Interview mit WSV-Präsident Friedhelm Runge
Vor dem Saisonauftakt gegen Preußen Münster spricht WSV-Präsident Friedhelm Runge über die Ausgangslage des WSV.
Wuppertal. Seit über 20 Jahren ist Friedhelm Runge in verantwortlicher Position beim Wuppertaler SV tätig, seit Januar 1991 als Vereinspräsident. Dem Saisonstart am Freitag fiebert er wie alle Fans entgegen.
Herr Runge, freuen Sie sich eigentlich auf das Spiel des Wuppertaler SV gegen Preußen Münster?
Friedhelm Runge: Natürlich freue ich mich, es kribbelt schon sehr. Ich freue mich aber auch auf die gesamte Saison, denn es geht gegen Vereine mit bekannten Namen, die mal nicht aus dem hintersten Zipfel Bayerns kommen. Ich hätte allerdings lieber gegen die ersten Mannschaften und nicht die zweiten Vertretungen der Bundesligisten gespielt.
Welches Gefühl haben Sie vor dieser Saison. Oder verlassen Sie sich bei Prognosen lieber nicht auf Gefühle?
Runge: Man kann sich im Moment nicht auf sein Gefühl verlassen, da es zehn zweite Mannschaften der Bundesligisten in der Regionalliga West gibt. Wichtig ist, dass man nicht gerade auf Schalke trifft, wenn Raul in der 2. Mannschaft spielt.
Der neue WSV-Trainer Michael Dämgen hat bisher gute Arbeit geleistet. Was zeichnet ihn nach Ihrer Meinung aus?
Runge: Er hat schon bei der Einstellung mit einem klaren Konzept überzeugt und damit viele andere Bewerber ausgestochen. Mich begeistert, dass er nicht nur ein sportliches Konzept hat, sondern dass er ein Mensch ist, der zu jeder Zeit auch für die Spieler ein offenes Ohr hat. Auch für die, die auf der Bank sitzen. Wir werden alle im Kader brauchen. Er legt großen Wert auf die menschliche Seite. Uns sind in der Vergangenheit zu viele junge Spieler verloren gegangen, weil in diesem Bereich Fehler gemacht wurden.
Auch die Mannschaft hat sich bisher gut präsentiert. Was zeichnet das neue Team aus?
Runge: Das Spielerische ist da, die Laufbereitschaft. Namen zählen in dieser Mannschaft nichts, es muss der Einsatz stimmen. Unser Trainer unterstützt sehr den Zusammenhalt. Den habe ich in den vergangenen Jahren so nicht erlebt. Wenn ich in die vielen jungen Gesichter sehe, dann bin ich gespannt, wie sie sich gegen starke, kampfbetonte Mannschaften wie Münster, Lotte, Trier oder auch Wiedenbrück behaupten werden. Die sind alle mit gestandenen Spielern bestückt. Und viele Trainer denken wie Friedhelm Funkel, der erst einmal hinten den Laden dicht macht. Ich kämpfe deshalb mit mir, ob wir nicht doch noch einen Stürmer und einen zentralen Mittelfeldspieler verpflichten sollen. Doch woher soll das ganze Geld kommen?
Kann der WSV in der Regionalliga überleben?
Runge: Aus finanzieller Sicht ist diese Liga ein Chaos. Um oben mitzuspielen, muss der Etat gute zwei Millionen Euro betragen, nur ein kleiner Teil (97000 Euro, d. Red) stammt aus den Fernsehgeldern. Wir benötigen zudem für unser großes Stadion besonders viele Ordnungskräfte. Leider hat uns unser externer Vermarkter um keinen Zentimeter weiter gebracht. Das ist sehr ärgerlich.
Wir sind bei der Vermarktung als WSV zu wenig in Erscheinung getreten und müssen nun wieder selbst aktiv werden. Dabei würde es uns schon helfen, wenn jedes Wuppertaler Unternehmen fünf Dauerkarten ordert. Einen großen Aufwand betreiben wir im Nachwuchsbereich. Da haben sich 100Spieler beworben. Eine Chance sollten aber nur die bekommen, die sich langfristig binden. Wir wollen uns nicht ausnutzen lassen. Ich erinnere an die vergangene Saison. Da bringen wir eine härtere Gangart rein.
Die Zuschauerzahlen in den Testspielen waren enttäuschend. Lässt das Schlimmes für das Auftaktspiel am Freitag (Anstoß 19.30 Uhr) gegen Münster und den erhofften Schnitt von 3000 pro Heimspiel befürchten?
Runge: Wir haben uns ganz eindeutig mehr Zuspruch gerade gegen Bochum erhofft. Doch mehr Öffentlichkeitsarbeit kann man eigentlich nicht leisten. Kommen am Freitag nur 2000, dann würde das Fiasko schon beginnen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn es die Partie gegen Münster erst am sechsten oder siebten Spieltag gegeben hätte, wenn wir erste Siege vorgelegt hätten.
Nur Erfolge bringen die Fans zurück. Welches Saisonziel geben sie aus?
Runge: Ich traue unserer Mannschaft zu, dass sie oben dran bleibt. Ganz klar, wir wollen oben mitspielen.