Messis zweiter Auftritt binnen 24 Stunden

Belo Horizonte (dpa) - Für den Auftritt des Superstars lagen die Heftchen mit seinem Foto auf der Titelseite passenderweise parat.

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Mit einem leichten Lächeln nahm Lionel Messi nicht mal 24 Stunden nach seinem WM-Tor im berühmten Maracanã auf der Bühne im Medienraum der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft Platz. Gerechnet hatte damit niemand.

Eine Ansage, wer zur Pressekonferenz nach einem entspannten Regenerationstraining auf dem hochmodernen Trainingsgelände von Atlético Mineiro bei Belo Horizonte kommen würde, gab es nicht. Messis Auswahlkollege Marcos Rojos, der zusammen mit dem Fußball-Super-VIP zur Fragerunde kam, konnte einem fast schon leidtun. In den gut 20 Minuten hatte er gefühlte zwei Minuten Redezeit - wenn überhaupt.

Messi hatte das Sagen. „Das Beste, was es zu sehen gab, waren die Niederlande und Deutschland“, sagte er als Fazit der ersten Eindrücke von der Weltmeisterschaft, die eigentlich die seine und die der argentinischen Mannschaft werden soll. „Es gibt aber auch Mannschaften, die noch nicht alles gezeigt haben, was sie zeigen können“, meinte er - vielleicht auch ans eigene Team gerichtet.

Vom schüchtern und ganz leise redenden Buben von der WM 2006, als er beim Endrundenturnier in Deutschland seinen 19. Geburtstag feierte, ist der Messi auf dem Podium in der Cidade do Galo weit entfernt. „Natürlich können wir abhängig vom Gegner unser System ändern“, sagte der viermalige Weltfußballer, „aber ich persönlich denke, dass wir zuerst auf uns schauen sollten und nicht auf den Gegner.“

Der Kapitän der „Albiceleste“ dachte gar nicht daran, nach seiner Kritik an der inspirationslosen Fünfer-Abwehrkette öffentlich zurückzurudern. Auf die Frage, warum wohl Trainer Alejandro Sabella sich gegen Bosnien-Herzegowina für diese massive Deckung entschieden habe, konterte Messi: „Das müssen sie Alejandro fragen. Er trifft die Entscheidungen und er hatte entschieden, dass wir so spielen sollten.“

Der Coach hatte in der Halbzeit aber auch entschieden, wieder auf das bewährte System mit drei Angreifern umzustellen. „Für Leo ist es auch besser, wenn er zwei Spieler zum Anspielen hat“, sagte Angel dí Maria nach dem Match in Rio de Janeiro.

Denn Messi ist der Dreh- und Angelpunkt. Sein Status im Team ist unangefochten. Die Mannschaft ist für ihn und um ihn herum aufgebaut. Der in Argentinien so beliebte Carlos Tevez wurde von Sabella nicht berücksichtigt. 2010 spielten Messi und Tevez unter Diego Maradona zusammen, wirklich funktioniert hat das nicht. Sabella zog dann letztlich die Konsequenz.

Sabella hat es geschafft, dass Messi auch in der Nationalmannschaft häufig der „Barça-Messi“ ist. Er hatte den früh aus Argentinien ausgewanderten Ausnahmefußballer zum Kapitän gemacht. Vorgänger Javier Mascherano, Vereinskollege von Messi in Barcelona, hatte damit kein Problem.

Für den 78er-Weltmeister Mario Kempes ist Mascherano noch immer der, der auf den Tisch hauen kann in der Mannschaft. „Heute würde ich sagen, dass der einzige, der mal laut werden kann und auch gehört wird, Mascherano ist“, hatte der Ex-Torjäger jüngst in einem Interview dem spanischen Dienst der dpa gesagt. „Messi mag der Beste der Welt sein und ein großes Gewicht (im Team) haben. Dass er aber lautstark das Wort ergreift, sehe ich nicht“, meinte Kempes. Vielleicht macht beim Ball-Virtuosen Messi aber auch nicht die Lautstärke die Musik.