Mitgliederversammlung Wie sich beim WSV eine Ausgliederung der Profiabteilung auswirkt
Wuppertal · Das Thema einer möglichen Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung des WSV dürfte erst am 28. Mai auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung explizit auf die Tagesordnung kommen. Doch was sind die Vor- und Nachteile einer eventuellen Ausgliederung?
Vornehmlich um die finanzielle Lage des Wuppertaler SV und die personelle Ausgestaltung des Verwaltungsrats, für den sich deutlich mehr als die benötigten 13 Mitglieder zur Wahl stellen, geht es am Montag bei der Jahreshauptversammlung des WSV. Das Thema einer möglichen Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung oder anderer möglicher Zukunftskonstrukte bis hin zu einer erneuten Insolvenz dürfte erst am 28. Mai auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung explizit auf die Tagesordnung kommen. Zunächst müsste die Versammlung am Montag dieser zweiten Sitzung zustimmen.
Doch was bedeutet eine solche Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung vom Hauptverein? In der 1. Liga ist sie Gang und Gäbe (13 von 18 Vereinen), wird im Handball etwa von der BHC-Marketing GmbH als Träger der Erstliga-Mannschaft sehr erfolgreich praktiziert, aber auch in Fußball-Ligen unterhalb der 1. Liga häufig diskutiert und teilweise sogar umgesetzt. Etwa vom TV Jeddeloh, ehemaliger Oberligist, der in die Regionalliga Nord aufgestiegen ist oder auch vom KFC Uerdingen, der diesen Schritt nach dem Aufstieg in die Regionalliga unter Klubboss Michail Ponomarew vollziehen konnte und mittlerweile Drittligist ist. Gerade in der Regionalliga stellt sich oft die Frage, ob Fußball dort ohne Mäzen wirtschaftlich noch darstellbar ist. So diskutiert auch WSV-Nachbar Rot-Weiss Essen das Thema Ausgliederung derzeit leidenschaftlich.
Dass sportlicher Erfolg etwas mit Geld zu tun hat, ist eine Binsenweisheit, an der auch der Hamburger Ralf Leister, der seit 2016 zu den wirtschaftlichen Hintergründen im Fußball den Blog fussballwirtschaft.de betreibt und im Februar den Verein Sports Governance e.V. gegründet hat, nicht vorbeikommt. Dass von den fünf Mannschaften der 1. Liga, die als Verein firmieren (Düsseldorf, Freiburg, Mainz, Nürnberg und Schalke) mit Fortuna der derzeit beste auf Platz elf liegt, mag Beleg dafür sein.
Die Diskussion ist sehr oft einseitig geprägt
Leister, der auch Dozent an einer privaten Hochschule in Hamburg ist, hat sich intensiv mit den Vor- und Nachteilen von Ausgliederungen befasst und dabei versucht, möglichst objektiv an das Thema heranzugehen. Die Berichterstattung über die Ausgliederung im Fußball sei sehr oft einseitig geprägt, zumal die Hürde für eine dafür notwendige Satzungsänderung, der auf einer Mitgliederversammlung 75 Prozent zustimmen müssten, hoch ist. Während der Verein in der Regel Werbung für die Ausgliederung mache, gebe es verschiedene Gruppen von Fans, die die Nachteile - meist eine geringere Mitbestimmung - in den Vordergrund stellten.
Er selbst sieht den Hauptvorteil in der Transparenz und der professionellen Struktur einer Kapitalgesellschaft. Leister: „Ein e.V. kann transparent sein, eine Kapitalgesellschaft muss transparent sein. Das führt intern zu einer größeren Disziplin und erleichtert somit besseres Management. Grundsätzlich kann zwar jede Rechtsform zu einer guten Struktur führen, Kapitalgesellschaften schreiben dies aber zwingender vor. So ist ein Aufsichtsrat im e.V. freiwillig, in einer Kapitalgesellschaft zwingend erforderlich.“ Sollte es um die Einbindung externer Investoren gehen, müsse sich ein Regionalligist bewusst sein, dass ein Anteilsverkauf nur sehr niedrige Kapitalspritzen zur Folge haben dürfte. Außerdem sei diese Maßnahme ein Einmaleffekt und eigne sich eher für langfristige Investments als für teure Spielertransfers. Trotzdem könne eine Ausgliederung Vorteile bei der Kapitalbeschaffung haben, da Banken und andere Investoren die Transparenz begrüßten. Bei Regionalligisten, so Leister, komme das Thema meist auf die Tagesordnung, wenn es um die Vermeidung einer Insolvenz gehe. Ein weiterer Vorteil sei die Risikotrennung zwischen Verein und ausgegliederter Profiabteilung.
Den Nachteil einer geringen Mitbestimmung will auch Leister nicht wegdiskutieren. Aufgrund der 50+1-Regel werde eine Mehrheit im getrennten Aufsichtsgremium der Kapitalgesellschaft aber immer beim Verein liegen. Leister: „Die Frage ist immer, wie viel Mitbestimmung ist gut? Insgesamt halte ich eine Ausgliederung häufig für eine gute Idee, sofern der Markenkern - wie etwa beim FC St. Pauli - nicht dagegen spricht.“ Am Ende müssten aber Mitglieder entscheiden, ob sie ihren Einfluss zu Gunsten der finanziellen und strukturellen Chancen reduzieren.