Gegen DFB-Elf Nach zweiter Pleite: Südkorea hofft auf Fußball-Wunder

Rostow am Don (dpa) - Mit traurigem Blick schilderte Heung-Min Son seine Gefühle nach der verlorenen Hitzeschlacht gegen Mexiko. Doch bei dem Gedanken an das entscheidende Gruppenduell mit Weltmeister Deutschland blitzte in den Augen des früheren Bundesligaprofis plötzlich wieder der Kampfgeist auf.

Foto: dpa

„Das ist gerade ein schwerer Moment“, sagte Südkoreas Ausnahmekönner über die 1:2 (0:1)-Niederlage im Glutofen von Rostow am Don und kündigte fast im gleichen Atemzug an: „Aber wir geben nie auf. Wir werden kämpfen, bis es nicht mehr geht.“

Dank des Last-Minute-Erfolges der DFB-Auswahl gegen Schweden (beide 3 Punkte) dürfen die bisher sieg- und punktlosen Asiaten weiter auf ein Fußball-Wunder hoffen. Allerdings rechnet sich Son gegen den Titelverteidiger wenig Chancen aus. „Auch wenn sie zum Auftakt gegen Mexiko nicht gut gespielt haben, sind sie für mich die beste Mannschaft und können immer noch das Turnier gewinnen“, sagte der frühere Torjäger von Bayer Leverkusen. „Sie sind eine sehr starke Mannschaft und stehen für mich immer noch an Nummer 1.“

Gegen Deutschland wird die gesamte Offensiv-Verantwortung erneut auf den Schultern des Stürmers vom englischen Topclub Tottenham Hotspur lasten - wie schon gegen Mexiko. Son rannte, dribbelte und traf sogar in der Nachspielzeit. Doch das reichte nicht, weil Carlos Vela (26.) per Handelfmeter und Javier Hernandez (66.), genannt Chicharito, mit ihren Toren vor 43 472 Zuschauern die WM-Party von El Tri verlängerten.

Ganz anders war die Stimmungslage bei den Asiaten. „Das Match endete in Tränen“, kommentierte der südkoreanische Sender Arirang. Das Lob von Staatspräsident Moon Jae In, der den Taeguk Warriors auf der Tribüne vergeblich die Daumen gedrückt hatte, war für Son daher nur ein schwacher Trost. „Er hat ein Weltklasse-Tor erzielt“, befand der Staatschef.

Südkoreas Trainer Tae-Yong Shin stellte seiner Mannschaft trotz der zweiten Pleite ein gutes Zeugnis aus. „Wir sind als Team aufgetreten und haben bis zum Schluss alles gegeben. Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagte Shin und klagte: „Uns haben einige Schlüsselspieler gefehlt. Vielleicht wäre Son nicht so isoliert gewesen, wenn wir die dabei gehabt hätten.“

Seiner engagierten Elf mangelte es wie schon gegen Schweden (0:1) an der nötigen Abgeklärtheit - sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. „Uns fehlt die Erfahrung“, stellte Shin fest. „Und einige Verteidiger haben ein wenig Selbstvertrauen verloren. Ich hoffe, sie werden es für das letzte Spiel wiederfinden.“

Im Duell mit dem Weltmeister wird nun allerdings auch noch Kapitän Sung-Yueng Ki auszufallen. Der 104-malige Nationalspieler von Swansea City erlitt eine Wadenverletzung und verließ die Arena an Krücken.

Während sich die Mexikaner mit sechs Punkten als Tabellenführer der Gruppe F auf Kurs Achtelfinale befinden, droht den Südkoreanern wie schon vor vier Jahren in Brasilien das trostlose Vorrundenaus.

Kampflos akzeptieren will Son dies nicht. „Es ist wichtig, jetzt den Kopf frei zu bekommen. Wir sind Profis und müssen weiter hart arbeiten“, forderte er. Und dann blickte der 25-Jährige zum Abschied erwartungsvoll auf das Gruppenfinale voraus. „Ich freue mich natürlich, gegen Deutschland zu spielen. Das kommt ja nicht so oft vor“, sagte Son und prophezeite: „Wir werden Spaß haben.“