DFB-Krise Sammer: „Mesut ist nicht das Problem des deutschen Fußballs“

Frankfurt/Main (dpa) - Der frühere DFB-Sportdirektor Matthias Sammer hat in der Debatte um den zurückgetretenen Nationalspieler Mesut Özil zur Ruhe gemahnt.

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„Vom Ursprung des Fotos bis zur Kommentierung hat er Dinge aushalten müssen. Alle, die ihm zu wenig Selbstkritik vorwerfen, sollten sich einfach mal in die Lage versetzen“, sagte Sammer in einem Interview dem TV-Sender Eurosport.

Der Fußballexperte und externe Berater von Borussia Dortmund mahnte nach dem Foto von Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Vorsicht. „Gefühlt können in dem Fall nur Ilkay oder Mesut empfinden, was bei ihnen vorgeht, was es für die Familie bedeutet“, sagte Sammer.

Özil war am Sonntag mit einer dreiteiligen Erklärung über die sozialen Medien aus dem DFB-Team zurückgetreten und hatte dabei scharf mit dem Verband und dessen Spitze abgerechnet. „Es ist seine Entscheidung, nicht mehr zu spielen, das gilt es zu respektieren. Der deutsche Fußball wird weitergehen“, relativierte Sammer. Der frühere DFB-Funktionär warnte davor, zu viel Schuld auf Özil abzuladen: „Mesut ist ein unangenehmes Thema, mit vielen Fehlern behaftet, aber er ist nicht das Problem des deutschen Fußballs.“

Sammer fordert von der deutschen Nationalmannschaft, den Vereinen und den Nachwuchsteams wieder höhere Ansprüche an sich selbst. „Ich habe selbst im Verband gearbeitet, es war immer das Thema, die höchsten Maßstäbe zu benennen, um sich dann an den Details zu orientieren. Wir müssen Weltspitze wieder als Maßstab definieren“, sagte er. Das DFB-Team war bei der Fußball-WM in Russland erstmals in der Vorrunde gescheitert, auch auf Clubebene konnten die deutschen Vereine in der vergangenen Saison keine großen Erfolge erzielen.

Ein Ansatzpunkt für den externen BVB-Berater und Fußballexperten Sammer ist die eigene Erwartungshaltung. „Alles beginnt mit dem Anspruch“, sagte der 50-Jährige. Er sehe vor allem die Bundesliga schon in den letzten Jahren „etwas kritischer, jetzt hat es auch die Nationalmannschaft getroffen“, befand Sammer.