Schweinsteiger vor Club der 100er: Erfolgskarriere
Stockholm (dpa) - Bei der Erinnerung an die unbeschwerten Debüttage huschte ein Lächeln über Bastian Schweinsteigers Gesicht.
Damals im Früh-Sommer 2004 tauchte er als blonder Jüngling im Kreise der Nationalmannschaft auf und gab als 19-Jähriger im Neulings-Doppelpack mit Lukas Podolski eine verheißungsvolle Vorahnung auf bessere deutsche Fußball-Tage. „Poldi und ich waren mit Abstand die jüngsten Spieler. Es hat sich viel verändert, nicht nur fußballerisch, auch von der Erwartungshaltung“, bilanzierte Schweinsteiger seine nun gut neun Jahre im DFB-Trikot seit jenem 0:2 im Test am 6. Juni 2004 gegen Ungarn.
Als zwölfter deutscher Fußballer kann Schweinsteiger am Dienstag beim Abschluss der erfolgreichen WM-Qualifikation in Schweden in den illustren Club der Hunderter aufsteigen. „Diese Zahl erfüllt einen mit Stolz. Es ist etwas Besonderes, das ist nicht selbstverständlich. Ich hoffe, es kommen noch viele Länderspiele dazu“, sagte der 29-Jährige - und vor allem der ersehnte Titel im DFB-Trikot. „Es stachelt einen auch an, nicht nur zu den Besten zu gehören, sondern die beste Mannschaft zu sein. Das ist ein Ziel von mir“, sagte er.
Mit seinem FC Bayern München hat Schweinsteiger alles gewonnen - nach vielen Enttäuschungen inklusive verschossenem Final-Elfmeter 2012 in diesem Jahr endlich auch die Champions League. In der DFB-Elf wuchs er unter Jürgen Klinsmann und Joachim Löw vom frechen Schweini zum Führungsspieler und Vize-Kapitän heran. „Er war unheimlich temperamentvoll, hatte viel Feuer“, erinnert sich Löw an den jungen Schweinsteiger.
Bei allen Turnieren von 2006 bis 2012 war Schweinsteiger maßgeblich beteiligt. Und doch hängt über der Karriere des Ur-Bayern immer ein großes und irgendwie nur schwer erklärliches Aber. Auch bei seinem jüngsten Medienauftritt in Köln nach fast sieben Monaten durch Sperre, Verletzung und Bayern-Einsätzen begründeten Länderspielpause geriet der Mittelfeldstar in Erklärungszwang.
Ist seine Position als defensiver Mittelfeld-Sechser in Gefahr, beim FC Bayern und beim DFB, weil sogar zuletzt Kumpel Philipp Lahm dort erfolgreich spielte? Schweinsteiger erklärte: „Es wird falsch diskutiert.“ Er wirkte genervt: „Ich verstehe die Diskussion nicht.“ Als er im August zum Fußballer des Jahres gewählt wurde, hieß es plötzlich von mancher Seite, dass die Wahlbeteiligung bei der Journalistenabstimmung wegen eines technischen Defekts so gering wie nie war - das Ergebnis also keine rechte Relevanz habe.
Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung kamen von seinen Trainern quasi nie Zweifel an den Fähigkeiten des Ur-Bayern. Bundestrainer Löw stimmt am Montag ein Loblied an. „Er hat sich unglaublich gut entwickelt. Er ist ein Spieler mit dem ich mich wahnsinnig gerne austausche, nicht nur über Fußball. Er hat viele gute Gedanken. Er ist ein Spieler, der den Erfolg in den Mittelpunkt stellt und sich selbst zurückstellen kann“, sagte Löw.
„Für mich zählt er zu den drei besten Mittelfeldspielern der deutschen Fußball-Geschichte“, adelte ihn Ex-Coach Jupp Heynckes im „Kicker“. „Bastian ist zu einer Persönlichkeit herangereift und war eine Schlüsselfigur für unseren Triplegewinn“, betonte Heynckes.
Vielleicht kam Schweinsteiger oft ein wenig zu schnoddrig daher. Uli Hoeneß war der erste Mahner, als der Jungstar vor vielen Jahren seinen Torjubel zu intensiv zelebrierte. Mittlerweile ist der Bayern-Präsident auch Schweinsteiger-Fan - nicht nur wegen der gemeinsamen Leidenschaft für die Basketball-Abteilung des Clubs.
Mehr als die Kritik beschäftigte Schweinsteiger zuletzt ohnehin seine Gesundheit. Dass er sich 2012 durch die EM schleppte, hat er als Fehler eingeräumt. Auch damals machte schon der Knöchel Kummer, der ihn auch diesen Sommer wieder um eine gute Vorbereitung und einen sorgenfreien Saisonstart brachte. „Ich hatte eine OP im Sommer. Die Heilung hat dann doch ein bischen länger gedauert. Es ist nicht so, dass es komplett frei ist“, deutete er chronische Probleme im Gelenk an.
Gemeinsam mit Podolski , Miroslav Klose und Per Mertesacker ist Schweinsteiger letztes Bindeglied der Generationen aus den frühen Tagen des Jahrtausends und den heutigen Fun-Kickern um Mario Götze oder Marco Reus. Ein bisschen weise darf er also daherkommen, Oliver Kahn und Michael Ballack als ihn prägende Figuren bezeichnen. „Denn Fußball ist nicht immer nur Spaß, Schönheit, Freude, da geht es manchmal auch hart zu, da sind andere Fähigkeiten gefragt“, sagte er dem Fußball-Magazin „Kicker“.