Das Wuppertaler Wunder lebt

Wie sich der Bergische HC weiterentwickeln will.

Wuppertal. Die Köpfe gingen nach unten. Und die Wuppertaler Uni-Halle, in der 2541 Zuschauer gerade noch für Atmosphäre gesorgt hatten, war am Mittwochabend schnell leer gefegt. Der 12. Spieltag war so etwas wie die Ankunft des Bergischen HC in der Handball-Bundesliga. Nach der beeindruckenden Punktesammlung zum Saisonstart kassierte der 2006 gegründete Fusionsverein aus Solingen und Wuppertal gegen Hannover (25:26) die zweite Liga-Niederlage in Folge. „Heute“, sagte Geschäftsführer Jörg Föste, „sind wir erst einmal richtig traurig. Diese Niederlage fühlt sich unnötig an.“ Eine Premiere. Traurig waren sie in dieser Saison fast noch nie.

Warum auch? Der Aufsteiger bleibt die Überraschung der Liga, steht mit 13:11 Punkten im sicheren Mittelfeld. Viel hat gepasst zum Saisonstart, als selbst der HSV Hamburg in Solingen verlor. Jetzt steht alles auf dem Prüfstand. Weil sich beweisen muss, wie viel das ausgerufene „Wunder von Wuppertal“ wert ist, wenn nicht mehr alles rund läuft.

Viktor Szilagyi kann damit umgehen. Szilagyi ist 35 Jahre alt, er hat erfolgreich in Essen, Kiel, Gummersbach und Flensburg gespielt. Und jetzt kurbelt der österreichische Nationalspieler den Weg des BHC an. „In unseren Erfolgen steckt viel, viel Arbeit“, sagt Szilagyi, der drei Jahre älter als Trainer Sebastian Hinze ist — und gerade seinen Vertrag um ein Jahr verlängert hat. Hinze läuft an der Seitenlinie nervös auf und ab. Jedes Mal hat er einen Plan, aber gegen Hannover geht er nicht auf. „Heute hat uns zu lange die Begeisterung gefehlt“, sagt er.

Ist die Luft schon raus? „Nein“, sagt Föste. Fast jedes Spiel sei ausverkauft, ob in Solingen oder Wuppertal. Die Machbarkeit einer neuen Arena (mit 5000 Plätzen) wird gerade geprüft. Sowohl Solingen als auch Wuppertal sind keine reichen Städte. „Wir wissen, dass wir private Finanzierung brauchen“, sagt Föste, der mit dem Club gegen Gummersbach am liebsten in die KölnArena ziehen wollte. Die ist am zweiten Weihnachtsfeiertag - dem Spieltermin - aber durch die Kölner Haie belegt. Das Spiel bleit also in Solingen.

Der Verein ist schuldenfrei. „Dafür stehe ich“, sagt Föste. Er glaubt an eine dauerhafte Zukunft im Oberhaus. „Das Bergische Land hat mehr als eine Million Einwohner. Mit rund 36.000 Unternehmen, davon rund 200 Weltmarktführer, steckt hier eine enorme Wirtschaftskraft“, hat er gesagt. Sie wollen sie nutzen.