„Neger“ und „Affenmensch“ Polizei ermittelt wegen Rassismus beim Länderspiel - Tochter von Journalist wird bedroht

Wolfsburg · Journalist André Voigt berichtet nach dem Länderspiel Deutschland gegen Serbien mit Entsetzen über die rassistischen Auswüchse auf der Tribüne. Seine Familie wird daraufhin bedroht, die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.

Die deutschen Nationalspieler Leroy Sane (l) und Ilkay Gündogan

Foto: dpa/Peter Steffen

Eigentlich wollte der Journalist André Voigt nur mit seiner Familie das Länderspiel zwischen Deutschland und Serbien verfolgen. Er hatte die Karten für das Spiel zu Weihnachten geschenkt bekommen, zusammen mit seiner Frau und seiner zweijährigen Tochter saß er in Wolfsburg auf der Tribüne. Ein schöner Familienausflug wurde es allerdings nicht und damit hatte die durchwachsene Leistung der DFB-Elf wenig zu tun.

Den Rassismus dem er im Publikum erlebte, wühlte ihn emotional so sehr auf, dass er, als er nach dem Spiel wieder zuhause war, ein Video bei Facebook postete, in dem er das Erlebte schilderte. Am Ende fließen Tränen.

Der DFB hat sich mittlerweile geäußert, er verurteilt dem rassistischen Vorfall „aufs Schärfste“. „Der DFB spricht sich klar gegen jegliche Form von Rassismus, Diskriminierung und Gewalt aus“, hieß es in einer Mitteilung am Donnerstag. Außerdem soll der DFB Kontakt zu dem Journalisten aufgenommen haben. Auch die Polizei in Wolfsburg ermittelt nun.

Was war passiert? Hinter Voigt saßen drei Männer, die, wie der Journalist berichtete das ganze Spiel über mit rassistischen Kommentaren gegenüber den deutschen Nationalspielern Leroy Sané oder auch Ilkay Gündogan auffielen. Im Video erzählt er, dass mit zunehmender Spieldauer die Äußerungen immer krasser wurden. Sané wurde bei jedem Ballkontakt als „Neger“ oder „Affenmensch“ bezeichnet. Gündogan war für die Männer nur „der Türke“, den sie auf einem Phantasie-Türkisch nachäfften.

Irgendwann reicht es Voigt und er stellt die Männer zur Rede. Er fragt die Männer, ob so ein Verhalten für sie normal sei. Das macht es jedoch noch schlimmer. Die Männer fangen mit Geschichten über „Ausländer, die angeblich alle Frauen vergewaltigen“ an, außerdem fallen Ausrufe wie „Heil Hitler“.

Der Zivilcourage des Journalisten will sich bis zum Ende des Spiels keiner anschließen. Wie er geschockt erzählt, traute sich keiner der Zuschauer drumherum einzugreifen oder Voigt zu unterstützen. Das alles vor den Augen von Voigts kleiner Tochter.Am Ende der Videobotschaft fordert der Journalist die Menschen auf, trotz solcher Erlebnisse nicht zu schweigen. „Wenn nie einer was sagt, dann geht das immer so weiter.“, so Voigt.

Auf Twitter erhielt Voigt sofort sehr Beistand. Im Video deutet er immer wieder an, dass seine Tränen ihm peinlich sind. Viele User spenden ihm Trost, loben ihn für seine Courage und die Offenheit mit der er darüber redet, peinlich sein solle ihm das nicht, so der Tenor. Jedoch folgten auf die positiven Rückmeldung wenig später auch ganz andere Reaktionen. „Und jetzt kommt der Hass.“ schreibt Voigt am Donnerstagmittag auf Twitter.Kurz darauf berichtet er, dass ihn nun mit Mails mit Gewalt- und Vergewaltigungsdrohungen gegen seine kleine Tochter erreichen und er sich nun erstmal zurückhalten würde.

(red/dpa)