Wettskandal in Italien: „Task Force“ ermittelt
Rom (dpa) - Die italienische Regierung hat sich mit einer „Task Force“ in die Aufklärung des Fußball-Wettskandals eingeschaltet. „Ich habe dem Polizeichef den Auftrag gegeben, zu klären, wer Spiele in Italien mit betrügerischen Mitteln manipuliert“, sagte Innenminister Roberto Maroni.
Maroni vermutet mafiöse und kriminelle Einflüsse im italienischen Fußball. Die Regierung entspricht mit ihrer Intervention den Wünschen des Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI) und des italienischen Fußballverbands (FIGC). In einer gemeinsamen Erklärung hatten diese angesichts des immer weitere Kreise ziehenden Wettskandals eine „stärkere Zusammenarbeit“ von Sport, Justiz und Staat zur Bekämpfung von Wettmanipulation im Fußball gefordert. CONI-Präsident Gianni Pertrucci und FIGC-Chef Giancarlo Abete versprachen eine „Null-Toleranz-Politik“ und kündigten „schärfere Strafen für unerlaubte Wetten an.
Seit der landesweiten Razzia stehen neun Verdächtige unter Hausarrest, sieben befinden sich in U-Haft. Insgesamt wird gegen 30 Personen ermittelt, darunter gegen den ehemaligen Nationalspieler und Lazio-Rom-Kapitän Beppe Signori sowie Atalanta Bergamos Spielführer Cristiano Doni. Wie Signori, bestreitet auch Doni die Vorwürfe: „Ich habe nichts damit zu tun, werde aber von allen massakriert“, zitiert die „Gazzetta dello Sport“ Doni.
Der inhaftierte Sportdirektor des Drittligisten Ravenna Calcio, Giorgio Buffone, hat als Erster Spielmanipulationen gestanden. Diese haben nach Angaben seines Anwalts jedoch nicht funktioniert. In der Serie B sind dagegen Spiele nach Meinung der Ermittler mit Erfolg manipuliert und die Meisterschaft dadurch verfälscht worden. Der Aufstieg von Bergamo und des AC Siena scheint infrage zu stehen. Beide Clubs wiesen jegliche Verwicklung in den Wettskandal zurück.
Die „Gazzetta“ berichtete jedoch, dass die federführende Staatsanwaltschaft Cremona dem Verdacht nachgeht, wonach Siena Spieler des Gegners Sassuolo vor seinem 4:0-Sieg am 27. März mit 45.000 Euro bestochen haben soll. Die Ermittler stützten sich dabei auf abgehörte Telefongespräche.
Am Wochenende hatte sich die Wettaffäre immer mehr auf die Serie A ausgeweitet. Laut Staatsanwalt Roberto Di Martino sind fünf Erstligaclubs ins Visier geraten, deren Namen er aber nicht nannte. Am Montag berichteten mehrere Zeitungen, dass nun auch Neapels 2:3-Heimniederlage gegen Parma am 19. April vergangenen Jahres erneut angezweifelt werde, weil mutmaßliche Mitglieder der Camorra hohe Summen auf eine Niederlage des SSC gesetzt hätten.