KFC-Spieler verweigern Training
Finanzmisere: Der Verein zahlt keine Gehälter: Trainer Ristic konnte am Dienstag nur fünf Akteure in der Grotenburg begrüßen.
Krefeld. KFC-Trainer Aleksandar Ristic hat beim gestrigen Training nur fünf Spieler begrüßen können. Die übrigen streikten, weil sie noch kein Gehalt bekommen haben.
Der bosnische Übungsleiter wird es wohl verkraften, dass sein Arbeitgeber finanziell am Stock geht und das Novembergehalt immer noch nicht überwiesen hat. Ristic ist ein wohlhabender Mann. Er hat in seinem schillernden Fußballleben als Profi und Trainer in Hamburg, Düsseldorf oder Oberhausen Ruhm und Geld geerntet. "Da tut sich schon noch was. Ich bin ganz zuversichtlich, aber die Spieler haben auch nichts mehr bekommen. Das beunruhigt mich", sagte der 63-Jährige. Die Spieler trifft es tatsächlich härter. Denn ob Möllering, Velardi oder Knappmann: Sie müssen aus den Einkünften (ab 1200 Euro monatlich aufwärts) zum Teil ihren Lebensunterhalt bestreiten.
Gestern Nachmittag reagierten die Kicker des KFC in einer spontanen Aktion drastisch auf die Zahlungsmoral ihres Arbeitgebers. Mit Ausnahme eines Quintetts schwänzten sie das Training in der Grotenburg. Kapitän Markus Ehrhard: "Es soll um Himmelswillen nicht das Bild entstehen, dass wir den Verein schädigen wollen. Im Gegenteil. Es soll ein Hilferuf sein. Ich hoffe, dass er von vielen gehört wird." Sprach’s und drehte mit vier Teamkameraden locker ein paar Runden.
Derweil bezog Trainer Aleksandar Ristic in einem Fernsehinterview Stellung. "Ich habe keine Zweifel, dass wir gut vorbereitet in das Spiel am Sonntag in Speldorf gehen", sagte er. Heute will der KFC-Kader noch einmal eine Ruhepause einlegen.
Beim Oberligisten rumort es also gewaltig. So düster wie das Wetter gestern im Stadion, so trostlos ist momentan auch die Lage des Vereins, der sich auf einem schmalen Grat bewegt. Der Vereinsboss beruhigte unterdessen die Gemüter. "Wir sind zwar im Augenblick nicht flüssig, aber nicht untätig", sagte Vorsitzender Ralf Houben, "spätestens bis Weihnachten bzw. zum Ende des Jahres werden wir Mittel flüssig machen, um Gehaltsrückstände auszugleichen." Dabei geht es nach Informationen unserer Zeitung um rund 45 000 Euro (Gehälter Spieler/Angestellte, Spesen/Fahrgeld, Stadionmiete, Schiedsrichterkosten).
Nach Aussage von Houben haben die Großsponsoren des Fußball-Oberligisten nach einer längeren Diskussionsrunde am Montagabend signalisiert, ihr Arrangement noch einmal zu vergrößern. Houben: "Sie halten uns am Leben." Andererseits wäre der Verein, so der 50-jährige Unternehmer, dem Untergang geweiht.
Der KFC-Chef hatte erst kürzlich auf der Jahreshauptversammlung die Mitglieder mit den nackten Zahlen und dem Ernst der Lage vertraut gemacht. Status quo: Die Verbindlichkeiten des früheren Deutschen Pokalsiegers belaufen sich derzeit auf exakt 263 000 Euro, der Jahresetat beträgt etwa 600 000 Euro.
Betroffen von der finanziellen Misere sind auch Trainer im Jugendbereich. Wie André Birker zum Beispiel: Nach dem 2:1-Sieg der B-Jugend-Mannschaft des KFC gegen Rot-Weiß Oberhausen am Sonntag hat der Coach des frisch gebackenen Tabellenführers der Niederrheinliga die Brocken hingeworfen: "Das tut mir zwar leid für die Mannschaft, aber ich will und muss ein Zeichen setzen. Seit drei Monaten warte ich auf mein Honorar." Mit ihm hat auch sein Kompagnon Theo Jansen seine Tätigkeit eingestellt. Quo vadis, KFC?