Fußball Grammozis ist der begehrteste Wuppertaler im Fußballgeschäft
Krefeld · Er ist ein Kind des Bergischen, einst Bundesliga-Spieler, machte er nun in Darmstadt als Trainer auf sich aufmerksam.
Für insgesamt 73 Tage ruht in den drei ersten deutschen Fußball-Ligen der Ball, bevor am 18. September die Saison 2020/21 starten soll. Derzeit sind Spieler wie auch die meisten Trainer und Sportdirektoren im Urlaub, bei ein paar Vereinen allerdings herrscht weiterhin rege Betriebsamkeit. Der Grund sind unbesetzte Trainerstellen. So haben die TSG 1899 Hoffenheim, der VfL Osnabrück, der 1. FC Nürnberg sowie Waldhof Mannheim noch keinen Übungsleiter. Dabei gibt es genügend. Auch in Velbert wartet einer, dass das Telefon bald klingelt.
„Ich bin zuhause bei meiner Familie, gehe meinen väterlichen Pflichten nach und genieße die Zeit mit meiner Frau sowie unseren drei Kindern“, sagt Dimitrios Grammozis. Am 28. Juni war er als Trainer des SV Darmstadt 98 noch mittendrin statt nur dabei, nach einem 3:1 bei Aufsteiger VfB Stuttgart landete sein Team auf dem fünften Platz der zweiten Liga. Nach Arminia Bielefeld machte Grammozis Darmstadt zum zweitbesten Verein der Rückrunde. Mit 32 Punkten holte er mehr Zähler als Dirk Schuster 2015 beim Bundesliga-Aufstieg der „Lilien“ sammelte.
Von Wuppertal und Velbert
aus bis in die Bundesliga
Während in seiner heimatlichen Region der Fußball in den Niederungen der Regionalliga bzw. im Mittelfeld der Oberliga dahin dümpelt, scheint Grammozis nach seiner erfolgreichen Karriere als Spieler nun auch eine nicht minder erfolgreiche Laufbahn als Trainer einzuschlagen. Grammozis ist am 8. Juli 1978 in Wuppertal geboren und wuchs dann in Velbert auf. Der Defensivspieler wurde in der Jugend des TuS Neviges (1984-88), der SSVg Velbert (1988-91), von Borussia Velbert (1991-92) und des Wuppertaler SV (1992-94) ausgebildet.
Seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieb der Deutsch-Grieche danach allerdings beim KFC Uerdingen 05. In der Grotenburg wurde er mit erst 18 Jahren bereits zum Zweitliga-Stammspieler, für umgerechnet 350 000 Euro verkauften ihn die Krefelder jedoch 1998 nach Hamburg. Für den HSV, den 1. FC Kaiserslautern und den 1. FC Köln absolvierte Grammozis bis 2006 insgesamt 143 Bundesliga-Spiele. In der Folge ließ er die Karriere ausklingen und stieg 2013 beim VfL Bochum als Nachwuchstrainer ein. „Nach mehreren Jahren, in denen ich in Bochum Erfahrungen als Trainer diverser Jugend-Mannschaften sammeln konnte, habe ich mich für den nächsten Schritt bereit gefühlt“, sagte Grammozis, als ihn der SV Darmstadt 98 im Februar 2019 als neuen Übungsleiter vorstellte. Auf der ersten Station als Chef eines Profi-Teams konnte er die Südhessen bis in die Nähe der Aufstiegsränge führen – was umso erstaunlicher ist, weil der 42-Jährige am 26. Februar seinen Abschied vom Böllenfalltor erklärt hatte.
Grammozis und die „Lilien“ wollten den Weg zwar weitergehen, sie kamen beim Vertrag allerdings nicht überein. Dabei spielte Geld keine Rolle, es hakte an der Laufzeit. Zur Entwickung des Teams stellte sich Grammozis zwei Jahre vor, der Verein aber bot aus angeblich wirtschaftlicher Vernunft lediglich ein Jahr an. „Ich wäre gerne geblieben, doch wir konnten uns leider nicht einigen“, sagte Grammozis. Dass sein Nachfolger Markus Anfang dann einen Zwei-Jahres-Vertrag erhielt, lässt die Macher in Darmstadt in einem schlechten Licht erscheinen.
Da Grammozis bis Ende Juni noch im Dienst war, gab es von anderen Vereinen keine Anfragen. Inzwischen aber hat das Trainerkarussell Fahrt aufgenommen, doch für wen passt der gebürtige Wuppertaler ins Profil? Braunschweig hatte sich schon im März auf den Wechsel Antwerpen/Meyer festgelegt, St. Pauli befördert einen Jugendtrainer und Hoffenheim hält Grammozis in der Bundesliga offenbar noch für zu grün.
Dennoch wurde dessen Arbeit natürlich auch außerhalb von Hessen interessiert zur Kenntnis genommen. „Ich habe nicht den ganzen Tag das Handy in der Hand und warte auf Anrufe. Ich lasse alles auf mich zukommen“, sagte Grammozis gegenüber der „Hessenschau“. Da ihm die kontinuierliche Entwicklung eines Teams vorschwebt, wäre der inzwischen fündig gewordene HSV ebenso ein schwieriger Ort gewesen wie es auch der noch suchende 1. FC Nürnberg ist. Immer heißer wird deshalb der VfL Osnabrück gehandelt. Dort wird beim Namen Grammozis beharrlich geschwiegen. Ein untrügliches Indiz dafür, dass der Wuppertaler bald an der Bremer Brücke arbeiten könnte.