Der Herr der KFC-Wäsche (mit Video)
Erwin Günther ist seit sieben Jahren Zeugwart des KFC Uerdingen und fast täglich für die Blau-Roten im Einsatz.
Krefeld. 30 Jahre lang war Erwin Günther ein glühender Anhänger des KFC Uerdingen, der seit 2007 auch sein Arbeitgeber ist. Als Zeugwart kümmert sich der 57-Jährige an mindestens sechs Tagen in der Woche um die Trainings- und Spieltextilien der Regionalligamannschaft. An der Faszination für die Blau-Roten hat sich seitdem nichts geändert für Günther, der betont, dass der KFC alles für ihn sei. „Meine ganze Wohnung ist mit Zeitungsausschnitten und Fanartikeln vom KFC voll“, sagt Günther, der als Fan mit der Mannschaft damals den DFB-Pokalsieg in Berlin feierte und auch den legendären 7:3-Sieg gegen Dynamo Dresden erlebte - ohne dabei wie viele andere in der Halbzeit nach Hause zu gehen.
Von seiner Wohnung in Oppum bricht er mindestens sechs Tage in der Woche zu seinem zweiten Zuhause auf - der Grotenburg. Gegen sieben Uhr morgens trifft Günther unter der Woche mit seinem Roller kommend an der Spielstätte des KFC ein. In zwei vor dem Stadion aufgestellten Containern hat Günther seinen Arbeitsplatz.
Mit Tageszeitungen und Butterbroten eingedeckt, macht sich Günther Tag für Tag daran, die Trainingssachen und Trikotsätze zu waschen, zu trocknen, zu falten und einzusortieren. „Ich habe hier schon viele Trainer und Spieler kommen und gehen sehen und muss sagen, dass diese Truppe menschlich eine der besten ist, die wir hier je hatten“, sagt Günther.
Nahezu jeder Spieler kommt vor dem Trainingsbeginn kurz bei Erwin Günther vorbei. „Ein übermäßiges Verhältnis habe ich nicht zu den Spielern, trotzdem können wir über vieles reden“, sagt der Zeugwart, der seit dieser Saison mit Marcus Kupke eine helfende Hand an seiner Seite hat. Denn Günther schmerzt das Knie. „Marcus’ Hilfe ist sehr wichtig für mich. Aber auch Spieler wie Fabio Fahrian oder Aliosman Aydin bringen mir immer die Wäschekörbe mit hoch.“ Bei fünf bis acht Maschinen Wäsche pro Tag — je nach Jahreszeit — kommt da schon ein gewaltiger Wäscheberg zusammen.
Doch die Arbeit des Zeugwarts hat natürlich noch weitere Facetten. So greift Günther meist Mitte der Woche zum Handy und ruft die gegnerischen Mannschaften vom Wochenende an, um den Spieltag in Sachen Farbauswahl der Trikotsätze zu planen. Geht es zu einem Auswärtsspiel, packt der Zeugwart mit dem ins Auge fallenden Schnurrbart gegen Ende des Jahres jeweils eine Kiste mit Winterjacken, Aufwärmsachen, Decken, Trainingsbällen, Torhütersachen, Handtüchern, zwei Trikotsätzen, Leibchen, Hütchen, Thermounterwäsche und eine Schuhkiste.
„Ob zum Spiel oder zum Training, die Spieler kommen ja meist nur noch mit ihrem Kulturbeutel, um den Rest kümmere ich mich“, sagt Günther, den Ex-Trainer Aleksandar Ristic immer als Chef des KFC bezeichnete. „Ich bin kein Chef, ich mache einfach meinen Job, versuche dem Trainerteam Arbeit abzunehmen und freue mich, wenn die Mannschaft erfolgreich ist“, sagt Günther, der auch schon mal während eines Auswärtsspiels 90 Minuten in der Kabine bleibt, weil man diese nicht abschließen kann oder die mitgebrachten Sachen nur auf dem Flur zu lagern sind.
Zweimal war Günther bislang seit seinem Dienstantritt beim KFC erst krank. Die Verantwortlichen des Regionalligisten wissen nicht nur deshalb ganz genau, was sie an ihrem Zeugwart haben. „Durch seine menschliche Art und die Art, wie er seine Arbeit macht, ist er bei uns unersetzlich, und wir müssen einfach froh sein, dass solche Menschen für uns arbeiten“, sagt Heiner Essingholt, der Günther damals zum Verein holte. Vielleicht war es damals die beste Verpflichtung der vergangenen Jahre an der Grotenburg. Erwin Günther ist beim KFC auf jeden Fall nicht mehr wegzudenken.