WSV spielt Zauberfußball

Beim 5:2 (3:1)-Sieg in Ahlen gelingt Rückkehrer Tobias Damm mit zwei Toren ein Einstand nach Maß.

Wuppertal. So macht Fußball Riesenspaß. Restlos begeistert waren die etwa 500 mitgereisten WSV-Fans unter den 2571 Zuschauern nach dem 5:2 (3:1)-Erfolg gegen RW Ahlen. Die Wuppertaler hatten sich Chancen am Fließband herausgespielt, herrliche Tore geschossen und den Gegner dominiert.

Tobias Damm gelang ein Comeback nach Maß. Er erzielte nicht nur zwei Treffer, sondern machte deutlich, dass mit ihm die Offensive des WSV eine besondere Qualität erhalten hat. Damms Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen, Mike Rietpietschs Erfahrung und Spielintelligenz und Mahir Sagliks Torinstinkt und Spielwitz - das könnte die richtige Mischung für eine außergewöhnliche Saison des WSV sein. Für jeden Gegner wird dieser Angriff des WSV nur schwer auszurechnen sein.

Nach einer Stunde lag der WSV bereits mit 5:1 vorne und es bot sich für Trainer Wolfgang Jerat die Gelegenheit, seinen "ersten Sturm" vom Feld zu holen. Zum einen, um Spielern wie Hüzeyfe Dogan oder Lucas Oppermann Spielpraxis zu geben, aber auch, um die Gelbsünder Mike Rietpietsch und Mahir Saglik vor möglichen Platzverweisen zu schützen.

"Die individuelle Klasse der Wuppertaler hat heute den Ausschlag gegeben", meinte Ahlens Trainer Christian Wück etwas säuerlich. Wück war das Ergebnis zu deutlich ausgefallen, zumal die Ahlener noch Pfosten und Latte trafen. Im Grunde waren die Gastgeber aber selbst mit der 2:5-Niederlage noch gut bedient. Hätte die WSV-Abwehr nicht einen wackeligen Tag gehabt, und Christian Maly beim Treffer von Stahlberg zum 1:3 kräftig mitgeholfen, hätte es noch schlimmer für die Rot-Weißen kommen können. Zeitweise spielte der WSV Zauberfußball.

"Wir haben aber zu viele Chancen zugelassen. Gerade bei Standardsituationen sind die Ahlener sehr gefährlich", gestand WSV-Trainer Wolfgang Jerat ein, der weiß, wo er den Hebel ansetzen muss. Zufrieden war er mit der Fleißarbeit seiner Mittelfeldreihe. "Tim, Manuel Bölstler und Sven Lintjens sind sehr viel gelaufen. Dass man beim Stand von 5:1 in der Schlussviertelstunde einen Gang raus nimmt, ist verständlich."

Wobei ihm Sportdirektor Achim Weber zustimmte: "Ein 5:2 ist mir lieber als ein 1:0." Ähnlich dürften es die WSV-Fans gesehen haben, die nur vor der Pause um ihren WSV bangen mussten. Der Anschlusstreffer zum 2:3 hätte die Wende einleiten können, aber spätestens nach dem zweiten Treffer von Mike Rietpietsch war die Partie gelaufen.

WSV-Präsident Friedhelm Runge hielt es nach dem Abpfiff nicht auf seinem Platz. Ihn zog es zu den Spielern, die sich von den knapp 500 mitgereisten WSV-Anhängern feiern ließen. Friedhelm Runge dürfte angesichts der Leistungen von Tobias Damm (r.) und Mahir Saglik (l.) ein Stein vom Herzen gefallen sein. "Dafür haben wir ihn geholt", kommentierte Runge Damms Comeback im WSV-Trikot. Der WSV hat im richtigen Moment Nägel mit Köpfen gemacht. Zumal Mainz 05 mit 0:3 in Fürth auf die Nase fiel. Doch die Mainzer Sorgen sind nicht mehr die des WSV.

"Weine nicht, wenn der Regen fällt - Damm, Damm. Es gibt einen, der zu uns hält - Damm, Damm", sangen die WSV-Fans nach dem Sieg in Ahlen und feierten den doppelten Torschützen nach seinem gelungenen Einstand im WSV-Trikot. Ein origineller Spruch aus dem Hause Drafi Deutscher, der genau ins Schwarze traf. Völlig daneben waren dagegen die "Zigeuner"-Rufe, mit denen die Wuppertaler die Ahlener Fans in der ersten Halbzeit verhöhnten. Der Stadionsprecher bat in einer Durchsage darum, dies zu unterlassen. "Der Spruch war nicht politisch motiviert und ist eigentlich in jedem Stadion zu hören", sagt WSV-Fanbeauftragter Christian Weiß. In der zweiten Halbzeit sei er nach einer weiteren Aufforderung, auch nicht mehr gekommen. "Wir werden die Leute dafür sensibilisieren, ihn in Zukunft nicht mehr zu singen", verspricht Weiß.

In der Formel 1 fährt vorne mit, wer die meisten PS unter der Haube hat. Allerdings muss man die Kraft auch auf die Straße bringen. Der WSV entwickelte in Ahlen so viel Druck nach vorne, dass hinten zuweilen das Heck ausgebrochen ist. Auf die Feinabstimmung des Fahrwerks kommt es an, damit man demnächst gegen stärkere Gegner nicht ins Schleudern gerät. Legt man beim WSV weiterhin Wert auf Bodenhaftung, dann dürfen sich die Fans auf attraktiven Tempofußball freuen. Und die hochgesteckten Saisonziele erscheinen angesichts des mit Saglik und Damm "getunten" Kaders längst nicht mehr als reine Utopie.