Alle fünf Teams raus Wieder nichts! WM in Russland für Afrika bereits früh vorbei

Samara (dpa) - Bitterer hätte Afrikas WM-Aus nicht zustande kommen können.

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Dass der Senegal als letztes afrikanisches Team wegen des schlechteren Abschneidens in der erst vor dem Turnier eingeführten Fairplay-Wertung rausflog, war auch am spielfreien Freitag noch eines der Hauptthemen bei der Weltmeisterschaft in Russland. „Wir wären lieber anders ausgeschieden, aber es ist so“, sagte Senegals Trainer Aliou Cissé. „Das ist schade.“ Zumal das Scheitern der Löwen von Teranga das WM-Ende für den ganzen afrikanischen Kontinent bedeutete. Wenn es von diesem Samstag an mit den Achtelfinals so richtig rund geht, sind die afrikanischen Teams bereits zu Hause. Wieder einmal.

Es ist eine der Fragen, die vor jedem Weltturnier aufkommen. Kann dieses Mal eine afrikanische Mannschaft um den Titel mitspielen? Gute Spieler haben die Afrikaner genug. Ägyptens Mohamed Salah und Senegals Sadio Mané hatten unter Jürgen Klopp einen riesigen Anteil daran, dass der FC Liverpool das Champions-League-Finale gegen Real Madrid erreichte. Auch der Neu-Schalker Salif Sané (Senegal) oder sein künftiger Teamkollege Amine Harit (Marokko) haben den Nachweis internationaler Klasse längst angetreten.

Die meisten Spieler sind im Ausland unter Vertrag. Und doch haben die Afrikaner es wieder nicht bis in die wichtige Turnierphase geschafft. Erstmals seit 1982 in Spanien überstand aus dem WM-Quintett Senegal, Nigeria, Marokko, Tunesien und Ägypten nicht mal ein Team die Gruppenphase - eine bittere Enttäuschung für den gesamten Kontinent.

Trotzdem fällt das Fazit nicht nur negativ aus. Ganz im Gegenteil. Senegals Coach Cissé sieht die afrikanischen Teams sogar auf einem sehr guten Weg. „Der afrikanische Kontinent ist voller Qualität. Mannschaften wie Senegal oder Nigeria werden irgendwann in der Lage sein, Weltmeister zu werden, wie es Deutschland oder Brasilien geschafft haben“, hatte der Ex-Spieler bereits vor dem bitteren Aus gesagt. Und am Donnerstag wiederholte er seine Einschätzung. „Ich denke, wir müssen uns nicht schämen, die Lücke wird immer geringer.“

Auf sein Team und auch auf die von Gernot Rohr trainierten Nigerianer traf das in Russland in der Tat zu. Beide Mannschaften waren in ihren Gruppen den Kontrahenten aus Europa und Südamerika ebenbürtig. Es fehlte auch das Quäntchen Glück, in den entscheidenden Spielen gab es jeweils umstrittene Elfmeterentscheidungen gegen die Afrika-Teams.

Die Mannschaften haben Fortschritte gemacht, das gilt auch für das Umfeld und die Organisation. In der Vergangenheit waren Berichte über Prämienstreitereien oder Planungschaos fester Bestandteil einer WM, in Russland gab es nichts dergleichen. Und doch sieht Gernot Rohr genau darin noch den Hauptunterschied zu den großen Fußball-Nationen.

„In Sachen Organisation und Disziplin bestehen erhebliche Defizite, die man nicht von heute auf morgen aufholen kann. Das ist auch eine Frage der Mentalität“, sagte Rohr jüngst der „Süddeutschen Zeitung“. Der 65-Jährige will seinen Vertrag in Nigeria dennoch erfüllen und ist überzeugt: „In vier Jahren werden wir besser sein.“

Ob das auch für die sang- und klanglos ausgeschiedenen Teams von Ägypten, Marokko und Tunesien gilt, bleibt abzuwarten. Den Ägyptern wurde auch die Verletzung von Salah, die den Star stark einschränkte, zum Verhängnis. Marokko fühlte sich vor allem von den Schiedsrichtern „beraubt“, weshalb sich der Verband nach dem Aus offiziell bei der FIFA beschwerte. Und Tunesien gelang zum Abschluss gegen Panama (2:1) immerhin der erste Sieg bei einer WM seit 1978.

Spätestens bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko, vielleicht sogar schon in vier Jahren in Katar, werden die Chancen Afrikas zudem steigen. Dank des auf 48 Teams aufstockten Feldes sind dann neun afrikanische Teams fest dabei. Zumindest mit dem Überstehen der Vorrunde sollte es dann für Afrikas Kontinent wieder klappen.