Fußball Stefan Reisinger leitet erstes KFC-Training nach Vogel-Aus
Nach der Trennung des KFC Uerdingen von seinem Cheftrainer Heiko Vogel rückt der bisherige Assistent Stefan Reisinger als Übergangslösung in den Vordergrund.
Die Mission Stefan Reisingers beginnt am Mittwochnachmittag um zwanzig nach vier. Nach und nach treten die Spieler des KFC Uerdingen hinaus auf den Rasen der Grotenburg. Der 38-Jährige diente bisher als Assistent unter vielen Chefs – nun trägt er die Stoppuhr und Trillerpfeife des Übungsleiters um seinen Hals. Cheftrainer Heiko Vogel war am Dienstagabend noch entlassen worden nach der 0:3-Klatsche am Montag gegen Waldhof Mannheim. Die Verantwortlichen um Präsident Mikhail Ponomarev sahen keinen Sinn mehr in einer weiteren Zusammenarbeit. Am Mittwoch machte der Drittligist die Trennung öffentlich.
Reisinger erzählte, man habe ihn am Dienstagabend in einem Gespräch mit Präsident Mikhail Ponomarev und Geschäftsführer Nikolas Weinhart über seine neue Aufgabe unterrichtet. Es ist der fünfte Wechsel im Amt in 2019, nimmt man die Übergangslösungen wie die Co-Trainer Reisinger und Frank Heinemann im Winter und Frühjahr dazu. Heinemann fehlte am Mittwoch. Eine Grippe sei der Grund, hörte man aus dem Stab. Er solle lieber von der Mannschaft wegbleiben. Der geschasste Vogel hatte sich bei der Mannschaft noch verabschiedet.
Reisinger ist seit Sommer 2017 im Klub. Er kam damals an der Seite von Michael Wiesinger an die Grotenburg. Der Landshuter soll die Mannschaft nun auf das Auswärtsspiel am Sonntag beim SV Meppen vorbereiten. Ob er danach auch das Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg coacht, sei offen. Die Geschichte wird sich für ihn jedenfalls wiederholen. Anfang Februar war er schonmal eingesprungen, nach der Demission Stefan Krämers. Der KFC führte bis kurz vor Schluss 2:0 in Meppen, verlor aber noch 2:3 im Emsland. Ein paar Tage später saß Norbert Meier schon auf der Bank. So schnell geht es beim KFC.
„Mein Fokus richtet sich jetzt auf Meppen. Es wäre schön, wenn wir diesmal das Ergebnis umkehren könnten“, sagt Reisinger mit einem Augenzwinkern vor dem Hintergrund des Spieles im Februar. Der neue Chef will viel reden mit den Spielern. „Ich bin von Hause aus der kommunikativere Typ“, sagt er: „Der eine oder andere erhofft sich natürlich eine neue Chance.“ Der 38-jährige Ex-Profi will integrieren. Er will das Gefühl vermitteln: Jeder hat nun wieder eine neue Gelegenheit, dabei zu sein. „Ich will die Zehn finden, die am Sonntag auf dem Platz Gas geben“, sagt er.
Auch der zuletzt nicht berücksichtigte Innenverteidiger Dominic Maroh soll wieder ein Thema sein. Noch immer fehlte Abwehrspieler Oliver Steurer wegen eines grippalen Infektes. Heiko Vogel hatte am Montag gegen Mannheim seinen Kapitän Jan Kirchhoff in die Viererkette gestellt, Maroh blieb draußen. Dafür rückte Kevin Großkreutz auf die Sechser-Position. Leichtes Aufwärmen im Kreis folgt nach dem Einlaufen. Fabian Illner führt durch die Dehnübungen. Spielanalyst Patrick Dippel, den Vogel im Mai mitgebracht hatte, ist noch dabei. Wie auch Reisinger beobachtet er mit verschränkten Armen das Geschehen. Adam Matuschyk und Osayamen Osawe gehören ebenfalls zur Trainingsgruppe.
Vier Siege in 2019, das ist die trübe Bilanz des KFC in der 3. Liga. Weder Reisinger bei seinem Ein-Spiel-Intermezzo, noch Norbert Meier, Frank Heinemann oder Vogel konnten eine Trendwende einleiten. Die Mannschaft, die in den vergangenen Jahren immer wieder im Halbjahresrhythmus umgebaut worden war, präsentierte sich in den vergangenen Monaten nicht als gewachsene Einheit. In dieser Saison zeigt sie sich wankelmütig und harmlos im Angriff, anfällig in der Defensive, wenn es schnell wird. Mal moralisch intakt, wenn sie in der Nachspielzeit noch punktet, mal antriebslos wie beim Pokal-Aus gegen RW Essen, oder zu früh im Schongang, wenn sie eine Führung in Überzahl verspielt und noch verliert wie gegen Braunschweig.
Eine Führung und einen sicheren Sieg verspielen, das will Stefan Reisinger am Sonntag im Emsland nicht noch einmal erleben. Den SV Meppen hat er sich schon angeguckt. „Wir müssen die Fehler im Defensivbereich abstellen und konsequenter verteidigen.“