Länderspiel-Aufgebot Löw liefert Fingerzeige für WM

München (dpa) - Genug gesichtet! Beim Bayern-Sieg in Istanbul konnte sich Joachim Löw als Tribünengast ein letztes Bild von seinem großen Münchner Nationalmannschaftsblock machen.

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Am Freitag wird der Bundestrainer mit dem Aufgebot für die ersten Länderspiele des Jahres gegen Spanien und Rekordweltmeister Brasilien bedeutende Fingerzeige für die Fußball-WM in Russland geben.

„Das ist spannend“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff zur großen Personalauswahl für die beiden ausverkauften Testspiele am 23. März in Düsseldorf sowie vier Tage später in Berlin. „Ich hoffe, dass wir richtig getestet werden und deutlich gemacht wird, dass wir nicht alleiniger Favorit bei dem Turnier sind“, sagte Bierhoff.

BVB-Star Marco Reus und der Kölner Jonas Hector sollen nach längeren Verletzungspausen in den Elitekreis zurückkehren. Der Kern des Kaders um die etablierten Weltmeister wie Kroos, Müller, Özil, Hummels oder Boateng steht. Aber dazu gibt es etliche Wackelkandidaten und auch direkte Konkurrenten wie Mario Gomez (32) und Sandro Wagner (30), die auf der Mittelstürmerposition um den einen Kaderplatz neben dem vorne gesetzten Leipziger Jungstar Timo Werner (22) kämpfen.

„Jede Entscheidung der Trainer wird gleich gedeutet. Aber wir wissen, dass bei Jogi das Deuten auch nicht immer so abschließend ist“, sagte Bierhoff mit einem Lächeln. Das erste Aufgebot 2018 dürfte größer ausfallen als gewöhnlich. „Es kann gut sein, dass wir den einen oder anderen Spieler mehr nominieren, um ihn bei der Mannschaft zu sehen“, erklärte Löws Assistent Thomas Schneider. Endgültig sei damit aber nichts: „Der Kader wird ein kleiner Fingerzeig Richtung WM sein, aber es heißt nicht, dass die Türe danach nicht mehr offen wäre.“

Die Testspiele sind die einzige und zugleich letzte Gelegenheit, sich vor der Nominierung des vorläufigen WM-Kaders am 15. Mai im DFB-Trikot bei Löw zu empfehlen. „Ich gehe davon aus, dass jeder Spieler diese beiden Begegnungen nutzen will, um seine Position zu untermauern und zu festigen“, sagte Bierhoff. Für Löw sei es zugleich „die Möglichkeit, nochmal alle bei sich zu haben und einzuschwören“.

Löws Ausgangsposition ist drei Monate vor dem ersten Gruppenspiel gegen Mexiko nahezu ideal. Mit Ausnahme von Kapitän Manuel Neuer beklagt er keine schwerwiegenden Ausfälle. „Der erweiterte Kreis, den man sich so ausmalen kann, ist gesund. Und der Konkurrenzkampf ist durch den Confed Cup nicht kleiner geworden“, betonte Bierhoff.

Der Manager sieht das DFB-Team „personell auf jeden Fall“ besser aufgestellt als beim WM-Triumph 2014 in Brasilien und bei der EM 2016, als im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich Endstation war. „Der Kreis, aus dem wir schöpfen können, ist schon sehr gut. Bei der WM 2014 hatten wir einen Stamm von 13, 14, 15 Spielern. Das hat sich erweitert“, sagte Bierhoff.

Dazu hat auch der mit einem Perspektivteam gewonnene Confederations Cup 2017 beigetragen. „Es gab beim Confed Cup Spieler, die sich da toll präsentiert haben. Leon Goretzka ist da rausgekommen, ebenso Lars Stindl oder Sebastian Rudy, die vorher genannt wurden, aber kein Muss waren“, bemerkte Bierhoff.

Zusätzlich erweitern ehemalige Verletzungspechvögel wie Reus und Ilkay Gündogan, aber auch der in Dortmund aus der Versenkung zurückgekehrte Weltmeister André Schürrle die Möglichkeiten. „Wir freuen uns, dass wir Jungs wie Marco Reus und Ilkay Gündogan, der auch wieder auf einem Superniveau spielt, oder auch André Schürrle wieder mit guten Leistungen auf dem Spielfeld sehen“, sagte Löws Assistent Schneider.

Gerade der 28-jährige Reus, der die WM 2014 und die EM 2016 verletzt verpasste, könnte für Löw zum Titel-Joker für Russland werden. Nach seinem Kreuzbandriss ist Reus beim BVB ein bemerkenswertes Comeback gelungen. Sein letztes von nur 29 Länderspielen liegt inzwischen zwei Jahre zurück (4:1 gegen Italien in München). „Erfreulich“ und „absolut positiv“ sei Reus' bevorstehende Rückkehr, sagte Bierhoff: „Die Qualitäten hat er ja. Das wichtigste, was er braucht, ist aus den Erfahrungen der Vergangenheit Gesundheit.“

Wen lädt Löw ein? Und wen lässt er weg? Nominiert er einen Neuling? Mit ganz großen Überraschungen rechnet Insider Bierhoff nicht, auch nicht beim finalen 23-Mann-Kader am 4. Juni. „So eine Geheimwaffe sehe ich eigentlich nicht. Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich meinen, der Kreis der möglichen Nominierten ist mehr oder weniger bekannt“, erklärte der Manager. Löw ist voller Vorfreude auf den Start ins WM-Jahr: „Es war jetzt lange genug Länderspielpause.“