Pröpper im Interview: „Kredit stets neu erarbeiten“

Carsten Pröpper will sich mit dem Wuppertaler SV in der 3. Liga etablieren. Seit Juni arbeitet er für den Verein als Sportdirektor.

Wuppertal. Die Geschichte des Wuppertaler SV ist eng mit dem Namen Pröpper verbunden. Günter Pröpper sorgte mit seinen Torrekorden in den 70er Jahren für die größten sportlichen Erfolge des Vereins. Sein Sohn Carsten spielte ebenfalls für den WSV, feierte aber seine Aufstiege in der Ferne mit dem FCSt. Pauli. Den WSV hat er während seiner Wanderjahre nie aus den Augen verloren. Und seit Juni sitzt Carsten Pröpper nun als Sportdirektor an einer der Schaltstellen im Verein.

WZ: Herr Pröpper, mit den Testspielen gegen Köln und Schalke sowie dem Heimspiel gegen den Nachwuchs der Bayern wurden den Fans in kurzer Zeit schon einige Highlights geboten. Sind sie zufrieden mit ihren ersten Wochen beim WSV?

Carsten Pröpper: Mit der Vorbereitung bin ich zufrieden. An der Umsetzung im Pflichtspielalltag müssen wir noch arbeiten. Highlights für mich sind Siege in den Pflichtspielen, die noch vor uns liegen.

WZ: Sie sind vielleicht andere Größenordnungen gewöhnt, aber für den WSV ist es nicht selbstverständlich, dass innerhalb weniger Wochen über 20000 Zuschauer ins Stadion am Zoo kommen. Kann der Verein mit dem Zuschauerinteresse zufrieden sein?

Carsten Pröpper: Auch gegen die Bayern war die Kulisse sehr gut, obwohl wir das Auftaktspiel in Emden verloren haben. Mit der Stimmung war ich sehr zufrieden, weil die Fans die Mannschaft nach dem Rückstand wieder nach vorne gebracht haben. Genau das brauchen wir.

WZ: Garantiert die neue 3.Liga dem WSV automatisch einen Sprung bei den Zuschauerzahlen?

Carsten Pröpper: Es wäre wünschenswert, letztendlich ist aber der sportliche Erfolg entscheidend. Es wird wie in der Regionalliga auch Gegner geben, die sehr wenig Fans mitbringen.

WZ: Rechtzeitig zum Start der 3.Liga wurde die zweite Stehtribüne fertig. Kann sich der WSV mit seinem Stadion in der 3. Liga sehen lassen?

Carsten Pröpper: Für mich ist entscheidend, dass man sieht, dass es Schritt für Schritt weiter geht. Das nächste Ziel ist es, Dächer über die Stehtribünen zu bauen. Wir wollen unsere Fans nicht im Regen stehen lassen, weil die uns auch nicht im Regen stehen lassen.

WZ: Welche Erkenntnisse gibt es nach zwei Spieltagen über die Stärke der Liga?

Carsten Pröpper: Keine Mannschaft hat bisher zwei Spiele gewonnen. Wir haben erfahren müssen, dass die Trauben hoch hängen. Wer nicht 90 Minuten aggressiv und hochkonzentriert spielt, hat keine Chance. Man muss 90 Minuten konstant auf einem hohen Niveau spielen. Für uns war es ein halber Aufstieg. Es ist zwar in Anführungszeichen nur die 3. Liga, dafür hat man aber bundesweite Präsenz.

WZ: Es hat sich im Stadion oder an der Nevigeser Straße einiges getan. Ist der WSV auf dem richtigen Weg?

Carsten Pröpper: Man wird die Strukturen im Verein der Liga anpassen müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Es ist eine tolle Sache, dass wir einen neuen Kunstrasen an der Nevigeser Straße haben. Das ist auch eine Belohnung der Jugendabteilung für die beiden Bundesligaaufstiege. Mir ist es daran gelegen, dass wir bald wieder Spieler aus der eigenen Jugend in der 1. Mannschaft sehen. Wir werden zum Beispiel einen Kraftraum im Jugendzentrum einrichten, damit die Nachwuchsspieler die körperlichen Voraussetzungen schaffen können, um oben mitzuhalten. Ähnliches gilt für die zweite Mannschaft, die über ganz junge Spieler verfügt. Ein anderer Punkt ist die Zusammenarbeit mit den Sponsoren. Wir haben zu einer Sponsorenfahrt nach Berlin eingeladen. Wir wollen das Vertrauen in den WSV schaffen, um langfristige Partnerschaften einzugehen.

WZ: Welche Rolle wird der WSV in der 3. Liga spielen?

Carsten Pröpper: Dass unsere Mannschaft Fußball spielen kann, hat wohl jeder gesehen, aber man wird in jedem Spiel an die Schmerzgrenze gehen müssen. Jedem sollte klar sein, dass wir uns im Umbruch befinden. Wir wollen die Klasse halten und uns etablieren. Wichtig ist, wie wir Rückschläge wegstecken und verarbeiten.

WZ: Wie groß ist der Kredit, den sie, die Mannschaft und die sportliche Leitung bei den Fans, den Medien oder auch beim Vorstand haben?

Carsten Pröpper: Ein dickes Polster gibt es im Fußball eigentlich nie. Den Kredit muss man sich Woche für Woche mit sportlichen Erfolgen neu erarbeiten.