Fußball Gipfel in der 3. Liga: Mit Zuckerbrot und Peitsche
Krefeld · Wie der DFB die dritte Profiliga auf Erfolgskurs halten und die Vereine vor finanziellen Wagnissen bewahren will.
Die 3. Liga ist auf Erfolgskurs – aber beim DFB sorgt man sich um die wirtschaftliche Entwicklung mancher Vereine. Bei der offiziellen Vorstellung des Saisonreports 2017/18 wurde deutlich: Die Clubs geben in dieser Saison im Schnitt deutlich mehr Geld aus für Spieler und Trainer. Der DFB folgt bei der Therapie dem Prinzip: Zuckerbrot und Peitsche.
3,1 Millionen Euro geben die Clubs im Schnitt für Gehälter aus
Im Schnitt gibt jeder der 20 Vereine in der laufenden Saison 3,1 Millionen aus für Gehälter der Profis und des Trainerteams, zwischen knapp unter zwei bis über sechs Millionen Euro spreizen sich die Personalkostenetats. Manuel Hartmann, beim DFB als Abteilungsleiter Spielbetrieb verantwortlich für das Zulassungsverfahren, sagt: „Das sind etwa 20 Prozent mehr als in der vergangenen Saison – und das ist zu viel. Einige Clubs haben nicht den Willen zum positiven Ergebnis.“
Der Blick auf die vergangene Saison bestätigt den DFB-Manager: Nur vier Vereine schlossen 2017/18 mit einem positiven Ergebnis ab, das durchschnittliche Minus lag bei 662 000 Euro, und elf Vereine wiesen ein negatives Eigenkapital aus – eine Gefahr für die wirtschaftliche Existenz, die Rot-Weiß Erfurt und der Chemnitzer FC unabhängig vom sportlichen Abstieg verloren.
Der Zuschauerschnitt liegt um 2000 Besucher höher
Nichts trübt das attraktive sportliche Image der 3. Liga mehr als Berichte über wirtschaftliche Schieflagen bis hin zur Insolvenz. Dabei kann sich die Liga gerade in dieser Saison sehen lassen: Der Zuschauerschnitt lag nach elf Spieltagen bei 8300 (Vorjahr: 6132), die Fernsehpräsenz ist so hoch wie nie, der sportliche Wettkampf eng und reizvoll. „Es hat insgesamt einen deutlichen Schub nach oben gegeben“, sagt die DFB-Direktorin Heike Ulrich und verweist auf viele sportliche Überraschungen. Erstmals könnte die deutsche 3. Liga ihr englisches Pendant im Zuschauerschnitt überholen. Bei den Live-Spielen der ARD-Regionalsender schalten bis zu 330 000 Fans ein, die Telekom meldet bei Top-Spielen 100 000 Zuschauer.
Knapp 1,3 Millionen Euro
aus der Zentralvermarktung
Der Einstieg der Telekom hat die TV-Erlöse um 25 Prozent gesteigert. Jeder Verein bekommt aus der Zentralvermarktung durch den DFB in dieser Saison 1,28 Millionen Euro, inklusive TV-Honorar und Marketingerlösen sowie den gerade eingeführten Sondermaßnahmen „Financial Fairplay“ und „Nachwuchsfördertopf“. Das ist im Vergleich zur Auftaktsaison 2008/09 eine Steigerung um 135 Prozent, im Vorjahr gab es 937 000 Euro pro Club.
DFB-Manager Hartmann sagt: „Auf dieser Basis mit sechs, sieben Millionen Einnahmen ist es definitiv möglich, Profisport zu betreiben. Und es ist möglich, in der 3. Liga positive Saisonergebnisse zu erzielen.“ Mit Zuckerbrot und Peitsche will der DFB die Clubs in die richtige Richtung lenken. Dem an dem DFL-Modell orientierten Zulassungsverfahren folgt eine enge Begleitung während der Saison – mit Beratung, Strafen bis hin zum Punktabzug sowie ab dieser Saison mit Bonuszahlungen für gutes Wirtschaften. 550 000 Euro, die mit Zustimmung der Vereine aus den Erlösen der Zentralvermarktung abgezweigt wurden, werden am Ende der Saison unter den Clubs aufgeteilt, die mit einem positiven wirtschaftlichen Ergebnis abschließen und ihre Planzahlen erfüllen. Das Financial Fairplay ist ein erster großer Schritt, weitere sollen folgen und werden mit den Vereinen im „Arbeitskreis Finanzen“ ausgetüftelt.
Knapp drei Millionen Euro
als Zuschuss für Nachwuchs
Knapp drei Millionen Euro stehen aus DFB-Mitteln zur Verfügung, um den Beitrag der 3. Liga bei der Nachwuchsförderung zu honorieren. Die Führung von Nachwuchsleistungszentren wird belohnt, dazu werden Zuschüsse nach Einsatzminuten von U 21-Spielern ausgeschüttet. Gelder, die allerdings nur für den gemeinnützigen Teil der Vereine verwendet werden dürfen.
Die 3. Liga wird ein schwieriges Feld bleiben, die Kluft zur 2. Bundesliga ist trotz der Steigerungsraten, die der DFB verkündete, gewachsen. Aber der DFB hat die 3. Liga mehr im Blick als noch vor einigen Jahren und tut viel, um den Vereinen eine Perspektive zu geben. Eine Perspektive, die auch eine dauerhafte Existenz in dieser Spielklasse lohnenswert macht und nicht allein dominiert wird von einem gefährlichen Rattenrennen um die Aufstiegsplätze zur 2. Bundesliga.