Und wieder nur lange Gesichter
WSV trennt sich mit 2:2 vom SV Elversberg nach einer 2:0-Führung. Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit.
Elversberg/Wuppertal. Sascha Samulewicz wollte nach dem Schlusspfiff gar nichts sagen. "Heute habe ich keine Lust", sagte der WSV-Torhüter und stieg nach dem 2:2 beim SV Elversberg in den abfahrbereiten Mannschaftsbus. Seine ungewohnte Wortkargheit war dem Frust geschuldet, denn welcher Fußballer kassiert schon gerne ein entscheidendes Tor in der Nachspielzeit?
Dem WSV ist dies nun schon zum zweiten Mal in dieser Saison widerfahren. Gegen den VfL Bochum gab es den Ausgleich zum 2:2 in der Extrazeit, und auch im Saarland jubelten am Ende nur die Gastgeber. Dummheit, mangelnde Erfahrung? Wahrscheinlich beides. Sie kosteten den WSV schon vier wichtige Zähler, mit denen der Verein näher in Schlagweite zur Tabellenspitze liegen würde. Der Abstand zu Spitzenreiter Trier liegt nun bei neun Punkten.
"Keine Frage, dieses Gegentor ist nicht gut für unsere Moral, das ist schon enttäuschend", sagte WSV-Trainer Michael Dämgen nach dem Spiel, in dem der WSV zur Halbzeit auf der Siegerstraße war. Nach zwei Toren des eingewechselten Silvio Pagano (32./40.) kam auf die Mannschaft die Herausforderung zu, die erste Viertelstunde der zweiten Spielhälfte heil zu überstehen, um den Gegner zu demoralisieren. Genau das schaffte der WSV nicht. Denn dem SV Elversberg gelang der frühe Anschlusstreffer zum 1:2 durch Fischer nach 53 Minuten. Der WSV agierte nervös, hatte keine klaren Spielzüge mehr. Erschwerend kam hinzu, dass die gute Chance auf die Vorentscheidung vertan wurde.
Denn hätte Bekim Kastrati den Foulelfmeter nach 65 Minuten verwandelt (Moosmayer war von Torhüter Kläs im Strafraum gelegt worden, der sah aber noch nicht einmal die gelbe, geschweige denn die rote Karte, siehe auch Randgeschichte), wäre die Partie wohl zugunsten des WSV entschieden gewesen. Typisch für diese Saison, dass die Mannschaft mit solchen Nackenschläge nicht umgehen kann. So kam, was sich zuvor schon durch gute Elversberger Chancen angedeutet hatte: der verdiente Ausgleich in der Nachspielzeit. Nach einem Stellungsfehler von Lukas van den Bergh traf der eingewechselte Karapetyan.
Torhüter Samulewicz sah bei beiden Gegentoren nicht sonderlich glücklich aus, denn beide Schüsse gingen in die kurze Ecke. Dämgen wollte ihm keinen Vorwurf machen. "Er hat gut gehalten." Und auch der mitgereiste WSV-Präsident Friedhelm Runge meinte: "Ich habe keinen gesehen, der nicht alles gegeben hat. Die beiden Tore waren unglücklich."
Dass der Zug nach oben nun abgefahren ist, wollte Runge so nicht bestätigen. "In dieser Saison ist alles möglich. Schade nur, dass sich die Mannschaft nicht selbst belohnt hat", sagte Runge und schloss aus, dass der WSV in der Winterpause noch einmal personell nachlegen wird. "Dafür fehlen die finanziellen Mittel."
Der wirtschaftliche Rahmen wird sich durch die Zuschauereinnahmen angesichts der schwachen Tabellenposition kurzfristig nicht verbessern. Zumal der kommende Gegner im Stadion am Zoo Borussia Mönchengladbach II heißt. So bleibt wenigstens die Hoffnung, dass Torhüter Samulewicz dann wieder auskunftsfreudiger ist.