Im WSV-Trainingslager (IV): Frankfurt-Wuppertaler Beziehungen

Wuppertal/Bad Kreuznach. Man kennt sich in der Fußballbranche von verschiedenen Begegnungen, doch in der Zeit bevor Uwe Stöver vor mehr als 25 Jahren seine Zelte in Wuppertal abgebrochen hat, dürften ihm vom heutigen WSV-Tross höchstens Präsident Friedhelm Runge (der zu dieser Zeit freilich noch nicht Präsident war) und Zeugwart Lothar Wirth persönlich mal über den Weg gelaufen sein.

Im Hotel Fürstenhof in Bad Kreuznach wird Stöver, der als Geschäftsführer Sport die Zweitliga-Mannschaft des FSV Frankfurt mit ins Trainingslager begleitet, durch die Begegnung mit dem WSV fast zwangsläufig wieder an seine Wuppertaler Vergangenheit erinnert. „Die wollten mich ja damals nicht haben, da bin ich halt nach Leverkusen gegangen“, sagt der 45-Jährige lächelnd. Anschließend hat er eine respektable Bundesliga- und Zweitliga-Karriere und anschließend eine Manager-Karriere hingelegt, da lässt sich das damalige Desinteresse leicht verschmerzen.

Während der WSV über Siggi Melzig auf den Trainingslagerstandort Bad Kreuznach aufmerksam gemacht wurde, hatte Stöver hier schon einmal mit dem SV Wehen seine Zelte aufgeschlagen und und empfahl seinem Trainer Benno Möhlmann deshalb jetzt den Standort für ein Trainingslager. „Ursprünglich war geplant, in der Nähe an einem Turnier teilzunehmen. Das hat sich zwar zerschlagen, war für uns aber kein Grund, nicht doch hierhin zu fahren, die Bedingungen hier sind top“, sagt er.

Bis Samstag teilt sich der WSV hier in Bad Kreuznach mit dem FSV (Trainingslager bis 20. Juli) den Platz. Nachdem man hier keinen gemeinsamen Termin für ein Testspiel gegeneinander gefunden hatte, wird es zur Saisoneröffnung am 28. Juli in Wuppertal ein Wiedersehen geben.

Für beide ist es dann der letzte Test vor dem Liga-Start, der für den FSV auswärts beim Aufsteiger SV Sandhausen (Ex-Club des neuen WSV-Managers Tobias Gebert) beginnt. „Zwei Tage vorher spielen wir gegen den VfB Stuttgart, auch Mainz 05 haben wir noch auf dem Testpielplan“, so Stöver.

Mainz 05 war auch seine letzte Station als aktiver Spieler. Noch an der Seite von Jürgen Klopp spielte er damals 2. Liga, bis das Knie mit 30 Jahren nicht mehr mitmachte und er wegen eines schweren Knorpelschadens Sportinvalide wurde. Klopp läuft er heute noch ab und zu in Mainz-Gonsenheim über den Weg, wo Stöver heute wohnt und auch Klopp noch eine Wohnung besitzt.

Als Spieler hatte Stöver zwischendurch noch die Station VfL Bochum. Doch während viele Fußballer, die ein ähnliches Schicksal erleiden, nach ihrem Laufbahnende in ein Loch fallen, ging für Stöver die Karriere im Fußball fast nahtlos weiter. „Mainz hat mir die Gelegenheit gegeben, als U-19-Trainer und im Marketing weiterzumachen. Anschließend kamen für ihn die Stationen 1. FC Kaiserslautern (sechs Jahre, Trainer der Zweiten und Marketing) sowie Wehen-Wiesbaden, wo er gut zwei Jahre als Manager agierte.

Am Bornheimer Hang in Frankfurt arbeitet er nun schon im vierten Jahr, zunächst als sportlicher Leiter, seit Januar 2011 als Geschäftsführer Sport. „Unser Saisonziel kann nur lauten, die Klasse zu halten“, sagte der Wuppertaler, der im Fußball-Südwesten lange heimisch geworden ist. „In den vergangenen Jahren gab es bei uns immer eklatante Diskrepanzen zwischen Hin- und Rückrunde, wenn es uns gelingt, mal etwas konstanter zu werden, müsste das gelingen“, ist er optimistisch. Nur durch eine tolle Rückrunde mit dem neuen Trainerfuchs Benno Möhlmann (Stöver: „Er hat unheimlich viel Erfahrung und wie Hans-Günter Bruns beim WSV die nötige Gelassenheit.“) hatte man sich in der vergangenen Saison vor dem Sturz in die 3. Liga retten können.

„Finanziell gilt es immer solide zu wirtschaften, da ist es natürlich für die kleineren Clubs nicht einfach“, sagt Stöver. Auch aus wirtschaftlichen Gründen wurde der Kader auf 22 Mann reduziert und nur punktuell ergänzt. Es galt vor allem einen Ersatz für den von Kaiserslautern ausgeliehenen Ilijan Micanski zu finden, der in der Rückrunde neun Tore geschossen und sechs vorbereitet hatte. Mit Edmond Kapplani (zuvor FC Augsburg) und dem Australier Matthew Leckie (von Gladbach) hofft man die Lücke geschlossen zu haben.

Außerhalb des Platzes investiert der FSV 10,5 Millionen Euro in eine neue Haupttribüne für das Volksbankstadion am Bornheimer Hang, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. „Ohne Buissiness-Logen geht bei einem Zuschauerschnitt von 7000 Zuschauern ansonsten in der 2. Liga auch für uns nichts“, so Stöver.

Hier in Bad Kreuznach wird er die Mannschaft drei bis vier Tage begleiten, um intensive Gespräche mit dem Trainer und einigen Spielern zu führen. Und ganz nebenbei ist es eine tolle Gelegenheit, Tochter Pauline zu sehen, die in Bad Kreuznach mit Stövers geschiedenen Ehefrau lebt.

„Nach Wuppertal komme ich zwar seltener, aber doch auch regelmäßig“, verrät der erfolgreiche Fußball-Manager. Dort leben weiterhin seine Mutter und sein Bruder, und dort verwaltet Uwe Stöver auch noch Häuser der Familie. Seine ersten Schritte als Fußballer tat er übrigens bei einem weitläufigen Vorgängerverein des WSV — beim SV Germania 07 an der Nevigeser Staße. Das war noch bevor der SV mit dem VfL Wuppertal zum SV Borussia fusionierte und natürlich vor dem Anschluss der Borussia an den WSV. Doch irgendwie sieht man sich in der kleinen Fußballwelt immer wieder. . .