Lange Bälle waren Gift für Reichwein
Trainer John kritisiert mangelnde Variabilität und vermeidet Spielerschelte.
Wuppertal. Dass die Liga-Premiere kein Zuckerschlecken werden würde, darüber dürfte wohl bei allen WSV-Spielern vor der Partie in Emden Einigkeit geherrscht haben. Gern wird in diesem Zusammenhang der Satz zitiert, dass die Trauben in Ostfriesland traditionell hoch hängen. Uneins schien sich das Ensemble allerdings über die Spielweise zu sein. Zumindest klang dies in der Nachbetrachtung einzelner Akteure heraus.
Auch so mancher WSV-Fan dürfte sich in Ostfriesland verwundert die Augen gerieben haben. Von langen, hohen Pässen aus der Verteidigung in die Spitze war in der Saison-Vorbereitung nichts zu sehen gewesen. Während Trainer Christoph John das mit einer "schwer zu bespielenden Wiese, die Kombinationsspiel nicht zuließ" entschuldigte, und Innenverteidiger Tobias Willers sich gar noch mehr lange Bälle hätte vorstellen können, bemängelte Stürmer Marcel Reichwein das kaum vorhandene schnelle Kurzpassspiel.
Folglich lief das Spiel an alter Wirkungsstätte fast komplett an ihm vorbei. Ob lange Pässe statt Kurzpassspiel - John war generell enttäuscht vom Auftritt seiner Mannschaft. Entsprechend ausgiebig war die Ursachenforschung bei der gestrigen Mannschaftssitzung. "Es gab ein paar Dinge mehr zu besprechen", räumte John ein. Hitze oder Bodenverhältnisse spielten in der Aussprache eine kleinere Rolle. "Beides haben auch die Spieler nicht als Ausrede gelten lassen", so John.
Zu knapsen hatte er vor allem daran, dass seine Mannschaft mit den immer gleichen Mitteln operierte, wenig variabel in der Spielgestaltung auftrat. "Wir haben unser Pensum einfach runtergespult und keine Antwort auf die eher destruktive Spielweise der Emdener gefunden. Unser Spiel war statisch, der ruhende Ball wurde auf gedeckte Spieler gespielt", meinte John. Darauf gelte es im Training zu reagieren. "Wir haben unsere Standortbestimmung erhalten und müssen uns auch im Zweikampfverhalten neu aufstellen und aggressiver zu Werke gehen."
Zwar erwartet er in Zukunft von Schlüsselspielern wie Tim Jerat und Mitja Schäfer mehr taktisches Verständnis, um selbstständig Lösungen zu finden ("sie waren überfordert") - als Spielerschelte wollte John dies nicht gewertet wissen. "Ich werde nicht nach einem schlechten Spiel auf Distanz zur Mannschaft gehen, das ist nicht mein Ding. Ich stärke ihr den Rücken, wir werden das gemeinsam wieder hinbiegen."
Umfangreiche personelle Änderungen sind für das kommende Heimspiel am Samstag (Anstoß 14 Uhr) gegen Bayern München II nicht zu erwarten. Wohl aber eine klarere taktische Herangehensweise.