Cuiabá & Co.: Wo die Stimmung gegen Tristesse kämpft
Cuiabá (dpa) - Ab in die Mitte - und schnell wieder weg. Die Stadt Cuiabá ist der geografische Mittelpunkt Südamerikas, Gastgeber für vier Spiele der Fußball-WM in Brasilien und alles andere als ein Touristenmagnet.
Dem stimmungsvollen Auftakt mit den begeisterungsfreudigen Chilenen und den feierwilligen Australiern, die zu Tausenden in die heißeste WM-Stadt zum Spiel ihrer Teams in der Gruppe B geströmt waren, folgte schnell wieder Tristesse. Die Karawane der Fans zog weiter. Schon zur zweiten Partie an diesem Dienstag zwischen Russland und Südkorea verloren sich am Vorabend nur einige Hundert Anhänger in der Stadt.
Wie Cuiabá, der Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso mit ihren knapp 570 000 Einwohnern, geht es auch anderen Gastgebern. Glanz und Gloria, Proteste und Polizeieinsätze, Strandpartys und Samba - die WM wirft positive wie negative Schlaglichter auf die Metropolen und Küstenregionen. Und außerhalb der Spieltage kommt schwerlich WM-Atmosphäre auf.
Dabei haben die kleineren Städte manches zu bieten, allen voran Gastfreundschaft. Zum Beispiel Mangratiba, wo Italiens Kicker ihr Quartier aufgeschlagen haben. Die Fußball-WM bringt selbst in den verschlafenen Küstenort etwas Leben. In der etwa 100 Kilometer westlich von Rio de Janeiro gelegenen Stadt wurde für die WM der zentrale Platz abgesperrt. Dort ist nun eine große Leinwand aufgebaut, auf der alle Partien gezeigt werden. Vor allem bei den Spielen der Brasilianer wird es voll. Beim Auftaktspiel feierten einige Hundert Anhänger gemeinsam im Zentrum der Stadt.
Zwischen den Spielen ist - und das ist symptomatisch - wenig los. Dennoch ist der gesamte Ort in den Landesfarben geschmückt. Ganz ähnlich sieht es in Teresópolis rund 100 Kilometer nördlich von Rio aus. Der Gastgeber hat in der 150 000-Einwohner-Stadt sein Basislager. Auch hier dominieren die Landesfarben blau, gelb und grün. Es wirkt wie das Herz der WM.
Campinas ist die brasilianische Heimat großer Firmen. Als Zentrum für Forschung und Entwicklung wird sie auch gern „Silicon Valley Brasiliens“ bezeichnet. Der Reichtum ist sichtbar, geht aber nicht mit städtebaulichem Geschmack einher. Hier haben die vornehmen Portugiesen und die bodenständigen Nigerianer in ebensolchen Unterkünften Quartier bezogen. WM-Stimmung kam erst zweimal auf: Das öffentliche Training von Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Co. wollten 10 000 Zuschauer sehen und beim Auftaktspiel der Gastgeber gab es in keiner Bar mehr einen freien Platz.
Curitiba hat schon von Hause aus einen stimmungskillenden Ruf - als Regen-Hauptstadt Brasiliens. Und dann gab es am Montag auch noch zwischen Nigeria und Iran das erste 0:0 der WM - schlimmer geht es eigentlich kaum. Jubel, Trubel, Heiterkeit gibt's aber wie überall, wenn die Seleção aufläuft.
Manaus hat die Invasion der Engländer ohne größeren Schaden überstanden. Die Public Viewings etwa vor dem Teatro Amazonas blieben auch weitgehend ruhig, gefeiert wurde in friedlicher Atmosphäre. Die Amazonas-Stadt teilt ein Schicksal mit Cuiaba: Beide Spielorte liegen im Landesinneren und zeitlich gegenüber Deutschland sechs Stunden zurück.
Cuiabá, die Stadt in der Mitte Südamerikas, ist 295 Jahre alt. Mit riesigem Aufwand versucht sie, sich ein modernes Gesicht zu geben. Ausfallstraßen, eine Straßenbahn vom Flughafen ins Zentrum oder das Flughafengebäude - alles ist im Bau, aber wohl erst zum 300. Geburtstag fertig. Erst einmal sind die Einwohner freundliche Gastgeber - und zumindest an den Spieltagen auch in WM-Partylaune.