Hutwelker: "Ich mache Dampf unterm Kessel"

Die WZ sprach mit dem neuen WSV-Cheftrainer Karsten Hutwelker über Konzepte und alte Verbundenheit.

Sie sind gebürtiger Wuppertaler, wie weit haben Sie es jetzt zur ihrer neuen Arbeitsstelle?

Karsten Hutwelker: Ich wohne mit meiner Familie in Erftstadt bei Köln, das sind 60 Kilometer. Wenn es mal nötig ist, habe ich in Wuppertal aber Übernachtungsmöglichkeiten. Meine Eltern und viele Freunde wohnen hier.

Waren Sie eigentlich WSV-Fan?

Hutwelker: Ich habe in der Jugend beim ASV gespielt, da waren die Derbys natürlich interessant. Die Bundesligazeit konnte ich noch nicht bewusst erleben. Mein Vater war aber damals WSV-Ordner.

In Ihrer Jugendzeit war der WSV in der Amateuroberliga versunken mit einem ähnlichen Zuschauerschnitt wie zuletzt und brauchte fast ein Jahrzehnt, um da wieder herauszukommen. Was macht Sie zuversichtlich, dass Ihnen das jetzt auf Anhieb gelingt?

Hutwelker: Die Amateuroberliga war damals der Unterbau der 2. Liga und wesentlich ausgeglichener als heute die Regionalliga als 4. Liga. Das heißt nicht, dass es jetzt leichte Spiele gibt, aber ein Aufstieg war damals wesentlich schwieriger.

Reicht das Budget aus, um eine Aufstiegsmannschaft zusammenzustellen?

Hutwelker: Auf jeden Fall. Die Vereine stehen heute nicht mehr Schlange bei den Spielern, es ist nicht so einfach, einen guten Club zu bekommen. Da kann ein Schritt zurück in die 4. Liga am Ende des Jahres zwei Schritte nach vorne bedeuten.

Wer sind die Stützen in Ihrem künftigen Team?

Hutwelker: Das wird sich erst in der Vorbereitung herausstellen. Alle fangen am 24. Juni zum Trainingsbeginn bei Null an.

Wie viele neue Spieler sind noch zu erwarten?

Hutwelker: Wir haben jetzt 12, 13 Spieler und wollen mit 20, 21 in die Saison gehen. Ich gehe also davon aus, dass wir noch sieben bis acht Spieler holen.

Sie galten als Spieler als Wandervogel, hatten viele Stationen. Aus heutiger Sicht für sie eine Vor- oder ein Nachteil?

Hutwelker. Es war auch zu meiner aktiven Zeit kein Nachteil, denn ich habe mich überall neu durchgesetzt, war immer Stammspieler. Jetzt als Trainer ist es ein Riesenvorteil. Ich habe viele Systeme und Philosophien erlebt, die ich auf meine Art Fußball spielen zu lassen übertragen kann.

Was ist Ihre Art?

Hutwelker: Wir werden ein klares Grundsystem haben, das auf der Basis 4 - 2 - 3 - 1 aufbaut. Dazu werde ich allen Spielern für Extremsituationen Ideen an die Hand geben.

Und ihr Trainerstil?

Hutwelker: Ich bin impulsiv, aber gerecht. Ich lebe das zu 100 Prozent vor, was ich von meinen Spielern verlange. Es wird auf jeden Fall Dampf unter dem Kessel sein. Ich verlange in jedem Training 100 Prozent.

Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Sportvorstand Jörg Albracht?

Hutwelker: Sehr gut. Wir kennen uns seit 15 Jahren und haben uns eingehend über meine Spielphilosophie unterhalten. Nun halten wir gemeinsam Ausschau nach Spielern dafür.

Wie ist jetzt der Kontakt zum WSV entstanden?

Hutwelker: Den hatte ich nie verloren. Ich habe mir immer wieder Spiele des WSV angeschaut. Friedhelm Runge kenne ich seit 1988. Nachdem ich die nötigen Trainerlizenzen hatte, war es fast eine Schlussfolgerung, dass man mal wieder zusammenkam.

2006 waren Sie an Knochenkrebs erkrankt. Haben Sie Solidarität aus Wuppertal gespürt?

Hutwelker: Auf jeden Fall. Von dort habe ich den längsten Genesungsbrief erhalten. Der ist fünf Meter lang mit Unterschriften von vielen damaligen Stadionbesuchern. Den halte ich in Ehren. Auch von daher kann man jetzt von einer Herzensangelegenheit sprechen.

Wen wünschen Sie sich als Co-Trainer?

Hutwelker: Den habe ich schon gefunden. Er kommt aus dem Profibereich, ist aber noch beruflich eingespannt. Deshalb möchte ich ihn noch nicht nennen.

Wen wünschen Sie sich als Auftaktgegner?

Hutwelker: Ich habe keinen Wunschgegner. Es sind 34 Endspiele, um vielleicht das realisieren zu können, was sich jeder WSV-Fan wünscht.