundesliga? Zurück womöglich zum geliebten 1. FC Köln? „Ich denke, dass es noch zu früh ist, über einen Wechsel, ob das der FC ist oder anders wohin, zu sprechen.“ Im Sommer 2012 war er für zehn Millionen Euro nach London gewechselt. Diesen Preis könnten die Gunners im Winterschlussverkauf nun nicht mehr erzielen.
Podolski weiß, dass es längst nicht mehr nur um sein Wohlgefühl im Londoner Alltag geht. Bis 2016 steht er bei Arsenal unter Vertrag, im selben Jahr will er Europameister werden. Doch in der DFB-Auswahl steht der gemeinsam mit Bastian Schweinsteiger dienstälteste aktuelle Nationalspieler sportlich auf der Kippe, auch wenn er als Typ weiter eine wichtige Funktion hat. Bundestrainer Joachim Löw drängt immer unverhohlener auf Veränderungen der für ihn ebenfalls nicht mehr tragfähigen Lage von Podolski in England. „Letztendlich müssen wir überlegen, und er sich auch, was das nächste Jahr für ihn bringt“, erklärte Löw deutlich.
Podolski versteht Löws Forderung. „Was soll er denn sagen? Bleib da, die Situation ist super und alles ist positiv. Ist doch klar, er sieht das genauso wie ich“, kommentierte er geladen. Podolski hat die Schnauze voll. Zumal er sich mit 29 Jahren keineswegs als Auflaufmodell sieht - auch nicht im Team des Weltmeisters.
„Ich habe bei der Nationalmannschaft über Jahre gute Leistungen gezeigt. Ich habe vor, noch viele Jahre Fußball zu spielen. Ich bin ein Bestandteil der Mannschaft und möchte das auch noch lange bleiben“, erklärte er kämpferisch in Nürnberg.
„Ich bin nach wie vor vom Lukas überzeugt“, sagte Löw. Auch gegen Gibraltar habe Podolski „gute Aktionen“ gehabt. „Es ist immer so, wenn er in die Tiefe geht, wenn er nach vorne geht, dann ist der Lukas gefährlich, wie beim zweiten Tor von Thomas Müller.“ Zudem erzwang Podolski mit einem Vorstoß das Eigentor von Gibraltars Yogan Santos zum 4:0-Endstand.
Der DFB-Veteran steckt in einer sportlichen Sackgasse, auch bei seinem Förderer Löw: „Ich weiß, dass es für ihn momentan schwierig ist, 90 Minuten hohes Tempo zu gehen. Das ist einfach so, weil der Lukas ein Spieler ist, der Praxis und Wettkämpfe braucht. Dann hat Lukas die Qualität. Im Moment muss man leider sagen, hat er das fast ein halbes Jahr nicht.“