Arnsberg Gewalt im Fußball: Wenn ein ganzer Spieltag abgesagt wird

Weil es auf den Fußballplätzen im Kreis Arnsberg vermehrt zu Angriffen gekommen ist, hat der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) alle Spiele bis Mitte November abgesagt. Wie steht der Fußball-Verband Niederrhein dazu?

Elf Rote und drei Gelb-Rote Karten hagelte es am Wochenende im Kreis Arnsberg.

Foto: Patrick Seeger

Kreis Arnsberg. Von der Kreisliga A bis D finden im Männer-Fußball im Kreis Arnsberg bis einschließlich 12. November keine Spiele statt. Das hat der Kreisverband am Montag mitgeteilt. Grund dafür sind sowohl verbale als auch tätliche Ausfälle den Schiedsrichtern gegenüber, aber auch unter den Spielern selbst.

"Was wir Staffelleiter auch feststellen mussten: Am heutigen Spieltag sind allein elf Rote Karten und drei Gelb/Rote Karten in den Kreisligen A-D gegen die Spieler gezeigt worden. Nicht wegen Notbremsen oder Foulspiel. Nein, auch Kopfstöße gegen Mitspieler sind ,nun schon mit steigender Tendenz festzustellen'", erklärt Michael Ternes, der Vorsitzende des Kreisfußballausschusses im Fußballkreis Arnsberg auf der Seite des Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW).

Aufgrund der Attacken gegen Unparteiische, so berichtet Ternes in seiner Erklärung weiter, habe es im Kreis bereits so viele Abmeldungen von Schiedsrichtern gegeben, dass die Zahl der Aktiven unter 100 gesunken sei. "Ein Alarmsignal, um den Spielbetrieb noch aufrecht erhalten zu können", so Ternes. In der Tat nicht einmal die Hälfte aller Meisterschaftsspiele im Seniorenbereich sind ausgetragen und bereits zum zweiten Mal musste ein Spiel abgebrochen werden, weil ein Schiedsrichter körperlich attackiert wurde. Schon Anfang Oktober hatte es einen Vorfall gegeben. Damals war es ein Faustschlag gegen einen Unparteiischen gewesen. Nach dem nun zweiten Fall in dieser Richtung hatte der Kreisschiedsrichterausschuss die zuständigen Stellen dazu aufgefordert Maßnahmen zu ergreifen. Dies ist nun in Form der Einstellung des Spielbetriebs geschehen. Ausgenommen von der Absetzung sind die Spiele der Frauen- und Jugendmannschaften im Kreis Arnsberg.

Auch im Fußballverband Niederrhein (FVN) muss man sich immer wieder mit dem Thema "Gewalt im Fußball" auseinandersetzen. Warum? "Weil der Fußball die Gesellschaft auf breiter Ebene abbildet", sagt Stefan Langerfeld Vorsitzender des Kreises Wuppertal/Niederberg des FVN und fügt hinzu: "In der Gesellschaft haben Respektlosigkeit und Gewalt zugenommen."

Nach einem Vorfall auf Wuppertal-Linde, bei dem Spieler des Solinger Vereins am Ende der vergangenen Saison das Schiedsrichtergespann kurz nach Abpfiff einer Bezirksliga-Partie angegriffen hatten, blieb dem Sportgericht nur hart durchzugreifen: Der Hauptbeschuldigte darf Wuppertaler Platzanlagen bis Ende 2021 nicht mehr betreten. Für einen weiteren Solinger gilt das bis Ende 2019. Das ist auch gut so, sagt Stefan Langerfeld: "Wir können nur immer wieder an die Gerichte appelieren, Höchststrafen auch zu verhängen." Man müsse sich von Leuten, die sich nicht an die Regeln halten, distanzieren, dürfe sie nicht auch noch schützen.

Langerfeld erinnert sich noch an einen weiteren prominenten Fall im Zusammenhang mit Gewalt im Sport: Als beim traditionellen Winterturnier in der Wuppertaler Uni-Halle vor vier Jahren ein Spieler von Union Roma ausfallend wurde und sich prügeln wollte, wurde der Verein für eine komplette Saison gesperrt. Nur durch Prävention könnten Verband und Vereine dafür sorgen, dass es gar nicht erst zu Gewalt komme. Im Kreis Wuppertal/Niederberg habe man alle Spielführer und -trainer vor der Saison eingeladen, um Verhaltensregeln zu besprechen. Doch auch in der Gesellschaft müsse sich etwas ändern. Ganze Spieltage auszusetzen, sei ein Zeichen, so Langerfeld.

Dienstagabend hat er noch einen Termin beim FVN in Duisburg: "Dann wird die Spieltagsabsetzung im Kreis Arnsberg vermutlich auch diskutiert.".