Rettet Riege den KFC? Ein besessener Liebhaber des Fußballs

1971 begann die Karriere von Horst Riege beim FC Bayer Uerdingen. 44 Jahre später soll er den Nachfolgeklub retten. Kann das gelingen?

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Im Dezember noch hatten sie sich getroffen. Wie alljährlich auch. Das Gros der Spieler des FC Bayer Uerdingen, die in der Saison 1974/75 Vizemeister der 2. Liga wurden und in die Bundesliga aufgestiegen sind. 40 Jahre ist das jetzt her. Und nun werden sie wieder gebraucht. Zumindest einer. Ganz dringend. Horst Riege. Er soll retten, was kaum mehr zu retten scheint. Die Regionalliga.

Einer, der im Dezember bei dem Treffen der Aufsteiger dabei war und nicht weniger als aktuell das bekannteste Gesicht der ehemaligen Bayer-Fußball-Generation ist, Friedhelm Funkel, sagte über seinen ehemaligen Mitspieler: „Horst ist ein Supertyp, ein besessener Liebhaber des Fußballs.“ Und Funkel prophezeit: „Er wird viel Begeisterung in die Mannschaft tragen, weil er eine offene, ehrliche Art hat. Das wird die Mannschaft wachrütteln.“ Ob es am Ende von Erfolg gekrönt sein wird, ist das große Fragezeichen. Vor allem aber — es liegt nicht mehr in der Hand dieser Mannschaft, dieses neuen Trainers. Aus eigener Kraft, kann Riege, der mit 18 Jahren seinerzeit zum FC Bayer Uerdingen kam, die Mannschaft nicht mehr retten. Zwei Punkte und das deutlich schlechtere Torverhältnis gegenüber der Konkurrenz stehen dem Vorhaben entgegen.

Riege und Gotsche beim ersten KFC-Training
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Riege und Gotsche beim ersten KFC-Training

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62 Jahre ist er mittlerweile, Pensionär, hat Zeit und kennt die Szene, den Markt, damit Spieler und Funktionäre. Woche für Woche ist er noch auf den Fußballplätzen präsent. Und sein Name wurde schon lange gehandelt in und um den KFC. Als der gestern entlassene Murat Salar aber mit der Mannschaft vor fünf Wochen 4:0 in Wattenscheid gewann, glaubten die Verantwortlichen, die Wende sei eingetreten. Ein Trugschluss. Nach Informationen der WZ sollte Riege damals übernehmen, hätte Salar in Wattenscheid nicht gewonnen.

Riege wird kämpfen. Er hat immer gekämpft. Riege war Abwehrspieler, rannte und rannte, Kilometer um Kilometer. Nach heutigen Maßstäben, wo zwölf bis 13 Kilometer von den laufstärksten Spielern in der Bundesliga zurückgelegten werden, wäre er unter den Top-Ten der Liga.

Riege war bis zur Pensionierung Angestellter der Bayer AG, blieb dem Fußballs nach seiner aktiven Karriere als Trainer verbunden. Bei Preussen Krefeld war er Anfang der 90er Jahre zumeist Co-Trainer u. a. von Dieter Tartemann oder Fred Bockholt. Axel Morel, seinerzeit Mäzen und Chef der Preussen, sagt der WZ: „Horst Riege lebt Fußball. Er ist ein hochanständiger Typ.“ Er schätzt dessen loyale Art, hegt aber Zweifel, dass Riege in der Regionalliga der richtige Cheftrainer ist. „Ich sehe in ihm den idealen Co-Trainer“, sagt Morel. Womöglich sei er als Chef ein zu ruhiger Typ und beschreibt das so: „Wenn Du ihn Heiligabend nach Japan schickst, weil er jemanden scouten soll, fährt der mit dem Fahrrad los.“

Zumindest bei seinen weiteren Trainerstationen nach Preussen Krefeld hätte Riege das Fahrrad nehmen können. Er trainierte den SC Schiefbahn (Landes- u. Verbandsliga), den 1. FC Kleve (Landesliga), den VfL Tönisberg, den Rheydter SV (Oberliga) und GSV Moers (Verbandsliga). Im Januar 2010 übernahm er das Traineramt beim Landesligisten SV Sonsbeck und stieg mit ihm in die Niederrheinliga auf. Jetzt ist Riege zurück auf der Fußball-Bühne, dort, wo alles angefangen hat. Die Frage ist — wie lange?