Luiz Gustavo und Dante: Takt- und Tonangeber in der Seleção
Brasilia (dpa) - In Badelatschen und mit einer Schellen-Trommel in der Hand schlendert Dante aus der Kabine. Der Abwehrchef des FC Bayern hat sich zwar noch keinen Stammplatz in der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft erkämpfen können, den Ton gibt er dennoch an.
In München ist der 29-jährige Afrolockenkopf der DJ des Triple-Gewinners, in der Seleção macht er im Bus die Musik. „Ich bin wie immer der Chef“, sagt er und biegt sich vor Lachen. „Bei uns gibt es sehr großen Druck, da ist es wichtig, dass wir ein bisschen Spaß haben und dass wir ein bisschen entspannt sind.“
Den Taktstock schwingt auch sein Clubkollege Luiz Gustavo - im defensiven Mittelfeld. Beim 3:0-Auftaktsieg des fünffachen Weltmeisters beim Confederations Cup war er für Trainer Luiz Felipe Scolari einer der Besten: „Er kommt aus der deutschen Schule, wo die Anforderungen hoch sind.“ Der Brasilianische Fußball-Verband (CBF) widmete ihm danach einen extra Artikel auf seiner Homepage. Auch Tostão, der Weltmeister von 1970 und einer der schärfsten Kritiker im Lande, lobt Luiz Gustavo: Endlich einer, der gut decken könne, schnelle Pässen vorne spiele - aber immer schön hinten bleibe.
Dass die beiden Münchner auf das DFB-Pokal-Finale und die große Abschluss-Sause verzichten mussten, haben sie inzwischen verschmerzt. „Das war keine schöne Geschichte. Manchmal ist es gut im Leben zu vergessen“, sagt Dante. “„Der große Fehler war vom DFB, vom Verband. Die Bayern hatten keine Schuld“, erklärt Luiz Gustavo.
Die CBF hatte das Duo - gemäß der FIFA-Regeln - zur Vorbereitung auf die „Mini-WM“ angefordert. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach von „Psychoterror“ und „unmenschlichem Druck“. Man ließ die beiden aber ziehen, weil man beim Champions-League-Sieger weiß, wie viel Dante und Luiz Gustavo die Seleção wert ist und wie sehr sie auf die WM-Teilnahme 2014 hoffen.
Den Pokal haben die Bayern dann auch ohne das Duo gewonnen, zumal Dante - mit den Medaillen für die Meisterschaft und die Königsklasse um den Hals - der Mannschaft noch eine Videobotschaft geschickt hatte. Und die Bayern-Profis hielten nach dem 3:2-Sieg in Berlin gegen den VfB Stuttgart die Trikots mit den Namen der beiden Brasilianer in die Kameras. „Das war wunderbar! Ich war ganz, ganz froh. Das war ganz toll von unserer Truppe“, sagt Dante und strahlt wieder übers ganze Gesicht. „Es war eine unglaubliche Saison.“
Luiz Gustavo hatte im Champions-League-Finale gegen Dortmund nur ein paar Minuten gespielt und hofft auf einen weiteren Titel. „Ich bin immer noch voll motiviert. Wir wollen hier ins Endspiel kommen und gewinnen. Mit meinem Land will ich das erreichen“, sagt er vor dem nächsten Gruppenspiel am Mittwoch in Fortaleza gegen Mexiko mit ernster Miene. „Die Leute hier leben Fußball wie ich.“
Das Finale in Rio de Janeiro aber ist erst am 30. Juni - vier Tage nach dem Trainingsauftakt beim FC Bayern mit Pep Guardiola. „Ich hab' großen Bock drauf, wieder mit den Jungs zu spielen“, sagt Dante und grinst schon wieder: „Aber ein bisschen Urlaub brauch' ich. Eine Woche, bitte! Sonst sind Mama und Papa sauer.“ Spätestens am Samstag gegen Italien hofft Dante auf einen Auftritt vor seiner Großfamilie und den Freuden: „Ich hoffe, in meiner Heimatstadt Salvador spielen zu können.“