Portugal ohne Angst vor DFB-Elf: „Favoriten liegen uns“

Lissabon (dpa) - Portugals Zauberfußballer Cristiano Ronaldo hüllte sich zunächst in Schweigen, seine Landsleute nahmen das WM-Auftaktpiel gegen Deutschland aber mit Vorfreude und erstaunlich viel Optimismus auf.

„Gegen Deutschland haben wir immer gut ausgesehen. Ich glaube, das wird diesmal wieder der Fall sein“, sagte Ex-Starkicker und Volksidol Luis Figo im Fernsehen.

Die Medien am Tejo bezeichneten das DFB-Team zwar anerkennend als „Giganten“ (Sportblatt „Record“) und als „Tormaschine“ (Zeitung „Público“), erinnerten aber auch an daran, dass man die Deutschen vor nicht allzu langer Zeit bereits bei einem großen Turnier - bei der Euro 2000 nämlich - mit einer 3:0-Packung nach Hause geschickt habe. „Das können und werden wir wieder schaffen, Deutschland ist ein starker Gegner, aber nicht unbezwingbar“, meinte Ex-Nationalcoach Artur Jorge. 2014 werde Portugal Großes vollbringen, prophezeit er.

Figo (41) und sein ehemaliger Nationalelf-Kollege Costinha (39) schlugen in die gleiche Kerbe: „Favoriten liegen uns“, sind die beiden überzeugt. Der Ex-Bremer Hugo Almeida, der gegen die DFB-Elf wohl mit auf Torejagd gehen wird, ist da schon vorsichtiger: „Es wird nicht leicht sein, ins Achtelfinale zu kommen.“ Ghana gehöre zu den besten Teams Afrikas, und die USA seien unter Jürgen Klinsmann „viel besser geworden“. Ein Sieg gegen Deutschland würde allerdings der Moral der Portugiesen für das gesamte Turnier „sicher sehr viel Auftrieb geben“, sagte der 1,91-Meter-Mann von Besiktas Istanbul.

Der Kommentator des TV-Senders „RTP“ meinte bei Auslosung, man sei mit Deutschland, Ghana und den USA in einer starken Gruppe, aber es gebe bei dieser WM sicher noch stärkere. Der Mann meinte: „Für mich sind die Deutschen die Besten der Welt, aber das habe ich schon vor der EM 2012 gedacht, und die sind dann leer ausgegangen.“ Dass man gegen Deutschland 2012 ebenso den Kürzeren zog wie vorher bei der Euro 2008 und der WM 2006 verschwieg er lieber.

Trainer Paulo Bento verspricht den Fans unterdessen, man werde mit viel Ehrgeiz zu Werke gehen und wolle „so viele Punkte wie möglich sammeln“. Das gelte „auch für das Spiel gegen Deutschland“. Sorgen bereitet Coach und Medien die Tatsache, dass Portugal mit insgesamt 4550 Kilometern zu den Teams gehört, die in der Vorrunde die größten Strecken (Deutschland 1650) werden zurücklegen müssen. Zudem werde das zweite Spiel in der Klimahölle von Manaus, so Bento, „sehr schwierig“ werden.

Sowohl in Manaus, in Salvador gegen Deutschland als auch im gesamten Turnier zählen die „Lusos“ - die als bestes WM-Ergebnis trotz Stars wie Eusebio, Figo und Ronaldo nur einen dritten Platz 1966 in England aufzuweisen haben - auf eine spezielle Geheimwaffe: Die riesengroße portugiesische Gemeinde in der ehemaligen Kolonie des Landes in Südamerika. In Salvador hat der Run auf die Eintrittskarten für das Spiel gegen Mesut Özil, Philipp Lahm & Co. am 16. Juni in der Fonte-Nova-Arena bereits am Freitagabend eingesetzt.

„Meine Söhne sind dabei, Karten zu besorgen, wir gehen mit der ganzen Familie hin, Frau, Kinder, Stieftöchter, auch viele Freunde. Ich werde dafür sorgen , dass sogar mein achtjähriger Enkel nicht nur Brasilien, sondern vor allem Portugal anfeuert“, sagte der seit über 50 Jahren in Südamerika lebende Rentner Higinio Saraiva (72) der Zeitung „Record“. Der Präsident der Portugiesischen Handelskammer in Salvador, António Coradinho, kündigte eine Werbekampagne an, damit alle Brasilianer die Portugiesen unterstützen. „Das Stadion wird voller Portugal-Fans sein“, sagt er warnend in Richtung Deutschland.