Zenit-Angriff auf Russlands Fußballkrone

Moskau (dpa) - Der entthronte Meister Zenit setzt auf Altstars, das ambitionierte Anschi auf Millioneneinkäufe - und Titelverteidiger ZSKA auf eine eingespielte Mannschaft. Mit völlig unterschiedlichen Ansätzen starten Russlands Topclubs an diesem Wochenende in die neue Fußballsaison.

Dahinter kämpft der deutsche Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi mit Dynamo Moskau um den Einzug in den Europapokal. Mit der Meisterschaft wird der frühere Stuttgarter und Schalker nach Ansicht von Experten aber kaum etwas zu tun haben. „Ich glaube, den Titel machen Zenit St. Petersburg und ZSKA Moskau unter sich aus“, meint auch Kuranyi selbst. Während aber ZSKA den Kader nach dem Double-Triumph eher in der Breite verstärkte, sorgte bei Zenit die Rückkehr von Andrej Arschawin (FC Arsenal) und Anatoli Timoschtschuk (Bayern München) für Aufsehen. „Für die Liga sind diese beiden eine absolute Bereicherung“, sagt Kuranyi der Nachrichtenagentur dpa.

Doch Kommentatoren im Ausrichterland der Weltmeisterschaft 2018 sind skeptisch. Die Routiniers, die für goldene Zenit-Zeiten mit dem Gewinn des Uefa-Pokals 2008 stehen, könnten die ohnehin angeschlagene Autorität von Trainer Luciano Spalletti noch weiter infrage stellen.

Zwar ist Störenfried Igor Denissow, der im Vorjahr wegen eines Streits um höhere Gehälter wochenlang suspendiert war, an Konkurrent Anschi Machatschkala verkauft, aber der brasilianische Megaeinkauf Hulk ist noch immer nicht richtig integriert. Nun dringt Spalletti auf einen Transfer des Montenegriners Mirko Vucinic vom AS Rom, den der Trainer aus gemeinsamen Zeiten in Italien kennt.

Kräftig aufgerüstet hat indes der Vorjahresdritte Anschi: Nachdem das Team von Coach Guus Hiddink in der Rückrunde phasenweise einbrach, sollen neue Stars wie Nationalmannschaftskapitän Denissow dem neureichen Club aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus den sehnlich erhofften Einzug in die Champions League bringen. Für die Abwehr kam der Ex-Herthaner Christopher Samba nach nur einem halben Jahr aus England zurück, und im Sturm soll neben Superstar Samuel Eto'o künftig das russische Talent Alexander Kokorin wirbeln.

19 Millionen Euro zahlt Anschi für den Dribbler an Dynamo - dank des milliardenschweren Präsidenten Sulejman Kerimow kein Problem. Für Dynamo und Kuranyi ist der Wechsel ein herber Verlust, auch wenn der Angreifer demonstrativ entspannt bleibt. „Wir haben schon im letzten Jahr gezeigt, dass wir mit mannschaftlicher Geschlossenheit viel wettmachen können“, sagt Kuranyi.

Damals reichte es am Ende trotz einer sensationellen Siegesserie nicht für einen Platz in der Europa League. „Natürlich war die Enttäuschung groß, dass es trotz unserer tollen Aufholjagd am Ende ganz knapp nicht gereicht hat. Aber der Blick geht längst wieder nach vorne“, macht Kuranyi sich und dem Team Mut. Dabei fällt der 31-Jährige zum Auftakt am Sonntag gegen Wolga Nischni Nowgorod aus - eine Adduktoren-Verletzung setzt ihn bis Anfang August außer Gefecht.

Auch ohne Kuranyi muss vor allem der Start deutlich besser gelingen - die Konkurrenz um die begehrten Europokalplätze ist wieder hart. So hegen die Stadtrivalen Spartak und Lokomotive, das sich nach einem enttäuschenden neunten Platz von Trainer Slaven Bilic trennte, große Ambitionen.

Auch Ex-Meister Rubin Kasan will im neu errichteten Stadion wieder angreifen. Und dann ist da noch Europa-League-Starter Kuban Krasnodar. Mit dem französischen Ex-Nationalspieler Djibril Cissé als Neuzugang sorgte die Überraschungsmannschaft des Vorjahres für einen echten Paukenschlag auf dem Transfermarkt.