3. Liga Kenia will sich beim KFC beweisen
Krefeld · Levan Kenia tauchte plötzlich als Testspieler im Kader des KFC Uerdingen in der Partie gegen PSV Eindhoven auf. Den Kontakt stellte Co-Trainer Stefan Reisinger her.
Der ein oder andere wird sich gewundert haben. Dass der KFC Uerdingen in der Vorbereitung gerne mal Testspieler zum Einsatz bringt, ist sicherlich nichts Neues. Ein wenig überraschend war es dann aber doch, als plötzlich der Name Levan Kenia in der Startelf gegen PSV Eindhoven am Sonntag auftauchte.
Um das einstige Top-Talent, das für den FC Schalke 04 insgesamt elf Bundesligaspiele absolvierte, war es hierzulande still geworden. Zuletzt spielte Kenia in seiner georgischen Heimat, beim FC Saburtalo. Zuvor war er für Mannschaften wie F91 Düdelingen (Luxemburg), FC Lokomotive Tiflis (Georgien) oder Slavia Prag (Tschechien) tätig. Dass der 29-Jährige jetzt noch einmal einen Anlauf in Deutschland wagt, damit hätten viele nicht gerechnet.
Testspielgenehmigungen für Paderborn und Bochum
Doch Kenia will es nochmal wissen und bot sich in der vergangenen Woche eigenhändig beim KFC Uerdingen an. Trainer Stefan Krämer stimmte zu, stellte den Georgier beim 0:3 gegen Eindhoven auf der linken Mittelfeldseite auf und war mit der ersten Leistung nicht unzufrieden. Schon nach wenigen Minuten hatte Kenia eine Top-Chance, schoss den Ball aber knapp über das Tor. Bei den weiteren Testspielen gegen Paderborn und Bochum bekommt er weitere Einsatzzeit, anschließend soll über eine mögliche Verpflichtung entschieden werden. „Er kann links oder rechts offensiv spielen, bringt Erfahrung mit. Wir schauen uns das jetzt mal in Ruhe an und entscheiden dann“, sagt Krämer, der noch auf beiden Positionen auf den offensiven Außenbahnen Personal sucht.
Für Kenia ist es womöglich die letzte Chance, um im deutschen Profifußball Fuß zu fassen. Seinem Ruf als großes Talent konnte der 29-Jährige nie so wirklich gerecht werden. Im Frühjahr 2008 kam er aus seiner georgischen Heimat zum FC Schalke. 500 000 Euro betrug damals die Ablösesumme. Nachdem er zunächst in der U19 spielte, folgte 2009 der Sprung zu den Profis. Erste vielversprechende Ansätze wurden schnell durch hartnäckige Verletzungen zunichtegemacht. Besonders mit dem Sprunggelenk hatte Kenia immer wieder Probleme, verpasste dadurch weite Teile der Saison. Zwischen Oktober 2009 und Mai 2012 spielte Kenia keine Sekunde, es folgte das Ende auf Schalke. Als er beim ukrainischen Klub Karpaty Lviv wieder Spielzeit bekam und durchaus zu überzeugen wusste, schlug Fortuna Düsseldorf zu und verpflichtete Kenia für eine Ablösesumme von rund 400 000 Euro. Doch die Beziehung wurde schnell zum Missverständnis. Nach zwölf Spielen, in denen er vier Tore vorbereitete, lösten beide den Vetrag im gegenseitigen Einvernehmen auf. Das Kapitel Deutschland war für Kenia Geschichte. Jetzt wagt er doch nochmal einen neuen Anlauf.
Und daran hat Stefan Reisinger seinen Anteil. Der Co-Trainer des KFC, spielte zu Fortuna-Zeiten gemeinsam mit Kenia im Sturm. Der Kontakt zwischen den beiden Ex-Teamkollegen riss nie ab. Als Kenia jetzt anfragte, ob er sich beim KFC vorstellen könnte, leitete Reisinger alles in die Wege.
Ob es am Ende mit einer Verpflichtung klappt, hängt auch davon ab, ob Kenias Körper mitmacht. Derzeit, so sagt Krämer, sehe es so aus, als sei der ehemals jüngste georgische Nationalspieler aller Zeiten, in einer guten Verfassung. „Nach vier Tagen im Training sehe ich jetzt keinen großen Unterschied zum Rest der Mannschaft.“ Denn, das sei auch klar, betont, Krämer, Spieler wie Hans Anapak, Haktab Omar Traoré oder Peter van Ooijen hätten aufgrund von Corona seit dem Frühjahr kein Pflichtspiel mehr bestritten und müssten körperlich jetzt zulegen. Die rund sechs Wochen Vorbereitungszeit bis zum Ligastart will der Trainer dazu intensiv nutzen.