WSV lässt Kehl & Co. alt aussehen
Dank einer Steigerung in der zweiten Halbzeit besiegt der WSV im ersten Heimspiel 2011 die BVB-Amateure mit 3:1 und dreht erneut einen Rückstand.
Wuppertal. Trainer Michael Dämgen wehrte nach dem 3:1-Sieg gegen die Amateure von Borussia Dortmund alle Fragen ab, wie hoch es für den WSV noch gehen könnte. „Das war heute, wie schon der Sieg in Bielefeld, Balsam für die Seele. Jetzt konzentrieren wir uns auf Trier“, sagte er nach dem zweiten Dreier binnen fünf Tagen, der schon morgen im nächsten Heimspiel eine Fortsetzung finden soll.
Fakt ist, dass der WSV aus drei Liga-Spielen nach der Winterpause sieben Punkte geholt, zum zweiten Mal in Folge einen Rückstand gedreht und auf Platz acht erstmals seit Monaten Kontakt zum oberen Tabellendrittel hat. Mit einem guten Gefühl verließen die nur 1474 Zuschauer (28 mehr als beim letzten Heimspiel 2010) am Samstag das Stadion am Zoo. Dabei hatten sie in der ersten Halbzeit mit ansehen müssen, wie die durch Ex-Nationalspieler Sebastian Kehl verstärkten, spielerisch starken Dortmunder die WSV-Abwehr teilweise düpierten.
Frühe Pfiffe, als der WSV mit ungenauen Abspielen den BVB zum Angreifen einlud, zeigten, dass die Toleranzgrenze nach der Pokalschlappe in Essen niedriger liegt. Fast folgerichtig fiel das 0:1, als die WSV-Abwehr sich aus dem Zentrum herausziehen ließ, und Vrancic in der Mitte mühelos einschießen konnte. Wäre der quirlige Boztepe auch ein eiskalter Vollstrecker, die Gastgeber hätten höher zurückliegen können.
Doch diesmal ließen die WSV-Spieler nicht, wie so oft in der Hinrunde, die Köpfe hängen und kamen durch eine Standardsituation zurück ins Spiel. Der bemühte Ernst legte in seiner besten Szene den Ball an Eggert vorbei und wurde umgestoßen. Moosmayer zirkelte den Freistoß fast von der Außenlinie auf den zweiten Pfosten, wo Assauer per Flugkopfball traf.
Es war das achte Tor des besten WSV-Schützen, der an diesem Tag zwar nur der zweitbeste Stürmer hinter dem in der Mitte unermüdlich rackernden Bekim Kastrati war, aber eben da stand, wo ein Torjäger stehen muss.
Obwohl BVB-Trainer Theo Schneider aufgrund des Fehlens unter anderem von Torjäger Daniel Ginczek von einem Notsturm sprach, zeigte sich nicht nur in dieser Szene, dass seine Abwehr viel eher als Notstandsgebiet bezeichnet werden musste. Genau da setzte der WSV in der zweiten Halbzeit an. „Wir wollten gewinnen, das haben wir gezeigt“, sagte Bekim Kastrati. Allein vor BVB-Keeper Johannes Focher hätte er den WSV bereits in Führung bringen können. Das gelang dem eingewechselten Silvio Pagano. Vorher hatte der WSV-Außen, der sein Talent viel zu selten ausschöpft, mit einigen Fehlpässen geglänzt, doch dann erfasste er nach einem Dortmunder Patzer die Lage fix und verwandelte aus 25 Metern mit toller Schusstechnik. Auch das 3:1 durch den ebenfalls eingewechselten Milko Trisic bereitete er vor.
Ist da ein neuer WSV-Geist entstanden? „Siege geben Selbstvertrauen“, sagte Trainer Dämgen. Nicht nur das. In der Kabine checkten einige Spieler gleich auf dem Handy den Tabellenplatz: Besser als zehn — das bedeutet erstmals nach fünf Monaten wieder Punkteprämie, was beim niedrigen Grundgehalt des ein oder anderen ein weiterer Grund zur Freude ist. Kredit bei den Fans dürften sie ebenfalls gewonnen haben.