Lob von höherer Stelle - Königspaar feiert mit Oranje
Porto Alegre (dpa) - Nach der königlichen Kabinenparty richtete Arjen Robben den Blick sofort wieder nach vorne. „Jetzt wollen wir in der Gruppe auch Erster werden“, sagte der Bayern-Star bei der Rückkehr nach Rio de Janeiro.
Über den Wolken, auf dem Flug von Porto Alegre in die Metropole am Zuckerhut, verfolgte der Vize-Weltmeister das Aus von Titelverteidiger Spanien, das der Elftal das vorzeitige Weiterkommen sicherte. Nun gilt es für Robben und Co. sich am Montag auch gegen die starken Chilenen zu behaupten, um als Sieger der Gruppe B Topfavorit Brasilien im WM-Achtelfinale sehr wahrscheinlich aus dem Weg zu gehen.
Den hartumkämpften 3:2-Sieg gegen Australien nach der 5:1-Gala gegen Spanien hatte das Team von Bondscoach Louis van Gaal zuvor in der Kabine gemeinsam mit dem niederländischen Königspaar Willem-Alexander und Maxima gefeiert. Wie bereits die deutsche Mannschaft nach dem 4:0 gegen Portugal posierte die gesamte Auswahl mit dem hohen Besuch fürs Erinnerungsfoto. „Sie haben gesagt, dass sie sehr stolz seien und es genossen haben, auch wenn es gegen Australien schwerer war als gegen Spanien“, erzählte Robben, der mit seinem dritten WM-Tor das 1:0 markierte.
„Es war eine tolle Sache“, sagte auch van Gaal. „Sie haben uns gratuliert. Und es wurden einige Bilder gemacht“, berichtete der ehemalige Bayern-Trainer. Die Art und Weise, wie sich seine Mannschaft gegen die zähen Socceroos verkaufte, schmeckte dem anspruchsvollen van Gaal zwar weniger, „am Ende zählt aber nur das Ergebnis“, brachte Verteidiger Ron Vlaar die Grundstimmung im Team des WM-Zweiten von 2010 auf den Punkt.
Schon am Donnerstag richtete auch van Gaal im verregneten Rio de Janeiro den Fokus wieder auf die folgende Aufgabe. Gegen die starken und selbstbewussten Chilenen ist eine deutliche Leistungssteigerung nötig, um beim Weltturnier in Brasilien ungeschlagen zu bleiben. Ein Remis reicht, um Erster zu werden.
„In der ersten Halbzeit waren wir überhaupt nicht da. Ich habe mehr Flugzeuge am Himmel gesehen als Bälle“, kritisierte Robben den Auftritt gegen die bereits ausgeschiedenen Australier. „Oranje kam mit knapper Not davon“, schrieb „De Telegraaf“ und machte wie fast alle Blätter mit dem Foto des Königspaars in der Kabine auf.
Van Gaal wollte jedoch nicht zu viel Kritik geltenlassen. „Wir haben wunderbare Stürmer und in zwei Spielen acht Tore geschossen. Das ist die niederländische Doktrin, und daran sollten wir festhalten“, dozierte van Gaal und ergänzte, mit seiner Umstellung in der Halbzeit von 5-3-2 auf das angestammte 4-3-3-System habe er schließlich den Spielern auf die Sprünge geholfen. „Die Jungs haben sich in dem System dann wohler gefühlt, weil sie es von klein auf kennen.“
Robin van Persie mit seinem dritten Turniertreffer und der eingewechselte Memphis Depay drehten den zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand. Der 20-Jährige Depay avancierte damit zum jüngsten Torschützen in der niederländischen WM-Geschichte. „Das ist fantastisch“, sagte der Profi der PSV Eindhoven, „ich widme das Tor meinem Opa.“
Depay darf sich nun große Hoffnungen machen, gegen Chile erstmals bei einer WM sogar in der Anfangsformation zu stehen. Weil Kapitän van Persie nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrt ist und Verteidiger Bruno Martins Indi wegen einer Gehirnerschütterung ebenfalls mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausfallen wird, ist van Gaal gezwungen, sein erfolgreiches Team umzustellen. Sein Faible für den quirligen und unbekümmerten Depay ist bekannt, so dass eine 4-3-3-Variante mit Depay, Robben und Jeremain Lens zu erwarten ist. Das Königspaar wird es in der Heimat mit Interesse verfolgen.