Österreich unter Druck - Vorfreude bei Fuchs

Gelsenkirchen (dpa) - „Heimspiel“ für Fuchs, Bewährungschance für Arnautovic - Österreich will mit zahlreichen Bundesliga-Profis die wohl letzte Chance auf das EM-Ticket wahren und dem großen Rivalen Deutschland auf dessen Terrain ein Schnippchen schlagen.

Der seit Wochen in der Kritik stehende Teamchef Dietmar Constantini plant im brisanten EM-Qualifikationsspiel beim großen Rivalen am Freitag in Gelsenkirchen eine Flucht nach vorn. „Wir sind krasser Außenseiter. Aber wir werden uns nicht hinten reinstellen“, sagte Constantini vor dem Abschlusstraining seiner Elf in der Veltins-Arena und kündigte eine offensive Marschroute an.

Laut dem Trainer dürfe man nicht die gleichen Fehler begehen wie die Brasilianer unlängst bei der Niederlage gegen Deutschland in Stuttgart. „Da hat Brasilien abgewartet, bis die Deutschen Fehler machen. Aber wenn man sie spielen lässt, machen sie keine Fehler“, warnte der Teamchef vor dem Angriffswirbel der Löw-Elf. Und so wäre er schon mit einem Remis sehr zufrieden. „Wir spielen gegen den Dritten der Welt, sind krasser Außenseiter. Ein Punkt wäre ein gutes Ergebnis“, sagte Constantini.

Eine ganz besondere Partie erwartet Christian Fuchs. „Ich hoffe, dass ich nicht in die falsche Kabine gehe“, sagte der Schalker Abwehrspieler vor dem Prestigeduell in seiner neuen Heimstätte. Der zu Saisonbeginn aus Mainz zum Revierclub gewechselte Linksverteidiger fühlt sich schon nach wenigen Wochen in Gelsenkirchen heimisch, muss sich mit seinen Kollegen nun in der Gästekabine umziehen und auf der „falschen Seite“ warmmachen. Seiner großen Vorfreude tut dies aber keinen Abbruch: „Dass wir hier spielen dürfen, ist großartig. Es werden viele Schalke-Fans im Stadion sein“, sagte der 25-Jährige. „Und ich hoffe, dass ich gut empfangen werde.“

Neben Fuchs stehen sieben weitere Spieler im Kader des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), die in Deutschland ihr Geld verdienen. Der nach zahlreichen Eskapaden zunächst verbannte und nun begnadigte Bremer Marko Arnautovic, der im Trainingslager in Bad Tatzmannsdorf zum Musterknaben mutierte, kann sogar auf einen Platz in der Startelf hoffen. „Er ist einer, der den Unterschied machen kann“, lobte Constantini den 22 Jahre alten Stürmer, der zuletzt für Werder zweimal traf. Die Unstimmigkeiten scheinen ausgeräumt. Dennoch spielt Arnautovic auf Bewährung.

Wie schwer die Aufgabe wird, ist allen klar. Gleichwohl hat das Team beim knappen 1:2 im Hinspiel im Juni gezeigt, dass an einem guten Tag durchaus etwas drin ist gegen die DFB-Elf. „Da haben wir phasenweise gut ausgesehen, aber leider keine Effizienz gezeigt. Nun wollen wir etwas holen“, sagte Constantini, auch wenn die Alpenrepublik schon seit 25 Jahren (4:1 in Wien 1986) auf einen Sieg gegen Deutschland wartet.

„Wichtig ist, dass wir nicht vor Ehrfurcht erstarren und an unsere eigene Stärke glauben“, betonte Fuchs. Ähnlich sieht es Bayern-Profi David Alaba, der auf zahlreiche Münchner Teamkollegen trifft. „Ich werde alles dafür tun, dass wir eine Sensation schaffen“, kündigte der 19-Jährige an.

Als Tabellen-Vierter (sieben Punkte) hat Österreich hinter Deutschland (21), Belgien (elf) und der Türkei (zehn) - am kommenden Dienstag in Wien der nächste Gegner - bei noch vier ausstehenden Spielen nur wenig Hoffnung auf den zweiten Platz. Damit würde man zumindest noch die Playoff-Spiele erreichen. „Solange die Chance noch besteht, werden wir alles versuchen“, versprach Fuchs.

Ein Sieg würde Constantini womöglich noch den Job retten. Denn laut Boulevardpresse droht dem Teamchef die schnelle Ablösung. „Bei einer Pleite dürfte die Ära von Constantini vorbei sein“, schrieb am Donnerstag die Zeitung „Österreich“ und nannte Franco Foda und Christoph Daum als mögliche Nachfolger. Constantini gab sich gelassen: „Für Trainer ist jedes Spiel ein Entscheidungsspiel. Aber das ist nicht meine Sache, sondern die des Verbandes.“