Ein schwungvoller Fußball-Drittligist KFC Uerdingen 05 gewinnt 2:1 beim SV Waldhof Mannheim. Erinnerungen an den Aufstieg 2018 werden wach Macht es Krämer wie vor zwei Jahren?
Krefeld · Zwei Monate wie ein Rausch. Der neue Trainer Stefan Krämer flog mit dem KFC Uerdingen im Frühjahr 2018 förmlich dem Aufstieg entgegen. Die Krefelder hatten eine Siegesserie gebraucht, um noch an Spitzenreiter Viktoria Köln vorbeizuziehen.
Und sie legten eine Serie hin, über die man im Klub und der Geschichte der Regionalliga West noch lange reden wird. Elf Liga-Siege in zwölf Spielen. Der KFC war nicht mehr aufzuhalten, auch nicht in den Aufstiegsduellen mit Waldhof Mannheim.
Die Euphorie im Team und im Umfeld war immens. Das hatte auch viel mit der Arbeit und Art des neuen Trainers zu tun. „Die positive, offene Art“ stellte kürzlich auch Kapitän Jan Kirchhoff in den Mittelpunkt seines Lobes für seinen neuen Chef, der zurück an alter Wirkungsstätte einen gelungenen, wenn auch verspäteten Einstand feierte. Jeder im Team fühle sich als Teil eines Ganzen, so gingen Kirchhoffs Ausführungen weiter. Diese Aussage deutet auf einen intakten Mannschaftsgeist hin, über den in Phasen dieser Saison schon Bedenken laut wurden, ob es ihn überhaupt gibt. Längst nicht immer trat der KFC so geschlossen auf wie beim 2:1-Sieg am Samstag in Mannheim. Doch der Schwung, mit dem das Team nach fast dreimonatiger Zwangspause ins Spiel ging, erinnerte an die Auftritte vor zwei Jahren. Und nährt die Hoffnung, die Uerdinger könnten noch einmal mit einer Siegesserie das Unmögliche möglich machen. Doch noch den Aufstieg schaffen, nach dem es schon nicht mehr aussah. Es sind nun noch zehn Spiele. Ein Endspurt wie damals?
Krämer: „Selbstverständlich
ist im Profifußball nichts“
„So ein Vergleich ist nicht möglich. Es war eine andere Spielklasse. In vielen Spielen in der Regionalliga war die Favoritenrolle klar verteilt“, sagt Krämer. Das gelte nun nicht: „In der 3.Liga ist es total eng. Jedes Spiel ist ein Ritt auf der Rasierklinge. Jede Leistung muss wieder bestätigt werden.“ Dazu ist am Dienstag im Heimspiel gegen den SV Meppen die Gelegenheit. Es geht nun im Dreitages-Rhythmus weiter. Für Träumereien in der Kabine bleibt da wenig Zeit. Doch mit einem guten Geist im Team sind erstaunliche Dinge möglich, vor allem mit einem so breiten und individuell gut besetzten Kader wie der KFC, der auch die eine oder andere Verletzung durch hohe Belastung abfedern kann. Für den verletzten Kapitän Jan Kirchhoff (Verdacht auf Muskelfaserriss) kam in Mannheim Dominic Maroh in die Viererkette – ein früherer Bundesliga-Spieler.
„Jeder Sieg bringt Selbstvertrauen. Jeder Sieg bringt uns wieder ein Stück weiter“, hat der Verteidiger Christian Dorda nach dem Erfolg in Mannheim gesagt. Und Kapitän Kirchhoff sagt: „Wir haben uns in eine Lage gebracht, in der wir oben angreifen können.“ Das klingt noch bescheiden. Das sind keine Kampfansagen. Von diesen hatte man sich beim KFC aus guten Gründen vor Jahren verabschiedet. Es galt die Erwartungshaltung niedrig zu halten. Das ändert jedoch nichts an den eigenen Ansprüchen.
Dazu kommt, dass zwischen dem Tabellenelften KFC und dem Tabellendritten 1860 München drei Punkte Differenz liegen. Die halbe Liga kämpft um den Aufstieg. „Es wird ein sehr aufregendes Saisonfinale“, sagt Kirchhoff. Alles scheint möglich. Das trifft jedoch auch auf den nächsten Gegner zu: Meppen stellt mit 51 Treffern eine gute Offensive um den 15-Tore-Mann Deniz Undav. „Eine verschworene Mannschaft“, wie Krämer beobachtet hat. Krämer ist ein Motivator und Mahner, das war er schon vor zwei Jahren. „Selbstverständlich ist im Profifußball nichts. Von selbst geht überhaupt nichts.“