BHC-Interview: Herr Hinze, wie geht das?
Der Bergische HC ist die Sensation der jungen Saison in der Handball-Bundesliga. Mit viel Arbeit — und einem echten Plan.
Wuppertal. Sebastian Hinze nennt es eine „Momentaufnahme“. Dass der Aufsteiger Bergischer HC mit vier Siegen gegen den HSV, Gummersbach, Eisenach und Wetzlar aus fünf Spielen in die Saison der Handball-Bundesliga gestartet ist, finden viele Experten sensationell. Das Gespräch mit dem 35-jährigen Trainer des BHC ist die Spurensuche eines Erfolgskonzepts.
Herr Hinze, können Sie sich dieses kleine Handball-Wunder erklären?
Sebastian Hinze: Erklären kann ich das. Wir haben sehr, sehr gut gearbeitet und unseren Kader punktuell verstärkt. Wobei unsere beiden Zugänge auf den Halbpositionen noch gar nicht gespielt haben. Dass es jetzt so gut läuft, ist überraschend, das genießen wir. Mit acht Punkten hat niemand gerechnet. Aber dass wir in der ersten Liga mithalten können und an jedem Spieltag die Chance haben, auch zu punkten — damit haben wir gerechnet.
Wird der BHC als Aufsteiger zu Beginn der Saison unterschätzt?'
Hinze: In unserer Konstellation kam uns entgegen, dass wir eingespielt sind. Das Team hat in der 2. Liga als Meister mit wenig Minuspunkten seine Qualität bewiesen. Schon da hatten wir den Geist, darauf zu schauen, wie wir es schaffen, ein Spiel zu bestimmen. Was macht uns erfolgreich? Bei der Niederlage in Kiel im ersten Spiel ist dann Folgendes passiert: Wir sind in den letzten zehn Minuten aus unserem System ausgebrochen und dann auseinander genommen worden. Das war der Weckruf für alle: Wir wissen jetzt, was wir abrufen müssen, um in der ersten Liga bestehen zu können.
Was ist das?
Hinze: Wir müssen an unser System und unseren Plan glauben — und dabei sehr diszipliniert spielen. Nur Kleinigkeiten entscheiden ein Handballspiel. Da muss man sich aufeinander verlassen können. Wir haben einen Vorteil: Wir sind eingespielt und haben viel miteinander erlebt. Da konnten wir auf Situationen gut reagieren und umstellen. Ein Team funktioniert nur mit klarer Struktur, in dem jeder seine Rolle akzeptiert. Unser Grundsatz lautet: Miteinander, nicht übereinander sprechen.
Sie sind 35 Jahre alt, erst seit der vergangenen Saison nicht mehr Spieler des BHC, sondern Trainer. Auf einmal stehen Sie im Blickpunkt der ersten Liga. Was passiert mit Ihnen?
Hinze: Mit mir macht das gar nichts. Ich freue mich. Wir haben acht Punkte, das ist wunderbar. Das wird aber bei weitem noch nicht reichen, um unser Ziel zu erreichen. Der Klassenerhalt steht über allem. Unser Erfolgskonzept geht so: Wir fragen uns jetzt, wie es dazu gekommen ist, dass wir vier Spiele in Folge gewonnen haben. Das mache ich wie jeder Spieler. Keiner wird hier weniger tun. Wir wissen, dass unser Weg funktioniert. Und dann fällt es auch einfacher, auf diesem Weg zu bleiben.
Wollten Sie schon immer Trainer werden?
Hinze: Nein. Eigentlich war ich ja Jugendkoordinator im Verein. Und es hat mir Spaß gemacht, ich war glücklich. Bis sich dann die Chance ergeben hat, in dem Verein die Profimannschaft zu übernehmen, in dem ich zuhause bin. Und da habe ich zugeschlagen (lacht).
Wo liegen Ihre Qualitäten?
Hinze: Schwierig. Ich kann von mir behaupten, dass ich alles für den Erfolg tue und sehr viel arbeite. Alles andere sollen andere beurteilen.
Spüren Sie die neue Beachtung des BHC?
Hinze: Das wird schon wahrgenommen, und das freut mich auch. Viele gratulieren und hinterfragen das. Davon profitiert der BHC, er wird inzwischen in der ersten Liga ernst genommen.
Was ist noch möglich?
Hinze: Wir sind noch in der Entwicklung. Und die ist sehr positiv. Wir wollen jetzt in der Liga bleiben und dann fester Bestandteil dieser besten Liga der Welt werden. Ich glaube, dass das Bergische Land und dieser Verein auch mal das Potenzial haben, weiter oben anzugreifen. Der Verein wird professioneller. Aber das ist noch weit weg.