Nationalmannschaft: Timo Werner hat seinen Platz gefunden
Der flinke Leipziger ist als linker Flügelstürmer an beiden Toren gegen Schweden beteiligt.
Sotschi. „Wir waren schockiert: Unsere Köpfe waren nicht mehr viel weiter oben als Kniehöhe.“ Das sagte Timo Werner nach dem Schweden-Spiel — jener deutscher Stürmer, dessen Kopf in Luftduellen tatsächlich oft nur die Kniehöhe der riesigen schwedischen Abwehrkanten erreicht hat.
Natürlich meinte der Stürmer von RB Leipzig aber den Status des eigenen Selbstvertrauens direkt nach dem Gegentor zum 0:1 — dem erneuten Rückschlag. Dass Deutschland sich daraus befreien und das drohende vorzeitige WM-Aus verhindern konnte, lag auch zu einem Großteil an Werner: Den Ausgleich bereitete er mit einem starken Dribbling plus Hereingabe vor. Mit einer ähnlichen Aktion holte er den Freistoß zum 2:1 heraus, den Toni Kroos in allerletzter Minute so herrlich in die Maschen schlenzte. „Da kamen mir auf dem Platz fast die Tränen. Wir hatten es einfach so verdient“, sagte Werner angesichts der hochüberlegen geführten Partie mit dem finalen Happy End, zu dem er ergänzte: „Das passte irgendwie zu dieser WM. Entweder gibt es Eigentore, Traumtore oder Standardtore.“
Zwei der drei Kategorien erfüllte Kroos’ Freistoßtor, da hat Werner sicher Recht. Ergänzt werden muss aber Folgendes: Die Tore fielen erst, nachdem der 23-Jährige sie aus dem Spiel heraus vorbereitete — und als er nach der Pause mit der Einwechslung von Stoßstürmer Mario Gomez auf den linken Flügel auswich. Dort hatte er mehr Platz — und konnte seine Schnelligkeit besser einsetzen. „Wir hatten eine andere Spielanlage. Dort Betrieb zu machen, war mein Auftrag“, stellte der flinke Flitzer von RB Leipzig lapidar fest.
Dem Bundestrainer hat es gefallen: „Timo Werner hat es in der zweiten Halbzeit über links gut gemacht. Weil er mit seiner Schnelligkeit für viel Gefahr gesorgt hat“, sagte Löw. Gomez im Zentrum, Werner aus der Tiefe — diese Konstellation dürften die Fans nicht zum letzten Mal bei diesem Turnier gesehen haben.
Werner jedenfalls geht davon aus, dass die WM für Deutschland noch länger dauert als bis zum Mittwoch. „Das muss der Wendepunkt gewesen sein. Wenn wir diese Steilvorlage jetzt nicht annehmen und nutzen, dann weiß ich’s auch nicht.“