Gibraltars Coach Bula nach süßem 0:4: „Maul gestopft“
Nürnberg (dpa) - Allen Bula war stolz, richtig stolz. Nur vier Gegentore gegen Fußball-Weltmeister Deutschland veranlassten den Trainer Gibraltars aber nicht nur zu einem großen Lob für seine wackeren Amateure.
Auf dem Podium des Nürnberger Presseraums richtete der 49-Jährige auch eine Botschaft an namentlich nicht genannte Kritiker. „Es ging darum, einigen das Maul zu stopfen, die sagen, wir verdienen es nicht, hier zu sein. Wir verdienen es, hier zu sein und wir werden weiter vorangehen“, sagte der Trainer nach dem erstaunlich knappen 0:4 (0:3) in der EM-Qualifikation in Nürnberg.
Seine Spieler feierten nach dem Schlusspfiff ihre „bislang beste Leistung überhaupt“ (Bula). Lee Casciaro holte sich das Trikot von Jérôme Boateng, Joseph Chipolina das von Mario Götze. Die Torhüter bekamen Handschuhe von Manuel Neuer als Souvenir.
Der Gibraltar-Coach räsonierte derweil über den langen Weg Gibraltars auf die große Fußball-Bühne. Die UEFA hatte die Kicker vom Affenfelsen erst nach einem Urteil des Sportgerichtshofs CAS im Mai 2013 aufgenommen. Die FIFA verweigert weiter die Anerkennung. In diese Richtung dürfte Bulas Ansage gegangen sein.
Die DFB-Stars hatten nach der Partie Mühe, sich Kritik an einem Pflichtspiel gegen Amateure zu verkneifen. „Dieses Spiel ist eines, das man nicht braucht“, sagte Thomas Müller. Auch Bundestrainer Joachim Löw konnte sich nicht zu einem Lob für den Gegner durchringen: „Gibraltar hat mich nicht beeindruckt.“
Die Freude über den unansehnlichen, für den Gegner nervigen, aber taktisch erfolgreichen Tore-Verhinderungs-Auftritt ließ sich Bula aber nicht nehmen. „Wir haben kein richtiges Spiel geboten, aber ich hätte mir keine bessere Leistung vorstellen können“, sagte er. Vor der Partie hätte er von seinen Spielern hundert Prozent Leistung verlangt, aber auch ein Lächeln.
Zum Schmunzeln sind die Parallelvergleiche der Gibraltarer, die nun 2014 statistisch gesehen gegen den Weltmeister besser spielten als Rekordchampion Brasilien (1:7) und auf einem Niveau mit Portugals Superstar Cristiano Ronaldo (0:4) stehen.
Mit solchen Spielereien wird sich Bula aber wohl nicht lange aufhalten. Der Coach denkt voraus. „Unser Leben geht normal weiter.“ Sportlich wartet die nächste Qualifikationsaufgabe am 29. März mit der Reise nach Schottland.
Dann soll es für das designierte Null-Punkte-Team endlich das erste Pflichtspieltor geben, das in Nürnberg beinahe Liam Walker mit einer Bogenlampe aus großer Distanz gegen Manuel Neuer gelungen wäre. „Liam hat die ganze Zeit gesagt, dass Neuer weit vor dem Tor steht. Was für ein Tor wäre das gewesen“, schwärmte Bula.