Ein (fast) normales Training
Der schwierige Versuch der Mannschaft, sich auf das Sportliche zu konzentrieren.
Wuppertal. Fünf gegen fünf auf kleinem Feld und große Tore war am Mittwoch beim Frühtraining des Wuppertaler SV auf dem Freudenberg angesagt. "Keine Zeit zum Ausruhen, da kann man sich nicht verstecken, muss aktiv sein", begründete Trainer Michael Dämgen diese in Fußballerkreisen nicht unübliche Übung.
Aktiv sein, keine Zeit haben zum Ausruhen und nachdenken - das ist zumindest im sportlichen Bereich beim WSV derzeit doppelt gefragt. Einerseits wegen der Teilzeitschwäche der Mannschaft, die ihr am vergangenen Samstag gegen Gladbach nach guten ersten 30 Minuten und starkem Nachlassen erneut zwei Punkte gekostet hat.
Andererseits, um nicht lange darüber zu grübeln, was nächste Saison sein könnte, wenn Friedhelm Runge seinen Rückzug als Präsident und seinen Teilrückzug als Hauptsponsor vollzieht.
"Wir können nur das Sportliche beeinflussen und darauf konzentrieren wir uns", sagt Dämgen und lehnt Stellungnahmen zur Vereinszukunft ab. Auch die Mannschaft, die am Dienstag morgen informiert wurde, ist darauf vergattert, dazu nichts zu sagen.
Negative Auswirkungen auf das Stimmungsbild befürchtet Dämgen nicht. "Druck haben wir hier sowieso, weil wir nicht da stehen, wo wir stehen wollen." "Viel wichtiger ist, dass wir im Spiel lernen, mit Negativerlebnissen umzugehen", ergänzt Co-Trainer Thomas Richter und meint damit Gegentore und individuelle Fehler, die den WSV in den vergangenen Wochen immer wieder umwarfen.
Zum wiederholten Mal wurde das am Sonntag innerhalb des Teams angesprochen. Richter: "Alles bleibt intern." Auf eine Reaktion hofft das Trainergespann am Sonntag, wenn der WSV um 15Uhr im Franz-Kremer-Stadion bei der U21 des 1. FC Köln antritt.
Sportdirektor Achim Weber gibt derzeit ebenfalls nur Auskünfte zu sportlichen Dingen. Und so darf gerätselt werden, ob der Zeitpunkt, zu dem Friedhelm Runge seinen Rückzug bekanntgab, in Zusammenhang damit steht, dass der Aufstieg schon in weite Ferne gerückt ist.
Weber wehrt sich allerdings gegen den Vorwurf, die maßgeblich von ihm zusammengestellte Mannschaft habe zu wenig Qualität. "Gerade in den Spielen gegen Schalke, Bochum, Elversberg und Gladbach haben wir doch gezeigt, dass wir Qualität haben. Wenn wir da unsere Führung durchbringen, haben wir neun Punkte mehr auf dem Konto, sind Dritter und keiner spricht darüber."
Nun wird die Mannschaft in den kommenden Wochen noch stärker im Fokus stehen, denn eins ist klar: Sportliche Erfolge wären angesichts der Bemühungen um eine Zukunft im Profifußball dienlich. Das gilt für den Verein, aber auch für die Spieler, die fast alle zwei Jahre Vertrag haben.
Nach eineinhalb Stunden war das Training gestern beendet. Das gelbe Team hatte das Kleinfeldturnier gewonnen und quittierte das ohne Jubel. Ein Trainingstag wie jeder andere, so schien es.