Wolfgang Jerat: „Mehr Theater machen“

Am Montag bat der neue WSV-Coach Wolfgang Jerat zur ersten Trainingseinheit. Er bleibt zunächst bis zum Saisonende.

<strong>Wuppertal. Wer Wolfgang Jerat nicht kennt, der kann nicht wissen, dass der Mann gerne und lange redet. Zum Beispiel beim Frühtraining des WSV am Montag auf dem Freudenberg, seiner ersten Übungseinheit als neuer Trainer des aufstiegsambitionierten Regionalligisten. Hin und wieder unterbricht der 52 Jahre alte Fußballlehrer und lässt manche Szenen wie ein Regisseur noch einmal im wahrsten Sinne des Wortes neu spielen. Dann sagt er zu den Stürmern Gaetano Manno und Tobias Damm Sätze wie diese: "Du musst mehr Theater machen" oder "Deine Stärke ist die Schnelligkeit, die musst du ausspielen".

Lob für Ex-Trainer Uwe Fuchs von seinem Nachfolger

Es herrschte zum Teil hektische Betriebsamkeit beim Training. Typisch bei einem Trainerwechsel. Die Karten werden neu gemischt, alle Spieler wollen sich anbieten. Aber an mangelnder Einstellung krankt es dieser Mannschaft ohnehin nicht. Auch die konditionellen Grundlagen, wie Jerat gestern betonte, stimmen. "Da hat Uwe Fuchs super Arbeit geleistet", sprach er seinem am Sonntag Nachmittag geschassten Vorgänger ein Lob aus.

Vielmehr will Jerat nun alles darauf ausrichten, "die entstandene Unsicherheit" zu verscheuchen und die Mannschaft "in gute Stimmung zu versetzen", wie er bei seiner gestrigen Präsentation ebenfalls silbenreich ausführte. Zunächst darf er sich bis zum Saisonende beim WSV probieren. Das sind sechs Spiele, plus das Pokalfinale gegen Velbert.

Beide Seiten reagieren nicht nachtragend, weil sie wohl kaum eine andere Wahl haben. Jerat nicht, weil er nach einem Kurzgastspiel beim in der vergangenen Saison abgestiegenen Oberligisten FC Junkersdorf im Fußballgeschäft wieder Fuß fassen will. Runge nicht, weil er jemanden brauchte, der sofort anpacken konnte. Er hatte erstmals am Samstagnachmittag bei Jerat vorgefühlt, am Sonntagnachmittag fiel die Entscheidung für ihn.

Schließlich bestand aus Runges Sicht Handlungsbedarf. "Es wäre fahrlässig gewesen, die Saison so auslaufen zu lassen", drückte es Sportdirektor Achim Weber gestern aus. Auch er gibt sich nach außen hin nicht nachtragend gegenüber Jerat. Weber hatte den WSV nach der Saison 1996/97 im Groll auf Jerat verlassen. Gestern kam ein spätes Bekenntnis von Jerat: "Ich hätte ihn damals besser behalten. Aber nun gibt es keine Probleme mehr. Wir paddeln in einem Boot."

Runge legt Wert darauf, dass die Trainerbeurlaubung und Neuinstallation keine von ihm einsam getroffene Entscheidung gewesen ist. Neben Weber war auch Vize-Präsident Harald Hübener involviert.

Mit Joachim Hopp als Co-Trainer (bleibt auch hauptverantwortlich für die Oberliga-Mannschaft) und Teammotivator Markus Bayertz stehen Jerat zwei Assistenten zur Seite.

Nicht ganz so glücklich soll Tim Jerat über die Berufung seines Vaters zum WSV-Trainer gewesen sein. Nicht grundlos, denn Jerat senior deute gestern an: "Wenn er nur gleichwertig mit einem anderen Spieler ist, dann spielt der andere. Der Vorteil ist aber: Ich kenne Tim gut und weiß, dass er noch nicht das gezeigt hat, was in ihm steckt." Momentan stellt sich das Thema nicht. Tim Jerat fällt noch mindestens drei Wochen mit einer Innenbandverletzung aus.