Fußball-Regionalliga WSV zeigt die erhoffte Reaktion
Wuppertal · Beim 3:0 gegen Oberhausen stimmen Einsatz, Entschlossenheit und spielerische Qualitäten - hinzu kommt endlich Spielglück.
Manchmal sagen Bilder mehr als 1000 Worte. Wer WSV-Mittelstürmer Marco Königs nach seinem Treffer zum 1:0 gegen Oberhausen am Samstag auf die Zuschauer auf der Haupttribüne zu utschen sah und in die Gesichter seiner Mitspieler schaute, die zum Gratulieren hinter ihm herstürmten, der konnte ermessen, welche Felsbrocken in diesem Moment von den Akteuren abfielen und welche Entschlossenheit in ihnen steckte. Endlich, nach vielen ordentlichen, aber letztlich erfolglosen Spielen, hatte die Mannschaft den Grundstein dafür gelegt, dass es diesmal ertragreicher laufen würde. Und dieser Geist trug sie nach einem kurzen Hänger zu Beginn der zweiten Hälfte am Ende zu einem verdienten 3:0-Erfolg.
Acht Punkte nach sieben Spielen, der Sprung nach vorne auf Platz zehn - das war zumindest ein Anfang, „aber da müssen wir weitermachen“, meinte Mittelstürmer Gianluca Marzullo, der mit Königs ein gefährliches Sturmduo gebildet und in der 90. Minuten mit dem 3:0 den Schlusspunkt gesetzt hatte.
Was andernfalls hätte passieren können, zeigt das Beispiel der Oberhausener, die ebenfalls mit einer hochgelobten Mannschaft, allerdings noch größerem Verletzungspech als der WSV durch die Niederlage auf einen Abstiegsplatz abrutschten. So schnell kann das gehen, in einer Liga, „in der jeder jeden schlagen kann, wenn man nicht aufpasst“, wie Marzullo es formulierte.
Fakt war, dass die 564 Zuschauer im Stadion - erneut waren nur Dauerkarteninhaber zugelassen, ein Vertrag mit Kartenanbietern über Tageszulassungen ist noch in Arbeit - sich gut unterhalten fühlen durften. Fakt war auch, dass der WSV diesmal auch das Spielglück hatte, das man auch braucht und das in den vergangenen Partien oft gefehlt hatte. Etwa als Oberhausens Stürmer Shun Terada in den ersten 15 Minuten, als die Gäste besser waren, dreimal nur haarscharf verpasste oder gerade noch gestoppt werden konnte. Oder als ebenfalls Terada nach 53 Minuten freistehend die Riesenchance auf den Ausgleich zum 1:1 vergab.
Joker Saric sorgt prompt
für die Vorentscheidung
Ob es in die Abteilung Spielglück oder feines Näschen des Trainers fiel, dass Semir Saric nach 71 Minuten, nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung, das vorentscheidende 2:0 erzielte, darüber kann man trefflich diskutieren. Auf jeden Fall zeigte der 23-Jährige, der seit zwei Spielen nicht mehr in der Startelf gestanden hatte, die Reaktion, die sich der Trainer von ihm erhofft hatte, als er ihn für den bis dahin bärenstarken, aber ausgepumpten Daniel Grebe im Mittelfeld brachte. „Ich dachte, er könnte es vielleicht noch ein bisschen offensiver spielen“, erklärte Voigt nachher seine Idee einer Entlastung nach vorn, die Saric sehr gut umgesetzt hatte. Nach Balleroberung im Mittelfeld, lief er auf der rechten Seite davon, schlug im Strafraum noch einen Haken und schoss mit links aus der Drehung flach ein. Das zeigte sein Potenzial, und auch das war eine Parallele zur gesamten Mannschaft, die an diesem Tag bewies, was in ihr steckt.
Und dabei ist noch Luft nach oben, wie die Phase nach der Pause zeigte, aus der sich der WSV aber diesmal zurückkämpfte und gute Leistungen auch einmal in beiden Spielhälften zeigte.
Von einer „sehr, sehr guten Reaktion“, sprach nachher der Sportliche Leiter Stephan Küsters mit Blick auf die 1:5-Niederlage eine Woche zuvor in Mönchengladbach. Man habe intern zwar die Ruhe bewahrt, aber doch viele Gespräche geführt, die offenbar gefruchtet hätten.
Wer einen Saric oder später auch einen Joey Müller und Marwin Studtrucker von der Bank bringen kann, zeigt, welche Möglichkeiten noch im Kader stecken.
Veränderungen
fruchteten
Voigt hatte gegenüber dem Gladbach-Spiel auch einige Personal- oder Positionsveränderungen vorgenommen, die fruchteten. So rechtfertigte Noah Salau, den er zurück in die Innenverteidigung beordert hatte, ebenso sein Vertrauen wie Torwart Daniel Szczepankiewicz, der sein erstes Regionalliga-Spiel überhaupt machte. Ob im Eins-gegen-Eins gegen Terada oder als sichere Anspielstation mit Blick für den Mitspieler, wusste er zu überzeugen.
Nach Königs Führungstreffer gehörte Szczepankiewicz übrigens mit zu den ersten Gratulanten, auch wenn er bis dahin den Weg übers halbe Feld auf sich nehmen musste. Manchmal sagen Bilder eben mehr als 1000 Worte.
„Jeder hat für jeden gekämpft, in der Gemeinschaft kann man viel erreichen“, kommentierte Stephan Küsters und nahm den Samstag als Beispiel. Nun gelte es, vielleicht mal eine Serie zu starten, was aber bei aller Spielstärke, die auch am Samstag wieder phasenweise deutlich wurde, sicher nur mit genau diesem Einsatz möglich sei. Nächster Gegner ist die U 23 von Schalke 04, die in Homberg gewann und nach sechs Spielen bereits elf Zähler aufweist.