Spanische Pleite-Liga: Hälfte der Clubs insolvent
Madrid (dpa) - Spaniens Primera División bezeichnet sich gerne als „die stärkste Fußball-Liga“ der Welt. Der Zweikampf zwischen den Erzrivalen Real Madrid und FC Barcelona zieht die Fußballwelt in seinen Bann.
Aber der Glanz täuscht.
Unterhalb der Spitzenclubs Real und Barça tun sich wahre Abgründe auf. 21 Vereine der 1. und 2. spanischen Liga mussten in den vergangenen Jahren Konkurs anmelden oder sie stehen kurz davor, dies zu tun.
Das heißt: Im Land des Weltmeisters musste sich die Hälfte der 42 Profi-Vereine für zahlungsunfähig erklären. Der jüngste Fall ist der des sechsmaligen Pokalsiegers Real Saragossa. Zuvor hatten bereits Erstliga-Clubs wie Betis Sevilla, RCD Mallorca, der FC Málaga, UD Levante, Real Sociedad San Sebastián oder Sporting Gijón den Konkursrichter anrufen müssen.
In keiner anderen Profi-Liga in Europa gibt es eine solche Pleite-Serie. Alfredo Relaño, Chefredakteur des Sportblattes „As“, witzelt: „Unser Fußball hält sich eisern an die Regel, jedes Jahr zehn Prozent mehr Geld auszugeben, als er einnimmt.“ Einige Vereine wie der FC Málaga oder der FC Getafe legten aufgrund der finanziellen Nöte ihr Schicksal in die Hände von Ölscheichs.
Für die anderen Clubs, die keine reichen Geldgeber fanden, erwies sich das Konkursverfahren als ein probates Mittel. Der Konkurs hat nämlich einen großen Vorteil: Er schützt vor einem Zwangsabstieg. Nach dem Reglement des spanischen Verbandes RFEF muss ein Verein, der am Stichtag des 30. Juni mit der Zahlung der Spielergehälter in Verzug ist, normalerweise absteigen. Diese Regel gilt jedoch nicht für Clubs, die sich in einem Konkursverfahren befinden. Nach einem Gerichtsurteil haben die Konkursgesetze Vorrang vor den RFEF-Regeln.
Die Profi-Liga (LFP) und die Spielergewerkschaft (AFE) sehen darin eine grobe Benachteiligung seriös wirtschaftender Vereine: Sparsame Clubs steigen ab, weil sie sich keine teuren Spieler leisten; dagegen erhalten andere Vereine die Klasse, indem sie mehr Geld ausgeben, als sie haben. Die AFE drohte mit einem Streik und gab die Devise aus: „Die Liga wird nicht wie geplant am 20. August in die neue Saison starten, wenn bis dahin die Gehälter nicht gezahlt sind.“
Nach Angaben der Zeitung „ABC“ haben fast 300 Profis der 1. und 2. Liga ihre vertraglich vereinbarten Gehälter nicht vollständig erhalten. Der Stürmer David Aganzo von Rayo Vallecano berichtete: „Bei uns mussten einige Spieler ihre Autos verkaufen, um über die Runden zu kommen. Andere haben kein Geld fürs Benzin.“ Dennoch schaffte der Club aus dem Madrider Arbeiterviertel den Aufstieg in die Primera División.