Löw zeigt sich nicht Organisationschef verspricht: „Alles wird bereit sein“
Sotschi (dpa) - Der Weltmeistercoach fehlt zum großen Bedauern der russischen Gastgeber beim Workshop der 32 an der WM in Russland teilnehmenden Nationen.
Joachim Löw hat seinen Assistenten Thomas Schneider als prominentesten Vertreter des Titelverteidigers nach Sotschi entsandt, wo die 32 WM-Teilnehmer etwas mehr als 100 Tage vor dem Anpfiff der Fußball-Weltmeisterschaft am 14. Juni versammelt sind. Nach der erfolgreichen Generalprobe beim Confed Cup 2017 glaubt Russland-Kenner Löw eh zu wissen, was ihn und seine Spieler im Sommer erwartet. „Deutschland wird gejagt werden wie nie“, sagte der 58-jährige Löw bei seinem Ausblick auf 2018.
Russlands Organisationschef eröffnete das Seminar mit einem Versprechen an die Teilnehmer. „Alles wird bereit sein“, sagte Alexej Sorokin im Kongresszentrum nahe des WM-Stadions. Die mehr als 250 Delegierten werden an zwei Tagen über die organisatorischen und sportlichen Turnierabläufe informiert. Sie können in den Pausen aber auch mal den Blick auf die zauberhafte Kulisse der schneebedeckten Berge der Olympischen Winterspiele von 2014 schweifen lassen.
Zu den großen Themen gerade für die Trainer gehört auch der Videobeweis, der höchstwahrscheinlich erstmals bei einer WM-Endrunde zum Einsatz kommen wird. Die Entscheidung darüber steht unmittelbar bevor. FIFA-Präsident Gianni Infantino ist ein großer Befürworter des Video-Assistenten, der schon beim Confed Cup 2017 erprobt wurde.
Löw bildet in Sotschi keine Ausnahme. Die Chefcoaches fast aller großen Nationen lassen sich vertreten. Neben Europameister Fernando Santos aus Portugal ist aber Russlands Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow natürlich vor Ort; anders als 2006 Jürgen Klinsmann.
Der schon damals in den USA lebende Klinsmann hatte vor zwölf Jahren ebenfalls seinen Assistenten - nämlich Joachim Löw - zum Workshop nach Düsseldorf beordert. Das trug dem Bundestrainer scharfe Kritik von OK-Präsident Franz Beckenbauer ein. „Das ist ein Unding. Als Gastgebertrainer muss man da sein“, zürnte Beckenbauer, der Klinsmann sogar eine schlechte Kinderstube unterstellte. „Jeder geht mit seinem Bereich so um, wie er erzogen wurde. Er hätte erscheinen müssen. Das ist ein Pflichttermin, so viele Pflichttermine hat er ja nicht.“
Die Zeiten haben sich seitdem geändert. Der Workshop ist keine öffentliche Schaubühne für Nationaltrainer mehr, auch wenn sich die Gastgeber weltmeisterlichen Glanz durch Löw schon gewünscht hätten. „Für Russland bietet sich hier eine weitere Gelegenheit zu zeigen, wie hart wir für dieses Turnier gearbeitet haben“, sagte der 54 Jahre alte Tschertschessow, der von 1993 bis 1995 als Torwart für Dynamo Dresden in der Bundesliga spielte und später beim FC Tirol Innsbruck auch mal Spieler unter dem Trainer Joachim Löw war. Für Russlands Präsident Wladimir Putin ist die WM in seinem Riesenreich ein Prestigeprojekt. Viele Milliarden Rubel kostet das Spektakel.
Als WM-Veteran weiß Löw vor seiner vierten Endrundenteilnahme als DFB-Coach weitgehend, was ihn vom 14. Juni bis 15. Juli erwartet. Zumal der Bundestrainer die Gegebenheiten in Russland beim Confed Cup 2017 hautnah testen und erleben konnte. Der Urlaubsort Sotschi am Schwarzen Meer war sogar eine Option als WM-Quartier. Am Ende wählte der DFB dann doch Watutinki nahe der Hauptstadt Moskau. „Wir haben doch auch unsere Vernunft eingeschaltet“, begründete Löw das Votum für Moskau, wo die deutsche Mannschaft neben dem Auftaktspiel gegen Mexiko auch das Halbfinale und das Endspiel bestreiten könnte.